Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
vertilgt, das wäre nämlich auch nicht gut für mich gewesen, gesetzt den Fall, ich hätte das alles alleine und ohne fremde Hilfe gegessen. Für mich als Einzelperson wäre das Sofa sowieso viel zu groß und zu komfortabel gewesen. Meine letzte Zigarette? Ach, die kann auch einer von euch haben. Paffen ist eh so ungesund und ich kann ja einfach mitrauchen, wenn Ihr qualmt… Das soll doch fast genauso wirken.
Also, k ommt nur alle her. Raucht, bis die Schwarte kracht und lacht, so laut Ihr könnt! Meine Mutter schläft zwar oben, aber nachts hat sie ihr Hörgerät sowieso aus…
Ich war wirklich kurz davor, sie alle hinauszukompli mentieren, als plötzlich das Telefon klingelte. Um zehn Uhr abends!
Ruth Maria und Götz waren gerade auf dem Bildschirm erschienen, aber die Meute hatte den Ton sowieso schon leiser gedreht. Nun spitzten sie ihre Ohren umso mehr. Wer konnte das wohl sein? Ich versuchte cool herüberzukommen.
„Thea Sellinger“, meldete ich mich und war gleichzeitig e rstaunt darüber, dass mich jemand vom Vinzenz–Joseph–Klinikum noch so spät anrief. Die aufblinkende Nummer kannte ich schließlich in- und auswendig.
„Hallo Thea, ich bin’s, Karsten.“
Funkstille über gefühlte Stunden…
„Ja?“, ich stellte mich extra blöd, was in dem Moment nicht allzu viel Aufwand erforderte.
„Du, ich hab‘ gerade Nachtdienst und ein bisschen Leerlauf. Da ist mir eingefallen, dass ich noch ein paar Bücher vermisse. Ja, ich weiß, es ist schon länger her mit deinem Auszug, aber mir fehlen meine ganzen alten Karl -Mays und dann noch ein Orthopädie-Buch aus meiner Studienzeit, da steht vorne sogar eine Widmung drin. Du weißt schon, vom alten Professor Sauerwein. Kann das sein, dass du die Bücher vielleicht aus Versehen mit eingepackt hast? Ich meine, so in der Hitze des Auszugs…“
Ich kochte noch mehr als vorher. Dann sah‘ ich aber Frau Ruth Maria im Fernsehen und selbst ohne Ton wirkte ihr ausgle ichendes, spirituelles Wesen. Sie sendet wohl irgendwelche befriedenden Schwingungen aus.
Ommm, Ommmmmmmmmmmmmm…
Doch es wirkte nicht lange genug, denn dann kam Götz auf die Mattscheibe. Und es erwachte der Schimanski in mir.
„Sonst geht’s dir aber gut?“
Ich versuchte noch, gefährlich zu klingen – zumindest ein kleines bisschen – aber mehr Schimmi kam halt nicht aus mir raus, es klang eher nach eingeschüchtertem Horst (und zwar ohne Parka!)…
„Ja, danke der Nachfrage. Nur meine Bücher fehlen mir noch zum perfekten Glück!“
Frech war er also auch noch. Na warte, der soll mich kennenlernen!!! In Gedanken zog ich den alten Parka wieder an…
„Ich befürchte, dazu kann ich dir aber nicht verhelfen. Wie du weißt, ich persönlich lese wenig, höchstens mal die Tageszeitung oder das Fernsehprogramm – und Karl-Mays erst recht nicht. Außerdem interessiert mich Orthopädie für keine fünf Pfennige und für eine Widmung vom alten Professor Sauerwein kann ich mir auch nichts kaufen.“
„Vielleicht kannst du freundlicherweise doch nochmal nachsehen? Wäre mir wirklich wichtig.“ Der angehende Chefarzt kämpfte für seine Belange anscheinend mit allen Mitteln.
„Meine paar Schinken habe ich schnell durchgesehen, da sind deine Bücher nicht dabei. Echt!“
Anscheinend hatte das Karsten auf eine ganz andere Idee gebracht. Aus den hintersten Winkeln seiner verbliebenen Gehirnwindungen kam unglaublich spontan: „Och, Schinkenspeckchen, jetzt sei doch nicht so stur, tu‘ mir doch einfach den Gefallen und sieh‘ nochmal nach.“
Mir stockte der Atem.
Schimanski, jetzt muss die Knarre her!
„SCHINKENSPECKCHEN? ????“, entgegnete ich entsetzt und extra laut, was nicht mal gespielt war, „ich glaube, jetzt geht’s aber wirklich los!!!“ Die Gesichter auf meiner Couch klappten umgehend ihre Kinnladen aus… Wie auf Kommando! Wie einstudiert!
„Jetzt sei doch nicht so überempfindlich. Ist mir halt so rau sgerutscht…“ Schon die Stimme von ihm löste mittlerweile kalte Schauer in mir aus. Arroganter, ignoranter Sack! Verschimmelte Sahneschnitte, Dr. med. Karsten Stinkekäs‘…
„Ich? Empfindlich? Ich weiß zwar nicht, was du aus deinem Medikamentenschrank heute so eingeworfen hast, aber es war definitiv das Falsche!!!“
„Vielleicht hättest du besser auch was davon nehmen sollen, dann wärst du nicht so verbiestert und humorlos…“, konterte er.
„Mach’s gut!“, schnaubte ich in den Hörer.
Beim Auflegen schnappte ich noch ein „
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