Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
Hände tief in die Gesäßtaschen ihrer Hose, um sich selbst davon abzuhalten, ihn überall zu berühren. „Das ist wirklich nett, dass du hilfst. Aber du brauchst das nicht zu tun.“
Er trug wie sie einen Cowboyhut. Der Schatten der breiten Krempe ließ seine Augen nicht erkennen.
„Ich freue mich, wenn ich helfen kann.“
„Ich wusste ja gar nicht, dass du mit Werkzeug umgehen kannst.“
„Du hast mich wohl für einen reichen, verwöhnten Jungen gehalten?“
Missy ließ die Schultern sinken. „Kannst du es mir verübeln?“ Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und ergriff seine Hände. Sie drehte die Handflächen nach oben und betrachtete sie. Hier und da raue Stellen, ein paar alte Schwielen. Offenbar hatte er nicht sein ganzes Leben hinter dem Schreibtisch verbracht.
„Iss jetzt mal lieber was. Wir machen nur eine Viertelstunde Pause.“ David, der hinter Sebastian aufgetaucht war, hielt ihm ein Sandwich hin und warf Missy einen vielsagenden Blick zu. „Warum holst du Sebastian nicht was zu trinken?“
„Natürlich.“ Missy schaute ihren Bruder ebenso vielsagend an und ließ dann Sebastians Hände los. Als sie kurz darauf mit einer Flasche Wasser zurückkam, hatten sich all ihre Brüder um Sebastian versammelt und versperrten ihr den Weg. Was hatte das zu bedeuten? Wollten sie sie vor ihm beschützen? Oder etwa ihn vor ihr? Das Geklüngel zwischen den Männern deutete darauf hin, dass sich ihre Brüder auf seine Seite geschlagen hatten. Verbitterung stieg in ihr auf. Selbst ihre Brüder dachten also, dass sie nicht gut genug für ihn wäre.
Sie war den Tränen nahe. Denn insgeheim musste sie ihnen recht geben.
12. KAPITEL
Sobald Missy mit ihren Schwägerinnen abgefahren war, ging Sebastian zurück an die Arbeit.
Dächer ausbessern. Damit hatte er nicht gerechnet, als er sich auf den Weg durch halb Texas gemacht hatte. Aber jetzt, wo er mitten dabei war, war er stolz auf diese anstrengende, aber ehrliche Arbeit.
Der Nachmittag ging schnell vorbei. Erschöpft verabschiedeten er und Missys Brüdern sich von den Hausbesitzern, die sich für ihre Hilfe herzlich bedankten.
„Schön, dass du uns geholfen hast“, sagte Matt zu Sebastian, während er das übrig gebliebene Baumaterial auf seinen Truck lud.
David nickte. „Ja, ohne dich hätten wir es nicht so schnell geschafft.“
„Mir hat es Spaß gemacht.“ Sebastian kletterte zu Matt in den Wagen. „Wie viele Aufträge habt Ihr denn noch?“
„Kommt drauf an, wie lange du noch hier bist.“
Sebastian lachte, aber überlegte auch ganz ernsthaft. Wie lange hatte er nichts mehr gemacht, dass ihm solche Freude bereitet hatte?
Während Matt den Truck durch die Stadt steuerte, nahm Sebastian den Hut ab und hielt seinen Kopf aus dem Autofenster in den Fahrwind. Er mochte Missys Familie. Dass ihr Vater für die Kirche tätig war, hatte ihn überrascht.
Warum hatte sie das vor ihm verheimlicht? Überhaupt hatte sie ja kaum von ihrer Familie erzählt. Von seinem Standpunkt aus war da nichts, für das sie sich hätte schämen müssen. Ihre Brüder waren alle glücklich verheiratet, hatten Kinder. Waren beruflich erfolgreiche und angesehene Bürger der Stadt.
Woran lag es also?
In den vier Jahren, die er sie nun schon kannte, hatte sie sich immer unauffällig benommen. Ihr Auftreten und ihr Äußeres waren geradezu konservativ gewesen.
In Las Vegas hatte sie dann eine gänzlich unbekannte Seite herausgekehrt, die er ihr niemals zugetraut hätte. Und nun, da er ihre Familie endlich kennengelernt hatte, wusste er mehr denn je, dass er sie nicht mehr loslassen wollte.
Sebastian winkte Matt nach, nachdem dieser ihn abgesetzt hatte. Mit dem Hut in der Hand betrat er das Pfarrhaus, ungeduldig darauf, mit Missy zu reden. Vorhin, als sie seine Hände genommen und die Linien seiner Handflächen nachgefahren hatte, hatte die bloße Berührung nicht nur seine Begierde entfacht. Wären ihre Brüder nicht dabei gewesen, hätte er Missy in seinen Armen gehalten und so lange geküsst, bis sie ihm versprochen hätte, ihn zu lieben, zu ehren und zu achten in alle Ewigkeit …
Aber er hatte seine Zweifel, ob sie das tun würde, nach allem, was er zu ihr gesagt hatte.
Im Haus war es still, als er eintrat. Unter ihm knarrten die Dielen, als er den Flur hinunterging. In der Küche holte er sich ein Glas Wasser. Durch das Fenster konnte er Missy im Garten Unkraut jäten sehen. Er trat auf die Terrasse, um Missys Anblick zu bewundern. Sie kniete auf dem
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