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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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leichthin. »Irgendwie nicht zu fassen, der Typ. Wenn er sich
bei mir meldet, gebe ich Ihnen Bescheid. Aber jetzt muss ich los. Viel Spaß beim
Zuschauen!«
    »Stopp!«,
rief er, schnellte nach vorn und krallte erneut seine Finger in meinen Arm. Erschreckt
sah ich in sein aschfahles Gesicht. Auch Dr. Eichelscheid und der Mann am Computer
schauten kurz zu uns herüber. Doch Fischers plötzlicher Energieschub war schon wieder
vorbei. Er stöhnte. Fasste sich an die linke Brust.
    »Alles klar,
Herr Fischer?«, fragte ich besorgt.
    »Ich bin
zu alt für diesen Job«, klagte er. »Zu alt für diese Welt! Vor allem, wenn die Welt
aus Kanaillen wie Ihnen besteht.«
    »Aus verwurmten
Marionetten, so sagten Sie mal.«
    »Setzen
Sie sich, Herr Koller. Und hören Sie bitte genau zu.« Er wartete, bis ich Platz
genommen hatte, dann fuhr er mit leiser Stimme fort. »In Berlin herrscht höchste
Alarmstufe. In den vergangenen Tagen fiel mehrmals das Stichwort Gendoping. Kann
sein, dass dieser Brose in irgendeiner Form damit zu tun hat. Oder Tietje oder sonst
wer. Falls Sie etwas wissen, Herr Koller, müssen Sie die Karten auf den Tisch legen.
Vollständig, hören Sie! Das Thema ist brisant.«
    »Sicher.«
    Er schüttelte
den Kopf. »Brisanter, als Sie denken. Es gibt neue Untersuchungen, die davor warnen,
dass diese Genscheiße auf andere Menschen übertragbar ist. Verstehen Sie, Gendoper
sind potenzielle Ansteckungsherde!«
    »Bitte?«,
grinste ich. »Jetzt kommen Sie mir aber mit Märchen aus Tausendundeiner Polizistennacht!«
    »Nein, verdammt!«,
schimpfte er und bekam einen Hustenanfall. Krächzend fuhr er fort: »Ich bin kein
Mediziner, aber so viel habe ich verstanden: Um manipulierte Erbinformationen in
Ihren Körper zu schleusen, brauchen Sie Viren. Das ist die effektivste Methode,
die einfachste und billigste. So. Und Viren sind nun einmal prinzipiell übertragbar.
Wenn Sie Pech haben, niest am Start neben Ihnen ein Gendoper, und dann haben Sie
das Zeug auch. Tröpfcheninfektion, schon mal gehört? Sie stecken Ihre Frau an, Ihre
Kinder – am Ende hat’s die ganze Welt!«
    »Sie meinen,
wie eine Grippe?«
    »Exakt.
Die Gefahr mag gering sein, aber sie ist größer als Null. Sagen die Experten. Wenn
also irgendein durchgeknallter Sportler – ich spreche jetzt nicht von Frau Glück
– seine Genstruktur mit Hilfe von Viren verändern lässt, ist er ein wandelndes Infektionsrisiko.
Für uns alle. Der Mensch als Epidemie! Verstehen Sie jetzt?«
    Ich schwieg.
In Biologie war ich schon immer schlecht gewesen. Mehr als die Semidingsda von Membranen
war nicht hängen geblieben. Und das mit dem Genkram hatte es zu meiner Schulzeit
noch nicht gegeben. Insofern konnte mir Kommissar Fischer alles erzählen.
    »Schon 19
Grad auf dem Uniplatz«, warf der Mensch am Computer ein. »Das wird eine schnuckelige
Angelegenheit heute!«
    Unwillkürlich
wanderte mein Blick zum Fenster. Draußen auf dem Platz wuselten die Massen durcheinander.
Ein buntes, changierendes Bild. Von Berlin 1936 existierten bloß Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
Aber auch dort hatte es Farben gegeben, Lichtbrechungen, das Kaleidoskop des Lebens. Olympische Jugend, Fest der Völker . Und noch während die Wettkämpfe liefen,
führten die Nazis Menschenversuche durch. Der Olympiaarzt vorneweg.
    Aber das
gehörte nicht hierher.
    Kommissar
Fischer wartete schwer atmend auf eine Antwort. Ich kratzte mich am Kopf. Dann sagte
ich: »Okay. Es kann sein, dass Brose heute am Lauf teilnimmt. Ebenso kann es sein,
dass er gedopt ist. Er hat uns gegenüber mit einem Selbstversuch geprahlt.«
    »Uns?«
    »Mir und
Katinka Glück gegenüber.«
    »Und weiter?«
    »Nichts
weiter. Wegen Brose läuft Frau Glück den Halbmarathon. Sie will ihm beweisen, dass
sie keine Hilfsmittel braucht.«
    Fischer
nickte. »Aber Sie wissen nicht, ob er wirklich kommt?«
    »Wenn ich
ihn sehe, sage ich Ihnen Bescheid.«
    »Gut.« Der
Kommissar schlug sich mit beiden Händen auf die Schenkel und stand auf. Seine Müdigkeit,
seine ganze Weltuntergangsstimmung: wie weggeblasen! Selbst seine Gesichtshaut straffte
sich. »Sie da!«, rief er dem Typen am PC zu. »Können Sie mir sagen, ob ein gewisser
Brose für den Halbmarathon gemeldet ist?«
    »Einen Moment.«
    Ich starrte
Fischer sprachlos an. Hatte mir der alte Fuchs etwas vorgespielt? Den Lebensüberdrüssigen
gemimt, um mich weichzukriegen?
    »Herr Fischer
…!«, begann ich. Er winkte ab.
    »Tut mir
leid«, kam es vom Computer. »Ein Brose ist nicht

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