Glücksspiel der Liebe
werden in diesem Zusammenhang nicht genannt werden.« Fiona fixierte die Mädchen. »Und ich möchte hier und jetzt euer feierliches Versprechen, dass ihr nie, niemals einer Menschenseele davon erzählt.«
Die Mädchen sahen einander an.
»Mir ist wohl bewusst, dass keine von euch besonders gut darin ist, Geheimnisse zu bewahren. Aber in dieser Angelegenheit ist das von allergrößter Bedeutung.« Fiona sah jeder ihrer Schwestern nacheinander in die Augen. »Sollte ich in einen Skandal dieser Größenordnung verwickelt werden, dann würde die Schande euch ebenfalls treffen.« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Tante Edwina würde sicherlich nicht gern Mädchen in die Gesellschaft einführen, deren Schwester...«
»Ist ja gut, wir sagen kein Wort«, unterbrach Gen sie eilig.
»Niemals.« Sophia nickte. »Selbst wenn wir von amerikanischen Wilden gefoltert werden.«
Belle schniefte. »Und wir sind entrüstet, dass du uns das auch nur eine Sekunde lang zutrauen würdest.«
»Sehr gut.« Erleichtert atmete Fionaauf. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein Bekanntwerden dieser absurden Unternehmung. Sie wäre schneller ruiniert, als sie auch nur ein Wort der Erklärung äußern könnte. Und damit wäre auch jede Aussicht auf einen geeigneten Ehemann verloren. Ob man es nun Kunst nannte oder unanständig, kein Gentleman würde eine Frau auch nur in Betracht ziehen, die Bilder von nackten Menschen malte. Besonders von nackten Männern. Ob sie nun herumtollten oder nicht.
Außer vielleicht einem.
Jonathon hatte nicht im Mindesten schockiert von ihren Zeichnungen gewirkt. Im Gegenteil, er war amüsiert und voll des Lobes gewesen. Sehr ermutigend. Jonathon war wirklich ein ungewöhnlicher Mann, überhaupt nicht so, wie sie es von einem Duke erwartet hätte. Andererseits war sie selbst vermutlich auch nicht so, wie er vermutet hatte.
Was ebenfalls ermutigend war.
Das Einzige, was ihre Laune nicht hob, war dieser Plan mit dem Buch. Selbst bei eine ausgewählten Publikum konnte sie sich einfach nicht vorstellen, dass man mit so etwas so viel und so rasch Geld verdienen konnte, wie sie es musste. Andererseits war es auch nicht ausgeschlossen, falls es wirklich einen aufnahmebereiten und diskreten Markt für solcher Art Bücher gab. Sie musste Oliver und Jonathon wohl einfach vertrauen. Eine andere Wahl hatte sie momentan nicht.
»Bist du ganz sicher, dass er dich nicht heiraten möchte?«, fragte Gen.
Belle sah ihre Schwester forschend an. »Vielleicht will er dich nur nicht sofort heiraten?«
»Könnte es nicht sein, dass er es sich noch einmal anders überlegt?«, überlegte Sophia laut. »Immerhin hat er dich geküsst.«
»Das stimmt.« Fiona lächelte bei der Erinnerung. »Und es war angenehm.«
Belle zog eine Braue hoch. »Wie angenehm?«
»Sehr angenehm. Der Mann hat eindeutig schon zuvor geküsst.«
»Tja...« Das Wort kam gedehnt von Belle.
»Ich weiß, was ihr jetzt denkt, aber das könnt ihr euch gleich wieder aus dem Kopf schlagen.« Fiona bemühte sich um einen nüchternen Tonfall. »Gleich unter welchen Umständen, ich weigere mich einen Mann zu heiraten, der mich nicht heiraten will.«
»Es gibt Mittel und Wege...«
»Und ich werde ihn nicht zu einer Heirat zwingen.« Fiona schüttelte mit Bestimmtheit den Kopf.
»Schade«, murmelte Belle.
Am liebsten hätte Fiona ihrer Schwester zugestimmt, doch sie beabsichtigte wirklich nicht, ihn gegen seinen Willen zu ehelichen. Dennoch wollte sie die Hoffnung auf eine Hochzeit mit Jonathon nicht gänzlich aufgeben. So weit hergeholt dieser Buch-Unfug auch sein mochte; er würde dennoch dem köstlichen Zweck dienen, viel Zeit mit seiner Lordschaft zu verbringen. Und wer wusste schon, was alles geschehen konnte?
Wenn er sie ansah, lag in seinen Augen ein wundervolles Versprechen. Und tief in sich spürte sie die Andeutung von etwas ebenso Wundervollem, wenn sie ihn ansah. Das waren nicht mehr die Gefühle, die sie als junges Mädchen für ihn gespürt hatte. Ihre Empfindungen waren zögerlicher, vorsichtiger, als seien sie zu machtvoll, um sie im Ganzen anzuerkennen. Tiefer, reicher und viel bedeutsamer. Wie ein Bild, das wieder und wieder überarbeitet wurde, bis es einzigartig und vollkommen war.
Was auch immer es war, das zwischen ihnen beiden geschah, sie musste es weiter erforschen. Sie hatte ja nichts zu verlieren. Aber vielleicht eine Menge zu gewinnen.
Sechstes Kapitel
Bereits am nächsten Tag...
Jonathon marschierte in Olivers
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