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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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ihnen einen strengen Blick zuwarf. Und
sie würden nebenan ja kaum anderes Holz verwendet haben.
    Vielleicht
… Ja, vielleicht lauschte Katinka auch. Genau so atemlos wie ich.
    Es war immerhin
das erste Mal, das wir gemeinsam unterwegs waren. Nur sie und ich. Ein Mann, eine
Frau. Änderte es etwas? Löste es irgendetwas in uns aus? Du meine Güte, was für
Fragen! Okay, stellen wir sie. Jetzt, in diesem Moment. Wechseln wir die Lauschrichtung:
nach innen. Ich stand also da und versuchte, in mich hineinzuhören. Was verdammt
schwer war. Wohin richtete man die Lauscher am besten? Wo kamen die Signale her?
Aus dem Bauch? Der Brust? Den Zehenspitzen?
    Als es plötzlich
knarrte, glaubte ich tatsächlich, das Knarren käme aus meinem Körper. Irgendwo zwischen
Zwerchfell und Rückgrat musste etwas lose sein. Aber es waren wohl doch die Dielen
von nebenan. Gut, lassen wir das. Wahrscheinlich hatte ich bloß ein Bier zu viel
getrunken und meine Gedanken nicht unter Kontrolle.
    Ich schloss
die Zimmertür und kramte mein Handy hervor. Eine SMS von Christine: ob ich gut angekommen
sei. Ich schrieb zurück: 25 Kilometer, 4 Bier und ein 14ender. Morgen Sport auf
nüchternen Magen. Stress pur!
    Vor dem
laufenden Fernsehapparat zog ich mich um. Im Aktuellen Sportstudio palaverten sie
über die Fußball-EM im Sommer und die Frage, ob beziehungsweise wie viele Partien
gekauft seien. Danach Meldungen aus aller Welt. Ich wollte eben ausschalten, als
ich einen Namen hörte, den ich kannte. Den Namen einer Läuferin. Allerdings nicht
Katinkas.
    Ich kniff
die Augen zusammen. Auf dem Bildschirm erschien das hagere Gesicht von Romy Feierabend.
    »… sagte
ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen aufgrund anhaltender Verletzungsprobleme
ab. Ein Sprecher des DLV äußerte sein Bedauern über die Entscheidung der Athletin
…«
    Nächstes
Thema.
    »Feierabend«,
dachte ich, nicht eben originell, und betätigte den Aus-Knopf. Aber wer verlangt
schon Originalität von einem sportfernen Privatermittler?
     
     
     
     

11
     
    Die Stimmung war gedrückt am folgenden
Morgen, und das lag nicht an der frühen Stunde oder den tief hängenden grauen Wolken.
Jedenfalls nicht nur. Ein scharfer Wind fegte über die Nordheide, als wir zur ersten
Trainingseinheit des Tages aufbrachen. Meine Sportsachen, die ich über Nacht im
Bad aufgehängt hatte, fühlten sich klamm an und rochen schlecht, außerdem lagen
mir die Bohnen von gestern schwer im Magen. Es kam also alles zusammen.
    Katinka
hatte im Videotext von Romy Feierabends Olympiaverzicht gelesen. Und als wir einmal
unterwegs waren, machte sie kein Hehl daraus, was sie von der Meldung hielt.
    »Verletzungsbedingt!«,
höhnte sie. »Das wäre das erste Mal, dass sich Romy von Verletzungen aufhalten ließe.
Es stimmt schon, sie hatte letzten Herbst ein paar Probleme, aber von einer ernsten
Sache war nie die Rede. Außerdem ist das noch lange kein Grund, jetzt einen Rückzieher
zu machen. Überleg mal, fünf Monate vor dem Marathon!«
    »Du meinst,
es ist eine Schutzbehauptung?« Kaum ausgesprochen wurden die Worte vom Wind davongetragen.
Ich zog meine Mütze tiefer in die Stirn.
    »Klingt
so, ja. Natürlich weiß man als Außenstehender nie, was los ist. Du kannst ja schlecht
in die Leute reingucken. Ich müsste mal mit Romy reden. Aber ob sie mir die Wahrheit
sagt, ist eine ganz andere Frage.«
    »Sprich
doch mit ihrem Cousin. Deinem Trainer.«
    Sie warf
mir einen Seitenblick zu. »Mit Jürgen? Bringt nichts.« Der Rest ihrer Antwort fiel
dem Wind zum Opfer.
    Ich zeigte
auf ein größeres Waldstück, das seitlich von uns lag. »Was hältst du davon? Dort
drin dürfte es weniger windig sein.«
    Sie nickte
und schlug einen Weg ein, der mitten in das Gehölz führte. Kurz bevor wir zwischen
den Bäumen verschwunden waren, sah sie über die Schulter. Und später ein weiteres
Mal. Nun schaute ich ebenfalls zurück, konnte aber nichts entdecken.
    »Nur ein
Radfahrer«, murmelte sie. »Gibt noch mehr Leute, die so früh unterwegs sind.«
    Sie brauchte
jetzt nicht mehr laut zu sprechen. Wie erhofft, bildeten die dicht stehenden Bäume
einen Schutzwall gegen den Wind. Auch der breite Waldweg war gut zu befahren.
    »Warum bringt
es nichts, mit Grothe zu sprechen?«, nahm ich den Faden wieder auf.
    »Weil er
und Romy verkracht sind. Er würde als Letzter erfahren, was hinter ihrer Absage
steckt.«
    »Echt? Krach
in der eigenen Familie? Zwischen so erfolgreichen Sportlern?«
    »Warum nicht?
Gerade da, würde ich

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