Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
rasend!
Denn es hieß, ihm passte irgendetwas generell nicht. Das bedeutete für mich: Arbeit, Arbeit, Arbeit!
U nd dazu auch noch unbändige Wutanfälle.
Außerdem schneite zeitgleich schon wieder eine Lesereisen-Tour herein, für Mai. Also direkt nach dem Abgabetermin. Dazu noch Homestories für diverse bunte Blätter und eine größere Reportage für die Süßfische-Verlagszeitschrift. Geplant war ein mehrseitiges Autorenportrait mit professionellem Fotoshooting – inklusive Hair- und Make-up-Artist.
Aber das Schlimmste war: Mir fiel nichts mehr ein.
Null Komma Null!
Und das war ein Problem…
Früher flossen die Ideen nur so aus meinem Kopf in die Hände, in die Tastatur und landeten dann bald im Internet.
Jetzt quälte ich mich mit Handlungssträngen, zähen Dialogen, unstimmigen Figuren und einer Geschichte, die wahrscheinlich nur noch krampfhaft und aus Vertragsgründen am Leben geha lten wurde. Künstlich, wohlgemerkt.
Denn eigentlich hatte ich die Nase komplett und gestrichen voll von Lena und Arne – und auch Schinkenspeck chen und Sahneschnitten lösten nur noch einen krampfhaften Würgereiz bei mir aus.
Da saß ich nun Tag für Tag und Nacht für Nacht an meinem antiken, englischen Schreibtisch – ging aus Verzweiflung zwischendurch in meinen Pool mit Gegenstromanlage und versuchte mich abzureagieren oder – wie früher – neue Ideen beim Schwimmen zu entwickeln. Aber nichts passierte.
Ahmed, der nach der Einweihung gleich mehrfach die Aufnahmefähigkeit des sündhaft teuren Parketts getestet hatte, war mehr oder weniger dauerhaft aushäusig. Mir blieben die hässlichen „Piss-Parkett-Paintings“, ein Grund für weitere Wutanfälle. Derweil hatte sich der unsaubere Langhaartyp wieder vornehm zu meiner Mutter – oder im Zweifelsfall – auch zu Herrn Altenberg zurückgezogen.
Doch ohne sein Schnurren fiel mir gar nichts mehr ein. Wahrscheinlich war ich ernsthaft an ADS erkrankt – dem Ahmed- Defizit- Syndrom…
Dagegen halfen sicher nur schwere Geschütze: Ich mixte mir also einen Mojito nach dem anderen und verzweifelte angesichts meiner anhaltenden Schreibblockade, auf die der Verlag gar nicht nett reagierte.
Je mehr Druck sie aber machten, desto weniger brachte ich zustande. Und die Frustration wuchs mit jedem Tag.
Ebenso wie die Papierberge, die ich wutentbrannt zerknüllt hatte, wann immer ich feststellte, dass alles, was ich geschrieben hatte, wieder einmal komplett unbrauchbar war. Mir waren die Ideen vollends abhanden gekommen, in meinem Kopf existierte nur noch Watte, Watte, Watte.
Es war zum Aus-der-Haut-fahren. Aber Flucht war auch keine Lösung.
Ich versuchte es dann abwechselnd mit Ablenkungsmanövern, ausgedehnten Kreativpausen oder auch der vermehrten Zuführung von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Alles für die Katz‘!
Obwohl… Die Katz‘ war mir ja auch abhanden gekommen.
Doch dann flatterte die Einladung zur Premiere „meines“ Kinofilms ins Hanse-Heim, was mich vor die Frage aller Fragen stellte: WAS ZIEHE ICH AN?
Sollte dieser Abend doch zum vorläufigen Highlight meiner Schriftstellerkarriere werden. Da konnte ich mich nicht lumpen lassen. Also musste ein Kleid her! Denn ich besaß ja keines.
Lediglich ein zerrupftes Frotteekleid, das ich zwischen zwei Saunagängen trug, wenn es nicht gerade Winter war, und ein ei nziges Sommerkleid, das war aber schon über fünfzehn Jahre alt und sowieso ungeeignet.
Also musste Herr Kretschmer her.
Zuerst kam eine Assistentin, nahm Maß und machte Vo rschläge, dann kam Guido Maria K. persönlich zur finalen Anprobe.
Wenn ich schon einmal über den roten Teppich schreiten durfte, dann sollte ich doch vom Meister persönlich gestylt werden. Und der Aufwand schien sich gelohnt zu haben.
Guido war „absolut angetan“ von meinen Rundungen.
„Hungerhaken können solch ein Kleid gar nicht tragen, Thea, Liebes.“
Kein Wunder, dass dem Mann alle Frauen zu Füßen lagen…
Er sagte einfach das, was frau gerne hören wollte. Und zwar so, dass es zweifellos die Wahrheit – und nichts als die Wahrheit – sein musste .
Ein Traum aus Samt und Seide in einer gewagten Kombinat ion aus Rot und Lila. Das hat geknallt!
Maßgeschneidert und wie mit Zauberhand auf meinen Astra lkörper gegossen.
„Thea, Liebes, du kannst da ruhig mal ein bisschen auffallen, du bist schließlich die Hauptperson, die Künstlerin, die Geschichtenerzählerin, Scheherazade persönlich. Ohne dich, kein Film!“, hatte
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