Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
er aufmunternd zu mir gesagt.
„Naja, die Hauptperson ist wohl zweifellos die Hauptdarstell erin, also Vroni Pérez. Mich kennt doch kaum jemand.“
„Thea, Liebes, wer dich nicht kennt, ist ein Banause. Und di ese Frau Pérez, die geht doch mittlerweile jedem auf den Keks mit ihrem Gesabbel. Die redet doch nur dummes Zeugs, wenn sie nicht gerade den Text aufsagt, der im Drehbuch steht. Die stellst du doch mit links in den Schatten. Das ist DEINE Premiere, Schnuckelchen…“
Noch ein paar Statements in diesem Tenor und ich glaubte diesem Frauenflüsterer Guido Maria einfach alles.
Dann war es endlich soweit. Mit meinem Maybach 62, den ich mir extra für diesen besonderen Anlass geleistet hatte – den Chauffeur hatte mir die Firma als „Bonbon“ noch freundlicherweise dazu gesponsert – fuhr ich standesgemäß am roten Teppich vor.
Blitzlichtgewitter ohne Ende, die versammelte Regenbogenpresse und hysterisch kreischende Fans, bei denen ich mir nicht sicher war, ob sie überhaupt wussten, für wen sie da schrien, empfingen mich, die Star-Autorin.
Thea on the Red Carpet!
Nachdem irgendwo der Name „Thea Sellinger“ gefallen war, riefen alle nur noch „The-aaa, hier, hier, hier!!!“ – fast so, als wäre ich gerade aus dem Papamobil ausgestiegen und nicht aus dem allerneuesten Maybach in Luxusausstattung.
Ja, i ch würde ihn pflegen und hegen müssen, denn so ein Modell (Theamobil!) wird voraussichtlich nie mehr gebaut…
Obwohl, wenn ich so recht überlege, dieses panzerglasgeschützte Papamobil hatte ja nun auch ausgedient. Der neue Hirte in Rom stand eben mehr auf geschenkte Renaults, also R4, um genauer zu sein, Baujahr 1984 – wohlgemerkt mit Minimum 300.000 Kilometer auf dem Tacho, ungedreht und streng katholisch. Dann macht es ja auch erst richtig Laune, bei strahlendem Sonnenschein mit Schneeketten (!!!) über den Petersplatz zu fahren. Mitten im September – das nur nebenbei erwähnt…
In echt!
Schneeketten hatte ich zwar keine zu bieten, aber ich war auf andere Weise ziemlich auffallend. Aufgrund meiner anhaltenden Haar-Misere hatte ich nämlich noch immer das farblich abgestimmte Seidentuch um den Kopf und sah damit aus, als wäre ich gerade einem französischen Film der sechziger Jahre entsprungen.
Dass ich extra Mettbrötchen mit Zwiebelringen, Griebenschmalzbrote, Bratkartoffeln mit Schinkenspeck und für die Süßmäuler ein paar Sahneschnittchen geordert hatte, machte mir aber am allermeisten Spaß.
I ch war ja schließlich gecoacht von Guido Maria höchstpersönlich. Der Meister war selbstverständlich auch anwesend und freute sich nicht nur über meine Erscheinung, die allein seiner Kreativität entsprungen war, sondern auch auf das Hausmannskost-Buffet, von dem ich ihm erzählt hatte.
„Endlich mal was Bodenständiges – ich kann schon lange keine Kanapees mehr sehen, geschweige denn essen…“
Dabei hatte ich doch das alles in erster Linie nur für Vroni Pérez, die sich selbst für eine Veganerin hielt, organisiert. Und getränkemäßig hatte ich nur eine Vorgabe gemacht: viel Alkohol!
Was dazu geführte hatte, dass Frau Pérez mehrfach gefragt wurde, warum sie denn gar nichts essen und auch überhaupt kein Flaschenbier trinken würde und ob sie eventuell guter Hoffnung sei.
Ich sag’s ja immer, man sollte außerhalb des Wohn- und Schlafbereiches nicht unbedingt auf bequeme Figurschmeichler und Schlabberlook setzen. Das sieht immer ein bisschen nach Saurer-Gurken-Zeit aus…
Und , was soll ich sagen? Volltreffer!!!
Am nächsten Tag waren die Schlagzeile n voll von vollbauchigen Vermutungen…
„Vroni Pérez schwanger? Ausschließlich Mineralwasser und ein locker sitzendes Abendkleid geben Anlass für Spekulationen“ – „Da hat ihr feuriger Andalusier wohl ganze Arbeit geleistet! Frau Pérez ist offensichtlich guter Hoffnung…“ – „Schwanger oder nur Mega-Blähungen? Sie hätten vielleicht lieber was Leichtes essen sollen, Frau Pérez! – „Entspanntes Schaulaufen bei der Premiere von „Sahneschnitte mit Schinkenspeck“, die Hauptdarstellerin steht zu ihren Über-Pfunden, nichts wird mehr kaschiert – ein neuer Trend auf dem roten Teppich?“
Ich jubilierte. Besser hätte meine Strategie nicht aufgehen können. Wenn sie jetzt noch irgendwo in die Kamera gesprochen hatte, dass sie als Veganerin ja nur Sahneschnitten ist, weil das andere „mit Fleisch“ ist, dann hatte ich mein Klassenziel erreicht.
Und richtig!
Schon am
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