Glücksspiel der Liebe
entehrt hat?«
Fiona stöhnte. »Ich wurde nicht entehrt.«
»Daniel Sinclair«, sagte Belle.
Aller Aug en richteten sich auf sie.
»Der Amerikaner. Er heißt Daniel Sinclair. Namen kann ich mir gut merken«, stellte Belle zufrieden fest. »Also, was hat es mit diesem Buch auf sich?«
Fionas Blick verweilte etwas auf ihrer Schwester. Gen war die Praktische unter den Mädchen, Sophia war die liebenswerteste der drei, doch Belle war und blieb ein Rätsel. Mal selbstsüchtig, mal selbstlos, man wusste nie, was ihr als nächstes einfiel. Sie war ein Quell ständiger Überraschung.
»Richtig, das Buch.« Fiona sammelte sich. »Es wird kein langes Buch, ich denke, das Schreiben wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Lord Helmsleys Vorschlag ist, eine Erzählung zu verfassen, die zu meinen Zeichnungen passt. Das Buch selbst wird also überwiegend aus meinen Arbeiten bestehen.«
Gen zog eine Grimasse. »Aber bitte nicht diese langweiligen Ansichten von Hügeln und Bäumen und Flüssen und was man so alles in Gottes freier Natur findet?«
»Nein...«
»Oder diese ermüdenden, freudlosen Bilder von Trauben und Kerzen und Schüsseln und gebratenen Hähnchen.« Belle erschauderte. »Keine Erzählung der Welt, die etwas mit einem dressierten Brathähnchen zu tun hat, kann es wert sein, gelesen zu werden.«
»Ich mag meine Stillleben«, schmollte Fiona. »Aber nein, auch diese stehen nicht zur Debatte.«
» Aha .« Sophias Augen wurden groß. »Dann geht es wohl um die unanständigen Bilder?«
Fiona stockte der Atem. »Was für unanständige Bilder bitte schön?«
Ihre Schwestern tauschten vielsagende Blicke.
Gen verschränkte die Arme vor der Brust. »Die mit den nackten Leuten.«
Innerlich stöhnte Fiona, doch ihre Miene blieb unbewegt. »Das sind einfach nur Zeichnungen von Statuen und...«
Belle prustete. »Von wegen! Wir haben deine Statuen-Bilder gesehen und sie sind völlig anders als die von den nackten Leuten.«
Ein mitleidiger Blick von Sophia traf Fiona. »Wir können sehr wohl den Unterschied erkennen.« Sie hielt kurz inne, dann fügte sie hinzu: »Auch wenn wir noch niemals echte nackte Menschen herumtollen sahen ...«
»Es gab keine Tollerei!« Fiona knirschte mit den Zähnen. Du lieber Himmel, dachte jeder Betrachter ihrer Bilder sofort an Ausgelassenheit und wildes Treiben und vielleicht sogar trunkene Orgien lachender dunkelhaariger Männer mit Grübchen und einladenden Blicken? Sofort schob sie diesen schockierenden Gedanken von sich weg. Dann sah sie ihre Schwestern streng an. »Ihr seht euch heimlich meine Zeichnungen an.«
»O ja, das tun wir.« Gen grinste. »Schon seit Jahren.«
»Früchte sind wirklich überhaupt nicht reizvoll.« Belle verdrehte die Augen. »Oder Bäume.«
»Die von uns gefallen uns allerdings recht gut. Die finden wir wirklich gut gelungen.« Sophia sah ihre Schwester vorwurfsvoll an. »Doch du hast schon vor Ewigkeiten aufgehört, uns deine Bilder zu zeigen.«
»Ich hatte nicht den Eindruck, dass euch das besonders am Herzen lag.«
»Nicht unbedingt«, murmelte Belle. »Immerhin waren es fast nur Früchte.«
»Zunächst waren wir schockiert.« Gen sprach weiter. »Dann befanden wir, dass es Teil deines Kunstunterrichts und daher vermutlich hinnehmbar war.«
»Solange niemand davon wusste«, fügte Sophia rasch hinzu. »Außerdem waren wir uns einig, dass wir vielleicht nie Gelegenheit hätten, nackte Menschen zu sehen...«
»Vor allem nackte Männer«, betonte Belle.
»... bis wir heiraten würden.« Sophia zog die Nase kraus. »Wenn überhaupt.«
Gedankenvoll sah Gen Fiona an. »Kann man wirklich Geld damit verdienen, ein Buch zu schreiben?«
Belle prustete. »Das will ich doch meinen, zumindest wenn unanständige Bilder darin sind.«
»Sie sind nicht unanständig, das ist Kunst.« Sophia schniefte.
»Die Leute sind nackt«, feixte Belle. » Nackte Menschen, die von berühmten und meist toten Künstlern gemalt wurden und in Museen hängen, sind Kunst. Bilder von nackten Menschen in einem Buch sind unanständig.«
»Obwohl ich doch vermuten möchte«, bemerkte Gen, »dass sich so etwas gut verkaufen lässt.«
»Wollen wir es hoffen. Unsere Zukunft hängt davon ab.«
»Was unsere Zukunft betrifft...« Gen betrachtete ihre ältere Schwester. »Unabhängig davon, ob man es nun Kunst oder unanständig nennen will. Aber wird dieses Buch nicht einen Skandal verursachen?«
»Nicht, wenn niemand die Urheber kennt. Es wird anonym veröffentlicht. Unsere Namen
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