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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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mitzulaufen?«
    »Ganz gewiss
nicht.«
    »Und wer
hat sie dann auf diese hirnrissige Idee gebracht? Keiner will es gewesen sein.«
    Der Veranstaltungsleiter
legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Nun akzeptieren Sie doch, dass auch Sportler
hin und wieder zu eigenen Entscheidungen fähig sind, Herr Grothe.«
    »Einen Halbmarathon?
Auf dieser Strecke? Das ist Wahnsinn! Macht unsere komplette Vorbereitung kaputt.«
    »Uns freut’s«,
grinste der andere.
    »Den Oberbürgermeister
auch«, rief einer aus dem Hintergrund. »Jetzt darf er den Startschuss doch geben.«
    Wutschnaubend
verließ der Trainer den Raum. Eichelscheid, der noch immer wie ein lauwarmer Schluck
Wasser auf seinem Stuhl hing, winkte mich zu sich und stellte mir die gleiche Frage
wie Grothe: ob ich wüsste, warum sich Katinka zur Teilnahme in Heidelberg entschlossen
habe. Und das keine zwei Wochen nach ihrem Radiointerview!
    »Ich glaube,
es hat was mit den Spielen in Berlin zu tun«, sagte ich.
    »In Berlin?«
    »1936. Ist
aber nur so eine Vermutung von mir.«
    Er blickte
mich ratlos an. Seit dem Attentat in der Bahnstadt war er nicht mehr derselbe, der
gute Dr. Eichelscheid. Bevor ich Mitleid mit ihm bekam, wandte ich mich ab.
    Jemand drückte
mir ein Plastikschild mit Kabelbindern in die Hand. »1. Frau«, stand darauf.
    »Für Ihr
Fahrrad«, erklärte er.
    Der Veranstaltungsleiter
klatschte in die Hände. »Es geht los, Leute! Wir haben prächtiges Wetter, volles
Haus und eine Olympiateilnehmerin am Start. Was soll da noch schiefgehen?«
    »Viel«,
kam es von der Tür.
    Dort stand
Kommissar Fischer. Aber wie sah er aus! In der einen Woche seit der Filialeröffnung
schien er um Jahre gealtert. Abgenommen hatte er auch. Hätte er nicht diese besorgniserregende
Hautfarbe, die an ausgebleichten Waschbeton erinnerte, hätte man ihm glatt einen
Start beim Halbmarathon zutrauen können.
    Alles blickte
ihn fragend an.
    »Diese Occupy-Leute«,
sagte er, schlurfte herein und ließ sich auf einen Stuhl fallen, »haben etwas vor.
Wir wissen nicht, was. Aber Sie sollten auf Störungen gefasst sein. Wir tun, was
wir können.«
    Wohl gesprochen,
Herr Kommissar. Geradezu kämpferisch. Leider wirkte er in diesem Moment nicht, als
könne er überhaupt irgendetwas tun. Bis zur Konfirmation vor Ostern war seine kleine
heile Familienwelt in Ordnung gewesen. Und jetzt? Chaos und Rebellion.
    »Das kriegen
wir schon hin«, meinte der Veranstaltungsleiter. »Zur Not setzen wir einen Sonderpreis
aus: für die drei Schnellsten mit Maske.«
    »Lobenswert«,
murmelte Fischer.
    Die vom
Halbmarathon trollten sich, bis auf einen, der am Computer sitzen blieb. Eichelscheid
lümmelte in der einen Ecke herum, der Kommissar in der anderen. Als ich ebenfalls
verschwinden wollte, hielt Fischer mich am Ärmel fest.
    »Was wird
das für ein Spiel, Herr Koller?«, sagte er mit geschlossenen Augen
    »Kein Spiel.
Ein Halbmarathon. 21.098 Meter rund um Heidelberg.«
    »Warum läuft
Frau Glück?«
    »Weil sie
Lust dazu hat.«
    »Früher
hatte sie nie Lust. Die Strecke ist zu schwer.«
    »Nur für
eine, die in London an den Start gehen will. Und danach sieht es momentan nicht
aus.«
    »Kennen
Sie einen Benjamin Brose?«
    »Nein«,
sagte ich nach einer Schrecksekunde. Er hielt mich noch immer am Ärmel gepackt!
    »Doch.«
Und als ich zögerte, klappte er die Augen auf. »Doch, Herr Koller!«, stieß er hervor,
aber seine Stimme klang eher erschöpft als wütend. »Sie haben sich nach ihm erkundigt.
In seinem Institut.«
    »Ach, der!«,
rief ich und machte mich los. »Ben Brose, ja! Sie nannten ihn Benjamin, das hat
mich völlig aufs falsche Gleis … Stimmt, mit dem wollte ich sprechen. Aber er ist
unterwegs, auf Geschäftsreise, irgendwo in Dingens oder so.«
    »Ist er
nicht mehr.«
    »Nein?«
    »Nein. Und
mein Kollege in Berlin fahndet nach ihm.«
    »Wie sind
Sie denn auf Brose gekommen?«
    »De Weert
ist aufgewacht.«
    »De Weert?«
Ich schaute zu Eichelscheid hinüber, doch der hatte sein Handy gezückt, um sich
telefonisch Beistand oder Börseninformationen zu holen. »De Weert … Von dem es hieß,
die Ärzte hätten den Daumen gesenkt.«
    »Er hat
uns erzählt, in welcher Sportbar er seinen Auftrag erhielt. Die beiden Männer, die
ihn ansprachen, sind identifiziert, aber untergetaucht. Über sie kam man diesem
Brose auf die Spur. Der sich allerdings auch aus dem Staub gemacht hat. Und weil
Sie nach ihm gefragt hatten …«
    Er vollendete
den Satz nicht.
    »Tja, der
Brose!«, sagte ich

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