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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola van Daxx
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überflüssigen Kreuzfahrerkilos auf den Hüften. Selbst der teuerste Wein schmeckte mir nicht allein. Ich konnte wohl mit der Freifrau von und zu Amselfelder diesbezüglich einfach nicht mithalten…
     
    Und dann hatte ich mir unglücklicherweise auch noch eine Kosmetik-Allergie eingehandelt, wohlgemerkt von den Top-Produkten aus Frankreich und Japan, reinstes Gesichts-High-End, kein noch so klitzekleiner Cremetopf unter 200 Euro… Rote Quaddeln, erbsengroß. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen. Außer, dass sie sich hartnäckig eingenistet hatten – an Gesicht, Hals und Dekolleté.
    Wahrscheinlich eine Art Neureichen-Allergie…
    Am Ende musste ich damit wieder zum Notdienst.
     
    Noch schlimmer waren nur die unzähligen Briefe, Emails und Anrufe, die ich von Leuten bekam, die offensichtlich völlig unerwartet in Geldnot geraten waren und sich nun daran erinnert hatten, dass wir uns doch „von früher her kannten“.
    Es wurden schwerkranke Verwandte vorgeschoben, teure , lebensrettende Behandlungen, dringende Kredite, die Zwangsversteigerungen in letzter Sekunde noch hätten abwenden können oder – der Mercedes unter den Bittstellern – drohende Obdachlosigkeit!
    Für all das sollte ich finanztherapeutisch die Lösung sein. Aber ich kannte diese Leute beim besten Willen nicht. Nicht  mal von ganz, ganz früher…
    Außerdem hatte ich selber genug mit mir zu schaffen.
     
    „Thea“, sagte ich in diesen Tagen zu mir selbst, „du bist ganz schön am Allerwertesten. Da nützt auch die tollste Aussicht über Groß-Nidda nichts. Da kann man sich eigentlich nur noch in den Panik-Raum einsperren und hoffen, dass einen niemand so schnell finden wird.“
    Ich war echt am Ende. Und in meinem sonst so sprudelnden Kopf war absolute Leere angesagt. Ein völliges Vakuum.
    Es gab in meinen Augen keinen größeren Versager auf Gottes Erden als mich. Ich hatte es verbockt. Mein Talent war hinüber, untergegangen in teuerstem Bordeaux-Wein von Zartkost-Marienkäfer, ersoffen in blubbernden Jacuzzi-Sitzungen, das klägliche Resthirn musste wohl der Hair-Stylist am Flughafen herausoperiert haben.
    Da war ich wieder: Thea Sellin ger. Nichts als ein mordsmäßiger Haufen Elend, jetzt allerdings in Kaschmir und Seide.
    Mein einziger Trost war Florentynas polnische Trost-Küche. Die besten Gerichte für schwache Schriftstellernerven : Piroggen mit Hackfleischfüllung, eine Art osteuropäische Ravioli ohne Tomatensoße, oder der Süßtraum schlechthin, Makowki, der Weihnachts-Mohnstrudel mit Honig, Rum und Nüssen – oder Botwinka, eine Rote-Beete-Suppe mit Sellerie und Huhn.
    Es dauerte gar nicht lange und wir wollten die komplette po lnische Küche kennenlernen. Dafür kochte meine Mutter immer sonntags für alle – dann aber traditionell deutsche Gerichte.
    Obwohl Klöße zu Schweinebraten und Rotkraut nichts Neues für Florentyna war en. Aber Spitzbuben in Speck-Sahne-Soße mit Birnenschnitzen, das kannte sie nicht. Hessen-Hardcore…
    Doch s o unterschiedlich waren wir unserem Nachbarland gar nicht – zumindest nicht kulinarisch. Auch sie liebten Herzhaftes und Süßes im Wechsel. Was figurtechnisch meist fatale Folgen hatte…
    Länderunabhängig, aber das war wenigstens gerecht!
     
    Doch so schnell wir uns an Florentyna, ihren entspannten Umgang mit der Zeit und ihr liebevoll gekochtes Essen gewöhnt hatten, so schnell war der Zauber auch schon wieder vorbei.
    „Frau Sellinger, es tut mir unendlich viel leid, Sie wieder ve rlassen zu müssen, aber Tochter von bekommt noch ein Baby, hat doch schon drei… So, ich muss einfach zurück nach Polen reisen und ihr stehen ein bisschen zur Seite, so sagt man doch. Vielleicht kann ich kommen zurück, wenn alles vorbei?“, fragte sie eines Tages und sah wirklich so aus, als wäre sie lieber gleich bei uns geblieben.
    „Natürlich, Sie können jederzeit wieder zurückkommen. Wann wäre das denn in etwa?“, wollte ich wissen.
    „Nun, wenn alles geht sehr gut mit Enkelkind – in Herbst, ich denke. Doch versprechen ist nicht möglich.“
    „Wie sollen wir das nur überleben, Frau Florentyna? Jetzt, wo wir uns so an Ihre Piroggen gewöhnt haben?“
    „Nun, ich kann herstellen einen gewissen Vorrat, Frau Sellinger. Piroggen helfen doch bei fast allen Krankheiten. Null Komma Null Problem, Frau Florentyna hat noch Zeit…“
    Typisch ! Man musste sie einfach gern haben.
    Ich befürchtete aber fast, sie für immer verloren zu haben. Denn wer konnte schon wissen, was die Zukunft

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