Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
Job aufgegeben und sich mit ihrem Chef eingelassen hatte. Wenn sie jetzt nach Houston zurückging, würde sie sich mit beiden Ereignissen auseinandersetzten müssen. Dazu war sie noch nicht wirklich imstande.
„Ich gehe einkaufen“, rief sie ihrem Vater zu und griff sich ihre Handtasche und die Autoschlüssel.
Missy hielt zuerst am Drugstore. Sie durchstreifte die Gänge und warf Shampoo, Hautcreme und Zahnseide in den Einkaufskorb. Als sie an den Hygieneartikeln vorbeikam, blieb sie wie erstarrt stehen. Sie war jetzt seit über vier Wochen hier, und bisher war ihre Regel ausgeblieben. Sie zog ihr Handy hervor, öffnete den Kalender und rechnete nach.
Sie hätte ihre Tage schon vor zwei Wochen bekommen müssen. Entweder lag es am Stress der letzten Zeit … oder sie war schwanger. Aber wie war das möglich? Sie hatten doch beide aufgepasst.
Nur nicht beim allerersten Mal.
Da waren sie so miteinander beschäftigt gewesen, dass sie nicht an Verhütung gedacht hatten. Beklemmung ergriff sie. Aber schwanger zu werden, weil man einmal nicht aufgepasst hatte? Eher unwahrscheinlich.
Sie musste sich Gewissheit verschaffen. So schnell wie möglich. Aber sie konnte den Test nicht hier kaufen. Alle kannten sie. Ihr Vater würde davon erfahren.
Sie fuhr in einen entfernt liegenden Ort und fand eine Apotheke, in der niemand von ihr Notiz nahm. Wie im Trance bezahlte Missy ihren Einkauf und ging zum Wagen zurück. Eine dreiviertel Stunde später stand sie im Waschraum eines Straßencafés und sah zum fünfzehnten Mal auf die Uhr.
Sie wartete auf den blauen Strich, aber im Grund brauchte sie es nicht. Sie wusste, dass sie von Sebastian ein Kind erwartete. In Gedanken an frühere Zeiten kam Reue in ihr hoch. So hatte sie es während ihrer Schulzeit schon einmal erlebt. Allerdings war sie da nicht schwanger geworden, trotz der Gerüchte. Was ihren damaligen Freund nicht abgehalten hatte, sie einfach sitzen zu lassen.
Und wenn etwas sicher war, dann dass Sebastian die Nachricht nicht gnädig aufnehmen würde. Er würde vermuten, dass sie es darauf angelegt hatte, schwanger zu werden. Dass sie ihn ausgetrickst hätte. Wer könnte es ihm verübeln? Schließlich hatte es seine Exfrau die ganze Zeit so gemacht.
Aber er würde Missy wohl heiraten. Um ihr dann den Rest seines Lebens Vorwürfe zu machen. Das könnte sie nicht ertragen. Sie liebte ihn zu sehr, um ihm das anzutun. Also würde sie ihm gar nichts erzählen.
Ihr Handy klingelte. Der Nummer nach jemand aus Houston, aber nicht Sebastian.
„Missy“, ertönte Max’ Stimme. „Ich hoffe, deinem Vater geht es wieder besser.“
„Viel besser, danke.“ Sie starrte auf den Teststreifen, auf dem ein blauer Streifen sichtbar wurde.
Positiv. Sie war schwanger.
„Das ist schön. Bist du noch interessiert an der Stelle in der PR-Abteilung?“
Sie konnte jetzt nicht schwanger sein. Sie hatte keinen Mann. Keinen Job. Kein Einkommen. Was sollte sie nur tun?
„Tut mir leid, was hast du gesagt?“
„Ich fragte, ob du immer noch Leiterin der PR-Abteilung werden möchtest?“
Das könnte wenigstens das Problem mit dem Job lösen, aber was wäre mit Sebastian? Eben gerade noch wollte sie ihm verheimlichen, dass er Vater wurde. Konnte sie sein Kind austragen und trotzdem in seiner Firma arbeiten?
„Missy?“, fragte Max. „Bist du noch dran?“
„Ja.“
„Und, was sagst du?“
Was sollte sie schon sagen? „Ja, ich bin interessiert. Ich frage mich nur, wie Sebastian das wohl aufnehmen wird.“
„Lass dich davon nicht abhalten. Deiner Karriere wird das guttun.“
„Du hast recht. Ich nehme den Job an. Hab vielen Dank.“
„Wann kommst du zurück?“
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und straffte die Schultern. Sich so aufrecht haltend wie nur möglich, verließ sie den Waschraum und ging zum Wagen zurück.
„Ich fahre am Mittwoch zurück.“ Lieber wäre sie noch länger in Crusade geblieben.
„Dann sehen wir uns Donnerstag im Büro.“
„Max, sag Sebastian bitte nichts von dem Job. Das mache ich.“
„Wie du willst.“
Missy seufzte, als sie das Gespräch beendete. Sebastian wäre sicher verstimmt über ihre Entscheidung. Dennoch würde es ihn freuen zu hören, dass sie weiterhin bei Case Consolidated bleiben würde. Außerdem hatte er ja deutlich gemacht, dass die beruflichen Aspekte Vorrang hätten. Ganz gleich also, wie großartig ihr leidenschaftlicher Flirt gewesen war, sie beide wussten, dass alles nur ein Spiel auf Zeit
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