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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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los?«
    »Weißt du,
wo die Karsts wohnen?«
    »Ja, im
Westend.«
    Die Aufzugtüren
öffneten sich. »Und hast du seine Handynummer? Gut. Dann ruf ihn jetzt an und frag
ihn, wohin er fährt. Versuche es herauszufinden, auch wenn er es dir nicht sagen
will oder dir ausweicht.«
    »Aber warum?«
    »Erkläre
ich dir gleich.«
    Achselzuckend
zog sie ihr Handy und ging die gespeicherten Nummern durch. Wir hatten eben das
Parkhaus erreicht, als sie das Telefon wieder wegsteckte. »Er nimmt das Gespräch
nicht an.«
    »Dachte
ich mir fast. Wir fahren zu Karst nach Hause.«
    »Warum das?«
    »Um mit
ihm über Alice zu sprechen. Kannst du mich lotsen?«
    Während
Katinka mir den Weg wies, erzählte ich ihr von meiner Entdeckung in Tietjes Bad.
Im Nachhinein ärgerte ich mich, sie nicht früher auf den mit Lippenstift geschriebenen
Namen angesprochen zu haben. Aber wie hätte ich auch ahnen können, dass es einen
Zusammenhang zwischen ihrem Arzt und dem Berliner Privatdetektiv gab?
    »Und da
stand wirklich Alice?«, fragte sie verstört. »Mit einem Herz dahinter?«
    »Ja. Ich
habe kein Foto davon gemacht, aber du kannst es mir glauben. Ist dir klar, was das
heißt? Oder heißen kann?«
    Sie schluckte.
Vor einer roten Ampel legte ich eine Vollbremsung hin. Auch wenn ich das Bedürfnis
hatte, so schnell wie möglich das Westend zu erreichen, war das noch lange kein
Grund, den Führerschein zu riskieren. Auf den Straßen rund um den Hauptbahnhof herrschte
dichter Feierabendverkehr.
    »Verstehst
du, ich habe keinen einzigen Beweis«, fuhr ich fort. »Bisher gab es auch keinen
konkreten Anhaltspunkt, dass ein Kind in die Sache verwickelt sein könnte. Ich dachte
immer, es ginge um Sport. Um Doping, Korruption oder was weiß ich. Aber jetzt …
Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir die Sache. Als ich den Leuchtturm-Wirt
auf Tietjes Frauenbekanntschaften ansprach, winkte der nur ab. Gab ja auch niemanden.
Keine Freundin, keine Affäre, nichts. Nur ein neunjähriges Mädchen. Wahrscheinlich
sind in Tietjes Schrebergartenhütte auch alle Hinweise auf seine pädophilen Neigungen
verbrannt.«
    »Da vorn
rechts«, murmelte Katinka.
    »Deshalb
kam Tietje nach Kienbaum. Nicht um dich zu beobachten, sondern Karst. Er war ja
auch in Frankfurt, du hattest recht.«
    »Aber warum?
Was wollte er von Andreas, wenn es eigentlich um die Tochter ging?«
    »Das soll
uns Karst selbst erklären. Und«, ich machte eine Pause, »er soll uns sagen, was
er mit Tietjes Tod zu tun hat.«
    Katinka
schwieg. Wir erreichten eine ruhige Villengegend mit viel Frühlingsgrün in den Vorgärten.
Auf einem Spielplatz lärmten Kinder, hinter gekippten Fenstern wurde das Abendessen
bereitet. Auf Katinkas Geheiß bog ich links ab in eine Kopfsteinpflasterstraße.
    »Aber was
hat das Ganze mit mir zu tun?«, fragte sie. »Warum soll ich nicht in London starten?
Und warum entführt man meinen Sohn?«
    »Ich weiß
es nicht.« Und als ich den Blick sah, den sie mir zuwarf, wiederholte ich meinen
Satz: »Ich weiß es wirklich nicht, Katinka. Hoffen wir, dass dein Andreas uns weiterhelfen
kann.«
    »Hier.«
Sie zeigte auf ein alleinstehendes Gebäude jüngeren Datums, das zwischen all den
Gründerzeitvillen der Straße wie ein trotziges Ausrufezeichen wirkte. »Nummer 41.«
    Ich parkte
direkt vor dem Haus. In der Garageneinfahrt stand ein dunkelblauer Mercedes mit
Hamburger Kennzeichen. Beim Aussteigen erkannte ich den Aufkleber einer Mietwagenfirma.
»Karsts Auto?«, fragte ich Katinka.
    »Nein, er
fährt einen alten BMW.«
    Und der
stand vermutlich in der Garage. Ich drückte mich an dem Mercedes vorbei, um meine
Hand auf die Kühlerhaube zu legen, als mein Blick ins Wageninnere fiel. Auf dem
Beifahrersitz lag Broses Rucksack. Derselbe, den er bei seiner Ankunft in Frankfurt
so lässig mit zwei Fingern über der Schulter getragen hatte. Wollte der Kerl nicht
heute noch weiterfliegen?
    »Soll ich
klingeln?«, fragte Katinka.
    »Warte.
Karst hat Besuch. Gibt es eine Möglichkeit, heimlich ins Haus zu kommen? Vielleicht
von hinten?« Ich wies auf den Durchgang zwischen Gebäudewand und Grundstücksgrenze.
    Sie schüttelte
den Kopf. »Da geht es zur Terrasse. Aber von dort kommst du auch nicht rein, wenn
die Tür nicht offen steht.«
    »Versuchen
wir’s.«
    Achselzuckend
folgte sie mir. Wir schlichen seitlich an der Villa vorbei, bis zur rückwärtigen
Ecke des Gebäudes. Den Mittelpunkt des Karst’schen Gartens bildete ein überdachter
Swimmingpool, dahinter

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