Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
die Partyreste beseitigen musste, stundenlanges Dauerlüften angesagt war und ich schon am Samstag wieder los in die Märkte musste, um meine mühselig gesammelten Vorräte wieder aufzufüllen.
Das war nicht gerade Sparbrötchens Hobby…
Aber dann fand ich auch wieder, dass es ja schade wäre, wenn gar niemand mehr zu mir käme und dass Freundschaft ja auch ihren Preis hatte. Feinkost Albrecht unterstützte mich bei diesem sozialen Gedanken jedenfalls nach Kräften.
Wie oft hatte ich mir schon vorgenommen, sie einfach nicht mehr reinzulassen. Oder alle Rollläden herunterzulassen und so zu tun, als wäre ich gar nicht da. Als gäbe es mich plötzlich gerade nicht mehr.
Doch manchmal dachte ich auch wieder, komm‘, Detlef ist mit seinem Namen schon gestraft genug und dann hat er auch noch diesen Freund, diesen Claude Philippe Chevalier, ein Name wie ein Mister-1000-Volt-Chanson bei Kerzenschein, der ihn jedoch nach Strich und Faden belügt und betrügt (was ihn aber nicht davon abhält, weiterhin mit zu mir zu kommen, wenn es sein Dating-Timer erlaubt), Silke ist froh, wenn sie überhaupt mal rauskommt und nicht ständig nur das Muttertier für ihre Selina geben muss – und Ellen und Thomas halten es wahrscheinlich miteinander gar nicht mehr aus, sie brauchen immer ein paar Komparsen um sich herum, denen sie demonstrieren können, dass das mit ihrer Scheidung wohl doch nur ein schlechter Scherz sein kann…
Obwohl sich jeder insgeheim fragt e, warum sie noch nicht längst wirklich geschieden waren, wo sie doch aller Welt seit Längerem erzählten, dass es nun bald wirklich immer und endgültig für alle Zeiten aus und vorbei sein sollte mit ihnen…
Doch das taten sie nur, wenn sie alleine aufkreuzten.
Im Doppelpack demonstrierten sie weiterhin tapfer Harmonie in Reinstform.
So ähnlich war es auch an jenem Freitagabend kurz vor Weihnachten:
Ich hatte mir extra einen BH angezogen, denn ich wollte z umindest einigermaßen zivilisiert aussehen, falls jemand kommen würde, was realistisch betrachtet mehr als wahrscheinlich war. Und vorsichtshalber standen auch einige Fläschchen Bier und Wein kalt, ich hatte prophylaktisch ein paar Baguettes gekauft und ein bisschen Käse – die Weintrauben nicht zu vergessen. Falls der Franzose, dieser Claude, mal ausnahmsweise auch wieder mit aufschlagen würde…
Und so war es auch.
„Thea- Cherie“, zwitscherte er mit seinem süßen Akzent, der aber auch schon alles war, was an ihm als süß zu bezeichnen war, „wir dachten, wir leisten dir ein bisschen Gesellschaft, so allein wie du zurzeit bist, ohne l’Amour meine ich – und bei dieser deprimierenden Dunkelheit!“ Dabei schmatzte er mich ab wie immer, dreimal an der Zahl.
Ich hoffte, dass mein Immunsystem das überstehen würde, denn er klang diesmal gefährlich nasal und nach anstehender Sa isoneröffnungsgrippe. Nicht zu vergessen, als Stewart bei der LaBelle Air war er im Prinzip ein Virenimporteur erster Güte. Schließlich kam er ganz schön herum in der großen weiten Welt.
Im Schlepptau hatte er natürlich Detlef, der sich wieder einmal die Haare neu getönt hatte, was ihn zu einer echten Konkurrenz für Nachrichtensprecher machte. Mahagoni for Men …
Grrrr, igitt. Wie kann MAN(N) nur???
Es sah unmöglich aus. Konnten die Männer nicht mal eine einzige Sache – außer menstruieren und gebären – nur uns Frauen überlassen? Nicht genug, dass man nun ständig und überall von den Wechseljahren des Mannes hören und lesen musste (die Ärmsten!!!) Aber mussten sie uns jetzt auch noch bei Rossmann und Co. die Haarfarbenregale ausräubern?
„Wie findest du meine neue Farbe? Sweet Brownie nennte sich das Ganze, brandneu auf dem Markt und ohne unnötige Chemie… Wär‘ vielleicht auch mal was für dich, Honey. Einfach mal weg von dem Blondton, der muss irgendwann mal ins Lazarett…“
„Och, mir gefällt der Ton noch ganz gut. Mit dunkleren T önen habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Das macht irgendwie alt.“ – „Honey, Teuerste, du willst doch nicht allen Ernstes andeuten, dass mich die neue Farbe auch nur einen Tag älter wirken lässt! Ich finde, ich sehe fast so unverschämt gut aus wie „The Master“ - also Guido Maria himself…“
Dabei versuchte er auch noch zu lachen wie dieser GMK, der neuerdings nicht nur wegen seiner Haarfarbe in aller Munde war. Der Liebling aller Shoppingwütigen…
„Nein, natürlich nicht. Aber ich kann in dem Licht sowieso nicht so
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