Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
Brüder mögen ihn.“
„Wen?“ Sie legte ein Stück Schokoladenkuchen auf einen Teller und servierte ihn ihrem Vater. Schokolade war seine einzige Schwäche.
„Deinen Chef.“
„Sebastian ist schon beeindruckend.“ Allein jetzt an ihn zu denken, versetzte ihr einen Stoß. Während der Tage, die ihr Vater im Krankenhaus verbracht hatte und sich nur langsam erholte, war Missy zu beschäftigt, um an die Zeit in Las Vegas zu denken. Oder sich zu sorgen, was die Zukunft mit sich brächte.
„Er macht sich Sorgen um dich, oder?“
Missy starrte auf ihren Teller mit Kuchen, den sie selbst gebacken hatte.
„Ich habe lange mit ihm gearbeitet.“
„Mir kam zu Ohren, dass da noch mehr war.“
Ihre Wangen glühten verschämt beim eindringlichen Blick ihres Vaters. Wer hatte ihm das nur erzählt? David? Sie hatte ihn darauf eingeschworen, nichts auszuplaudern, und er hatte es ihr versprochen.
„Keine Ahnung, wovon du redest.“
„Er hat doch jeden Tag hier angerufen. Manchmal sogar zwei Mal am Tag.“
„Es ging um die Arbeit. Sie haben eine neue Firma aufgekauft.“ In ihrer Abwesenheit hatte Sebastian den Deal mit Smythe Industries retten können. „Da gab es eine Menge Details zu regeln. Sebastian hat angerufen, damit ich der Vertretung Anweisungen geben konnte.“
„Und dass er dich geküsst hat? Im Krankenhaus?“, wollte er wissen. Sein Tonfall war eher beiläufig. „Was ist damit? Gehört das auch zur Arbeit?“
„Wer hat das gesagt?“ Missy hielt die Hände an ihre hochroten Wangen. Derart verlegen war sie nicht mehr gewesen, seit ihr Vater sie mit fünfzehn beim Knutschen mit einem Klassenkameraden ertappt hatte. „Wenn das David war, dann kann der …“ Sie brach den Satz ab, weil sie vor ihrem Vater nicht die Beherrschung verlieren wollte.
„Keine Bange, dein Bruder hat dich nicht verpetzt. Eine der Krankenschwestern hat es mir erzählt.“
„Na toll.“
„Hat Tim aus diesem Grund mit dir Schluss gemacht?“, hakte ihr Vater nach. Sein Gespür, alles um ihn herum genau zu erahnen, hatte durch die Verletzung, an der er vor drei Wochen beinahe gestorben wäre, offenkundig nicht gelitten.
Missy musste diesen schrecklichen Gedanken verdrängen. Sie versuchte die Dinge richtigzustellen.
„Nein, Tim hat sich getrennt, weil ich so viele Überstunden gemacht habe und er sich einsam fühlte. Und weil er jemanden anderen gefunden hatte. Sebastian hat damit nichts zu tun.“
„Soso. Seid Ihr beide denn jetzt zusammen?“
„Sebastian und ich?“ Sie musste schallend lachen. „Natürlich nicht. Ich bin gar nicht sein Typ. Wenn er überhaupt wieder heiratet, dann wohl eine Frau, die gut aussieht, reich ist und aus bestem Hause kommt. Das alles bin ich jedenfalls nicht.“
„Vielleicht irrst du dich da.“
Vielleicht. Aber andererseits hatte sie ja bemerkt, was er von der Kleinstadt hielt, aus der sie kam. Er war mit ihrer Familie höflich umgegangen, aber hatte auch diesen taxierenden Blick gehabt.
„Magst du ihn denn?“, fragte ihr Vater.
„Sogar sehr. Aber ich bin mir nicht sicher, wie es sich bei ihm verhält.“
Woran war sie bei Sebastian eigentlich? Sie wusste nicht, ob er überhaupt mehr wollte, als sie lediglich für die Arbeit zurückzugewinnen. Oder mit ihr einfach nur eine Weile seinen Spaß zu haben. In Las Vegas hatte sie schon skeptisch gefragt, wie es weitergehen würde. Jetzt, wo er gesehen hatte, woher sie kam, gab es wohl keine Zweifel mehr, dass es keine gemeinsame Zukunft gab.
Wenn sie doch nur diesen letzten Abschiedskuss aus ihrem Kopf kriegen würde. Wie er sie an sich gedrückt hatte und wie er gezögert hatte, sie loszulassen. Sie sollte auch einfach seinen täglichen Anrufen nicht so viel Beachtung schenken. Auch wenn seine Stimme stets warm und liebevoll geklungen hatte, wenn er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte hatte.
Der Gedanke daran verursachte ihr eine Gänsehaut.
Sie aß den Schokoladenkuchen auf und räumte den Esstisch ab.
„Danke für das leckere Essen“, sagte ihr Vater, der sie umarmte. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du solltest wirklich nach Houston zurückfahren. Du kannst dich doch hier nicht ewig verstecken.“
Noch bevor sie darauf etwas erwidern konnte, hatte er auch schon das Esszimmer verlassen. Er hatte sie mit seinen Ansichten konfrontiert und dann einfach so stehen gelassen, ganz bewusst. Missy dachte darüber nach.
Versteckte sie sich? Möglicherweise vor sich selbst?
Vier Wochen war es her, seit sie ihren
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