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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Augen waren geschlossen.
Ich bezweifelte, dass der Notarzt hier noch etwas ausrichten konnte.
    »Warum machen
die alle so einen Scheiß?«, murmelte Brose vor sich hin. »Echt, die spinnen doch.
Alle!«
    Nach diesen
Worten herrschte Stille. Katinka schluchzte und wimmerte, aber niemand sprach. Bis
ich die Kraft aufbrachte, mich zu räuspern.
    »Noch ein
Wort«, sagte ich drohend. »Noch ein Wort, Brose, und ich werde zur Wildsau. Verstehen
Sie? Zum unkastrierten Keiler. Eine Gefängniszelle ist noch viel zu gut für Sie.«
    »Gefängnis?«,
lamentierte er. »Was soll das nun schon wieder? Echt, warum soll ich für den ganzen
Mist hier büßen? Ich habe Tietje kein Haar gekrümmt, kein einziges. Dass Andreas
so durchknallt, kann doch keiner ahnen. Ich meine, wer hat wem denn den Kopf blutig
geschlagen? Und dafür soll ich in den Knast, Leute? Ey!«
    Ich rappelte
mich auf. Keine Ahnung, was ich mit ihm anstellen würde, aber irgendeiner musste
diesem Idioten das Maul stopfen!
    »Hey, hey,
nicht so fix«, stotterte er und erhob sich ebenfalls. Seine Hand fuhr suchend zur
Gesäßtasche. »Gewalt ist doch kein Mittel, Herr Koller …«
    Ich holte
aus. Mir egal, ob er schon blutete. Einfach rein in diese stinkende, blubbernde
Fratze!
    »Stopp!«,
rief er und brachte die Hand nach vorn. Verdammt, er hatte Karsts Waffe! »Ich tu’s
nicht gern, aber wenn man mich zwingt … Nicht bewegen, Herr Koller!«
    Ich sah
ihn an. Der Scheißkerl musste den Revolver in der Garage an sich genommen haben.
Als er Karst hinausschleppte. Okay, gab es halt keine Schlägerei im Hausflur. Seiner
Strafe würde er nicht entrinnen.
    »Halten
Sie wenigstens Ihr Maul«, sagte ich und ließ mich wieder neben Katinka nieder.
    Aber genauso
gut hätte ich die Erde bitten können, sich andersrum zu drehen.
    »Mann, Mann,
Mann, ich verstehe das nicht«, brabbelte Brose weiter, die Waffe auf uns gerichtet.
»Es hätte so einfach sein können! Alice ist ungefährlich, nicht nachweisbar, und
es funktioniert perfekt. Als Sportler hätte ich gejubelt über so ein Mittel. Aber
nein, Madame Glück spielt die Puritanerin und stellt sich stur. Nur deshalb haben
wir Tietje weiterbeschäftigen müssen, nur deshalb meinte er plötzlich, sein eigenes
Ding zu drehen, und nur deshalb kamen Sie mir und Andreas auf die Spur. Wenn Sie
Alice nicht nehmen, können Sie London vergessen, Frau Glück! So oder so. Und irgendwann
werden Sie es bereuen, glauben Sie mir.«
    Katinka
hörte auf zu schluchzen und starrte ihn an. Ihre Augen waren rot und geschwollen,
vom Weinen ebenso wie vom Qualm in der Garage.
    »Sie meinen,
wir sollten einfach weitermachen?«, fragte ich. »Ein Mord, ein Selbstmordversuch
– aber Schwamm drüber? Sie sind wirklich nicht von dieser Welt, Brose!«
    »Probieren
Sie es wenigstens aus, Frau Glück! Ein paar Ampullen liegen drüben im Wohnzimmer.
Das reicht dicke für einen Test. Haben Sie nicht am Sonntag diesen Halbmarathon
bei sich in Heidelberg? Sie werden sehen, Alice wirkt wie der Teufel.«
    »Wenn Sie
mal sterben, brauchen Sie einen schalldichten Sarg«, murmelte ich und schloss die
Augen. In Katinka kam Bewegung. Ich spürte, wie sich ihre Muskeln spannten.
    »Ich lasse
Ihnen die Ampullen da«, hörte ich Brose sagen. »Aber nur, wenn Sie mir versprechen
…«
    Katinka
stand auf. »Bevor ich mich mit dem Zeug vergifte«, zischte sie, »bringe ich dich
eigenhändig um!«
    »Okay«,
lachte Brose. »Sie haben Angst. Das verstehe ich. Aber sehen Sie mich an. Ich habe
mir Alice gespritzt und bin munter wie ein Fisch im Wasser. Fitter als je zuvor.
Passen Sie auf, wir machen es anders: Ich nehme Alice, und dann treten wir
zwei in Heidelberg gegeneinander an. Einverstanden? Ich bin noch nie 21 Kilometer
unter 90 Minuten gelaufen, aber mit Alice werde ich sogar eine Olympiateilnehmerin
schlagen. Wie wär’s?«
    »Sie sind
verrückt«, sagte Katinka.
    »Allerdings«,
brummte ich und schlug die Augen wieder auf. Katinka stand vor Brose, der sich mit
seiner Waffe schützte, und funkelte ihn an.
    »Na los,
seien Sie kein Frosch«, feixte er. »Ist doch ein faires Angebot. Fehlt nur noch
der Einsatz. Wenn Sie verlieren, lassen Sie sich Alice spritzen und werden in London
Bestzeit laufen. Sollten Sie mich aber schlagen, gehe ich zur Polizei und erzähle
alles, was Sie hören wollen.«
    Katinka
schwieg. Und die Art, wie sie schwieg, wie sie mit ihrem harten, ausgezehrten Gesicht
dastand und Brose mit Blicken vernichtete, gefiel mir gar nicht.
    »Die

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