Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)
registriert. Für keinen der Läufe.
Wobei wir noch nicht alle Ummeldungen erfasst haben.«
»Danke.«
»Herr Fischer«,
wiederholte ich, »wenn Sie mir in Sachen Gendoping etwas vorgeflunkert haben sollten
…«
»Was dann?«,
gab er kühl zurück. »Erklären Sie mir lieber, warum Sie der Polizei verschweigen,
dass Sie Kontakt zu dem Verdächtigen hatten.«
»Dafür gibt
es einen Grund. Die Pflicht gegenüber der Heimat!«
»Wie bitte?«,
lachte er.
»Katinka
Glück hat mich gebeten, Ihnen erst nach dem Lauf von Brose zu erzählen. Nur dann
ist sie bereit, in London zu starten.«
»Die Glück.
Für Deutschland.«
»Für Deutschland.«
Bedauernd hob ich beide Arme. »Was sollte ich da tun, Herr Fischer?«
Er nickte
finster. Seine Kiefer mahlten. Dann rieb er sich mit Daumen und Zeigefinger über
den Nasenrücken und sagte: »Das mit dem Gendoping war nicht geflunkert. Es besteht
eine Gefahr für die Bevölkerung. Wir müssen Brose kriegen. So oder so.«
Ich wagte
nicht nachzufragen, was »so oder so« hieß.
Tot oder
lebendig?
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»Und nun alle recht freundlich,
meine Damen und Herren! Bitte lächeln, Mister Fawkes macht es Ihnen vor. Ja, die
ungeteilte Aufmerksamkeit der Presse ist Ihnen sicher. Wer interessiert sich schon
für die paar Läufer am Start? Sehr schön. So – könnten Sie jetzt den Programmpunkt
Bankbesetzung einläuten? Unten an der Peterskirche gibt es jede Menge Bänke, die
nur darauf warten, besetzt zu werden.«
Tosender
Beifall folgte den Worten des Veranstaltungsleiters. Trotz der Störung des Halbmarathons
durch die Occupy-Aktivisten bemühte er sich, seinen Humor nicht zu verlieren. Auf
seiner Stirn glänzte der Schweiß. 50 Meter vor der Startlinie und den Zeitnahmematten
lagerte eine Gruppe junger Leute, genoss den Sonnenschein, war bester Stimmung.
Man trug, was in diesem Fall immer getragen wurde: Maske, Stirnband, 99%-Backenaufdruck,
Halskette mit Peace-Zeichen. Die eine oder andere Parole wurde auch skandiert, doch
das geschah nebenbei und ohne Nachdruck.
Dr. Eichelscheid
drüben im Wettkampfbüro bekam mit Sicherheit nichts davon mit.
Umso besorgter
schaute der Oberbürgermeister, der die Startpistole schon in der Hand hielt. Seine
mahnenden Worte kurz zuvor hatten wenig Eindruck gemacht. Vielleicht lag es daran,
dass er neben einem großen Werbeplakat der Sparkasse stand.
Noch zehn
Minuten bis zum Start. Die Halbmarathonläufer unter dem Startbogen scharrten mit
den Füßen. Einige wurden ungehalten, aus dem Publikum kamen erste Beleidigungen.
»Nur ruhig«,
dröhnte die Stimme des Veranstaltungsleiters durch die Lautsprecher. »Wir freuen
uns, dass unser Lauf auch von der jungen Generation so angenommen wird, möchten
aber darauf hinweisen, dass das längere Sitzen auf dem nach wie vor nachtkalten
Asphalt aus medizinischer Sicht nicht zu empfehlen ist.«
Wieder hatte
er die Lacher auf seiner Seite. Auch den Aktivisten machten seine Kommentare sichtlich
Spaß. Und als er den wartenden Läufern empfahl, die Sitzblockade als spezielle Form
der Gymnastik in ihr Aufwärmprogramm aufzunehmen, setzten sich tatsächlich einige
auf den Hosenboden. Demonstrativ sozusagen.
Trotzdem
stieg die Nervosität. Noch sieben Minuten. Zusammen mit den anderen Fahrradbegleitern
wartete ich im Rücken der Aktivisten auf meinen Einsatz. Wenn die Blockade andauerte,
würde der gesamte Ablaufplan der Veranstaltung aus den Fugen geraten. Die Strecken
mussten länger gesperrt, die Zufahrten zur Altstadt länger abgeriegelt werden. Danach
sah es allerdings nicht aus. Der junge Kerl, der mir vor der Bahnstadt-Filiale einen
Flyer in die Hand gedrückt hatte, hielt sich ganz in der Nähe des Veranstaltungsleiters
auf und schaute dabei alle naslang zur Uhr. Um zehn nach neun, exakt fünf Minuten
vor dem Startschuss, gab er seiner Gruppe ein Zeichen – und hastdunichtgesehen erhoben
sich die Aktivisten und gaben das Feld frei.
Alles atmete
auf. Der Halbmarathon war gerettet.
»Dankeschön!«,
rief der Veranstaltungsleiter, dem der Schweiß mittlerweile unter den Achseln stand.
Unvoreingenommene konnten glauben, er habe die Strecke soeben persönlich bewältigt.
»Vielen Dank an alle Beteiligten! Nehmen wir diese Aktion als Gegenbeweis zu der
Behauptung, unsere Jugend sei unpolitisch. Aber nun zum Sport!«
»Na, endlich«,
atmete der Mann neben mir auf. Er trug Helm und Fahrradklamotten wie ich und sah
verdammt fit aus. Am Berg bestimmt ein Großer. Dafür stand auf
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