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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Giftstoff in ihrem
Körper. Dafür werde ich sorgen. Und Ihren ganzen Wettscheiß können Sie sich sonst
wohin stopfen.«
    Wieder lachte
er. Das Lachen des Siegers. Auf dem Bürgersteig stand ein Mann, der uns zuwinkte
und rief: »Ab jetzt geht es nur noch bergab!«
    Brose streckte
ihm den hochgereckten Daumen hin.
    Da vorn,
die letzte Kurve vor dem Schloss. Den Läufer in Rot hatten wir fast eingeholt. Ich
schaute zurück. Katinka war nicht weiter zurückgefallen, aber auch nicht nähergekommen.
Bergab hatte sie keine Chance, Brose noch zu stellen. Ich wollte nicht wissen, was
sie bei einer Niederlage tat.
    Und wenn
ich ihn doch von der Strecke schubste? So wie de Weert in Leipzig? Es war ein günstiger
Moment. Wenn ich ihn richtig erwischte, purzelte er über die Böschung den Schlosshang
hinunter. Bis in den Neckar! Er würde abgetrieben bis in die Nordsee, und irgendwann
würden wir gedopten Kabeljau auf dem Teller haben.
    Sollte ich?
    Im nächsten
Moment zögerte Brose. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, spürte ich doch, wie
seine Augen hinter den Brillengläsern hin und her jagten. Ausgangs der Kurve vor
der Schlossanlage parkte ein Wagen, dem vier Uniformierte entstiegen. Dahinter hielt
eben das nächste Auto mit quietschenden Reifen. Die Typen sahen uns … stutzten …
um dann in Deckung zu springen und ihre Waffen anzulegen.
    »Stehenbleiben!«,
rief einer.
    Verdammt,
alle vier trugen Mundschutz!
    »Bleiben
Sie stehen! Sofort!«
    Brose dachte
nicht daran, dem Befehl Folge zu leisten. Er sprintete ein paar Meter geradeaus
und sprang mit einem gewaltigen Satz über den Zaun, der Straße und Bürgersteig von
der Schlossanlage trennte. Dahinter fiel das Gelände steil ab zur Scheffelterrasse.
    »Brose!«,
brüllte ich und hielt an.
    Die Polizisten
rührten sich nicht. Ihre Kollegen waren ebenfalls ausgestiegen und hatten angelegt.
    »Nicht schießen!«,
rief einer.
    Ich schaute
zurück, konnte Katinka aber nicht erkennen. Rasch zum Zaun hinüber! Brose fiel mehr,
als dass er lief, durch das Unterholz und erreichte eben die Gartenanlage. Den weltberühmten
Hortus Palatinus, eines der Weltwunder der Renaissance. Der übrigens nie fertiggestellt
worden war.
    Hinter mir
arbeitete sich die Ordnungsmacht, Gewehre im Anschlag, langsam zum Zaun vor. Mit
ihren weißen Schutzmasken sahen sie gespenstisch aus.
    »Er ist
unbewaffnet!«, rief ich. »Trägt nur seine Laufsachen. Außerdem hat er 20 Kilometer
in den Beinen!«
    Sie steckten
ihre Waffen weg. Bis auf zwei machten sich alle auf die Verfolgung Broses. Ich sah
ihn unten durch die Bäume flitzen, an zwei verdutzten Japanern vorbei. Als kurz
danach die Polizisten angerannt kamen, hatten die Besucher aus Fernost den Fotoapparat
gezückt und knipsten begeistert.
    »Was ist
los?«, hörte ich Katinkas Stimme hinter mir.
    »Nichts.
Lauf weiter! Lass es rollen, Katinka! Ich komme nach.«
    Sie war
viel zu erschöpft, um sich zu wundern oder Fragen zu stellen. Grothe folgte ihr
finsteren Blickes.
    Und ich?
    Ich blieb
mit den Augen bei Brose, der in unglaublicher Geschwindigkeit über die Scheffelterrasse
rannte, an der jenseitigen Begrenzung entlang. Ging es dahinter nicht senkrecht
in die Tiefe? Natürlich ging es! Oder doch nicht?
    Keine Ahnung,
ob sich Brose ebenfalls diese Fragen stellte. Jedenfalls hüpfte er über die Begrenzung
und war verschwunden. Die Uniformierten verteilten sich fächerförmig über die Terrassenanlage.
    Ohne mir
über mein Tun Rechenschaft abzulegen, schwang ich mich wieder aufs Rad und fuhr
los. Obwohl es bergab ging, trat ich wie wild in die Pedale. Fegte an der Schlossruine
vorbei, überholte erst Grothe und Katinka, dann den Drittplatzierten und seinen
Begleiter, polterte über Kopfsteinpflaster, legte vor einer Rechtskurve eine Vollbremsung
hin. Einzelne Zuschauer klatschten Beifall.
    Was, wenn
Brose seinen Verfolgern entkam?
    Die Halbmarathonstrecke
führte in Serpentinen nach unten. Burschenschafterhäuser, alte Villen, Trutzburgen
hinter Sandsteinmauern. Da, der Zweitplatzierte samt Begleiter. Wie sie glotzten!
Im Fahren versuchte ich, das Schild »1. Frau« nach hinten zu klappen, doch ich war
zu schnell unterwegs. Himmel, ich wusste nicht, wie viele Kurven die Neue Schlossstraße
hatte! Durch Lücken in der Bebauung konnte ich schon das bunte Treiben auf der Hauptstraße
erahnen, die vielen Zuschauer in der Fußgängerzone, die auf den Sieger des Rennens
warteten. Aber noch war ich nicht unten.
    Plötzlich
sah ich den Führenden vor

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