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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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an. Und du, Max: Wenn du
willst, dass ich in London antrete, dann lass gefälligst die Finger vom Handy. Hast
du verstanden? Keine Polizei, klar?«
    »Klar«,
sagte ich.
    »Das ist
Sportsgeist«, grinste Brose. Ja, wir hatten eben Kilometer 11 passiert, und der
Kerl lachte sich eins, wo andere aufgaben oder in die Büsche reiherten. Dabei war
ihm die Anstrengung durchaus anzumerken. Sein Atem ging schnell, der Schweiß lief
ihm in Strömen über das Gesicht. Sonst aber war er obenauf.
    »Das ist
zu schnell!«, brüllte Grothe. »Verdammt, Katinka, du machst dich kaputt!«
    Der Arme.
Er kapierte gar nichts. Wie die Derwische fegten wir zu viert den Hang hinunter.
Der Untergrund war ruppig, einmal geriet ich ins Trudeln und wäre fast im Unterholz
gelandet. Katinka warf ihre Beine nach vorn, Brose hatte die höhere Schrittfrequenz.
    Endlich
ließen wir den Wald hinter uns, erreichten eine Straße und mit ihr die nächste Steigung.
Sie war nur 400 Meter lang, aber unbarmherzig steil; schaute man nach oben, schien
die Straße direkt in den Himmel zu führen. Dort begann Ziegelhausen, der Stadtteil,
in dem die Glücks wohnten.
    Jetzt hätte
man Studien von unseren Gesichtern machen müssen! Einen Schönheitspreis hatte keines
verdient. Ich biss die Zähne zusammen und wackelte mit dem Kopf, um an Katinka und
Brose dranzubleiben. Beide hatten den Mund weit aufgerissen. Die Sonne brannte auf
uns herab. Während Katinka nach oben starrte, klebte Broses Blick an ihren Fersen.
Ein gutes Stück vor uns quälten sich zwei weitere Spitzenläufer den Berg hoch, und
am Ende der Steigung tummelte sich eine Menschenmenge in Erwartung großer Emotionen.
    Ich musste
abreißen lassen. Mit einem Rückstand von 20 Metern auf die beiden überquerte ich
die Kuppe. Kinder bliesen in irgendwelche Tröten, es wurde getrommelt, geschrien
und gejubelt. »Erste Frau?«, rief einer, auf mein Schild zeigend. »Die ist schon
durch!« Schallendes Gelächter.
    Ich lachte
nicht, sondern trat in die Pedale. Ein Serpentinenweg führte in die Tiefe, bis ins
Zentrum von Ziegelhausen. Katinka jagte den Berg hinunter, Brose wich ihr nicht
von der Seite. Grothe kam fluchend hinterher.
    Unten im
Ort hatten wir wieder Ausgangsniveau erreicht. Von rechts grüßte der Neckar. Die
Durchgangsstraße war gesperrt, und vor der Absperrung standen zwei Polizisten, die
mir bekannt vorkamen. Die beiden vom Spielplatz! An dem Tag, als Moritz entführt
worden war. Ich suchte Blickkontakt; vielleicht konnte ich ihnen ja Zeichen geben,
dass sie Kommissar Fischer informieren sollten. Doch da war nichts. Sie schauten
nur auf Katinka. Stießen sich gegenseitig in die Rippen, nach dem Motto: Wenn wir
nicht gewesen wären, würde die hier nicht laufen.
    Dann die
Fußgängerzone, praktisch menschenleer. In einiger Entfernung hörten wir Beifall,
Rufe und sogar Musik von der Neckarbrücke, einem weiteren Zuschauermagnet. Anscheinend
kamen dort gerade die Führenden durch.
    »Na?«, schnaufte
Brose. »Was sagen Sie, Frau Glück? Hätten Sie nicht geglaubt, oder?«
    Katinka
schwieg.
    »Was ist
das für ein Kasper?«, fragte mich Grothe. »Muss ich den kennen?«
    »Er nennt
sich Alice. So steht es auf seiner Nummer.«
    Brose kicherte.
»Kleine Vorsichtsmaßnahme. Verletzt, der arme Julian. Jetzt hat er wenigstens sein
Meldegeld wieder.«
    Vom Ende
der Fußgängerzone winkte uns jemand zu. Es war Heiner Glück, eine Hand am Kinderwagen
seines Sohnes, Fiona auf der Schulter. Katinka winkte zurück.
    »Mama!«,
schrie Fiona und schwenkte ein Fähnchen. Heiner warf eine Kusshand.
    Gut, dass
ich in diesem Moment knapp hinter Katinka fuhr. Ich fuchtelte beidhändig, zeigte
auf Brose und formte mit den Lippen das Wort »Polizei«. Außerdem spreizte ich Daumen
und kleinen Finger der rechten Hand ab und legte sie wie einen Telefonhörer an mein
Ohr.
    Heiner starrte
mir noch lange nach. Erkannte er Brose? Das Letzte, was ich von ihm sah, war eine
Geste, wie man sie macht, wenn man in seinen Taschen nach dem Handy sucht.
    Katinka
hatte nichts davon mitbekommen. Sie bog nach rechts ab, auf die Brücke, die Ziegelhausen
mit Schlierbach verbindet. Rechts und links standen die Zuschauer und riefen ihren
Namen. Natürlich, hier kannte man sie. Vor dem Bahnhofsgebäude auf der anderen Neckarseite
blies uns eine Gruppe Guggenmusiker den Marsch.
    »Toller
Lauf!«, rief Brose. »Wirklich cool hier bei euch.«
    Katinka
warf ihm einen Seitenblick zu. »Am Dienstag ist Karsts Beerdigung«, sagte

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