Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
„Die Freude habe ich ihr schon gemacht“, murmelte er in sich hinein.
Die Fahrt zurück kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Während er sich durch den Verkehr von Houston quälte, legte er sich überzeugende Argumente zurecht, warum sie ihm verzeihen sollte. Als er auf den Parkplatz vor ihrem Apartmenthaus einbog, sah er schon, dass ihr Wagen nicht mehr davor stand.
Auf sein Klingeln und Klopfen öffnete ihm niemand. Sie war fort. An ihr Handy ging sie auch nicht. Es gab nur einen Ort, an den sie gegangen sein konnte. Nach Hause. In ihre Heimatstadt.
Und dahin würde er ihr folgen.
Einen Tag nach dem Streit mit Sebastian fuhr Missy vor dem Haus ihrer Eltern vor. Es war zehn Uhr in der Früh. Nachdem er gegangen war, war sie zu mitgenommen gewesen, um alleine in ihrem Apartment über den Schlamassel, in dem sie steckte, nachzugrübeln. Stattdessen hatte sie ihre Sachen gepackt und war nach Crusade gefahren.
Mit klopfendem Herzen starrte sie nun auf den Wagen, der in der Einfahrt ihrer Eltern geparkt war. Sebastians Mercedes. Was tat er denn hier? Als sie die Wagentür öffnete, wurde sie bereits von ihrer Familie begrüßt, allen voran Sebastian.
„Wo warst du so lange?“ Er hielt ihr die Wagentür auf und half ihr beim Aussteigen. Er umarmte sie innig und musterte sie von oben bis unten, wie um sich zu vergewissern, dass ihr nichts fehlte. „Ich habe ein Dutzend Mal versucht, dich zu erreichen. Wieso hast du dich nicht gemeldet?“
„Weil ich mein Telefon ausgeschaltet hatte.“ Insgeheim freute sie sich, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte. Dennoch wich sie seinen Berührungen aus. „Und was tust du hier?“
„Du warst nicht erreichbar, und da haben wir gedacht, es sei dir etwas zugestoßen“, erklärte Sebastian, während er ihr die Wange streichelte. „Wo warst du denn?“
„Ich war so müde, da habe ich an einem Motel gehalten, um ein wenig Schlaf zu kriegen.“ Beim Anblick seines besorgten Gesichts schienen die Gründe ihres Streites zu verblassen. „Aber was willst du hier?“
„Mich entschuldigen.“
„Dich entschuldigen?“ Das war so gar nicht Sebastians Art. Was hatte er vor? „Und was, wenn ich das nicht annehme?“
„Warum solltest du nicht?“
Seine hochgewachsene Gestalt versperrte ihr die Sicht auf die Ansammlung ihrer Brüder und Schwägerinnen, die für ihren Geschmack viel zu viel von dem Gespräch mit Sebastian mitbekamen. Ihr Vater grinste über das ganze Gesicht.
„Wenn du dir das nicht denken kannst, dann hat es auch keinen Zweck, es dir zu erklären.“ Missy beugte sich in den Wagen und holte ihre Reisetasche heraus. Zu ihrer Verärgerung nahm Sebastian ihr diese aus der Hand und fasste sie am Arm.
„Irgendwas hast du doch auf dem Herzen. Wir können doch drinnen weiterreden.“
„Nein.“ Sie wand sich aus seinem Griff. „Schluss damit. Schau mal, Sebastian. Ich stamme von hier. Meine Familie hat weder Reichtum noch Einfluss. Aber wir sind voller Liebe. Voller Vertrauen. Wir sorgen füreinander. Und das bedeutet mir viel.“
„Ich verstehe dich nicht ganz.“
„Dein Geld und deine schicken Freunde sind mir egal. Liebe. Vertrauen. Engagement. Das ist das, was ich mir in einer Beziehung wünsche.“
Missy riss die Reisetasche an sich und ging ins Haus. Sie bekam nicht mit, dass alle anderen draußen stehen geblieben waren. Auf der Treppe, die zum oberen Stockwerk führte, bemerkte sie, wie still es im Haus war, und drehte sich um.
Durch das große Fenster sah sie Sebastian zu David in dessen Truck steigen. Wo wollte er mit ihrem Bruder hin? Ihr Vater kam zur Tür herein.
„Was ist los mit dir?“, polterte er. „Der Junge fährt die ganze Nacht durch, nur um dich zu sehen. Er ist total besorgt, weil du nicht auftauchst. Und dann behandelst du ihn wie einen Hund.“
Einen Moment lang wusste Missy nichts zu sagen. Ihr Vater hatte sie noch nie so zusammengestaucht.
„Was weiß ich, warum er hier ist.“
„Weil er dich liebt.“
Ihr blieb fast das Herz stehen. „Hat er das gesagt?“
„Nicht so wörtlich.“
„Er liebt mich nicht“, erklärte sie, und die Enttäuschung darüber war ihr deutlich anzumerken.
„Und warum will er dich dann heiraten?“
„Das will er doch gar nicht.“ Sie hockte sich auf die ausgetretenen hölzernen Stufen der Treppe. „Wie kommst du auf diese absurde Idee?“
„Er hat mich um deine Hand gebeten.“
Mit einem Mal fiel ihr das Atmen schwer. „Wirklich?“ Wer machte denn heutzutage noch so etwas? Die
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