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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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anderen
Konkurrentinnen Katinkas ist, die noch keine Quali geschafft haben.«
    »Da gibt
es einige, aber keine, die sich aufdrängt. Von den Frauen, die in den letzten Jahren
unter 2:30 gelaufen sind, dürften bis auf die erwähnten alle ihren Leistungszenit
überschritten haben. Dazu eine ganze Reihe junger Athletinnen mit guten Ergebnissen
über 10.000 Meter. Für die kommt der Wechsel auf die Marathonstrecke wahrscheinlich
noch zu früh.«
    »Weil man
da erst im gesetzten Alter so richtig stark wird?«
    »Genau.«
    »In meinem
Alter?«
    »So gesetzt
nun auch wieder nicht.«
    »Das wollte
ich hören. Am Ende hätte mich mein maßloser Ehrgeiz noch zum spätberufenen Langstreckler
gemacht.«
    »Bevor das
passiert …«, begann Marc, triefend vor Hohn.
    »Es wird
nicht passieren, keine Angst. War’s das?«
    »Dass deine
Katinka als aufrechte Kämpferin gegen Doping gilt, weißt du?«
    »Nein, woher?
An meinen Energieriegeln hatte sie noch nichts auszusetzen.«
    »Für den
DLV ist sie eine Art Vorzeigeathletin. Klare Positionen, nie irgendwelche Auffälligkeiten
und jetzt auch noch als Mutter erfolgreich.«
    »Eine erfolgreiche
Mutter? Was soll das sein?«
    »Glückliche
Mutter und erfolgreiche Marathonläuferin. So meine ich es.«
    »Und diese
Frau darf ich kennen!«
    »Du Glücklicher.«
     
     
     
     

10
     
    Lüneburger Heide? Nie gewesen. Terra
incognita. Ich meine, es gibt in diesem Land eine Menge von Gegenden, in denen ich
noch nie war, in der Heide aber ganz besonders nicht. Hatte noch nicht einmal gedanklich
erwogen, dorthin zu fahren. Wer Heide sagte, meinte Lämmer, Spaziergänge, Seniorenurlaub.
Nichts, was mich hinter meinem Heidelberger Ofen hervorlocken konnte.
    Durch die
Bekanntschaft mit Katinka änderte sich auch dies. In Buchholz, einem Nest am Rand
der Nordheide, war einer ihrer Sponsoren ansässig, ein Hersteller von Salben. Der
auch einen großen Lauftag sponserte, mit Events für Groß und Klein inklusive Werbung
für die eigenen Produkte.
    »Wund, Heil
und Sport«, erklärte sie. Und weil ich einen Moment auf der Leitung stand, lieferte
sie die Ergänzung hinterher: »Salben.«
    »Ah. Klar.
Wund, Heil und Sport. Was sonst?«
    Ja, was
sonst? Das wurde unser Spiel auf der A 5 zwischen Heidelberg und Frankfurt: was
noch zu Wund, Heil und Sport passte.
    »Trunk«,
schlug ich vor. »Wundtrunk, Heiltrunk, Sporttrunk.«
    »Pflaster.
Gibt’s auch alles, von Wund bis Sport.«
    »Gemüse?«
    »Nee. Kur
vielleicht. Obwohl, Sportkur …«
    »Betrug.
Wundbetrug ist heikel, aber Sportbetrug geht. Oder Bad!«
    »Sportbad?«
    »Na, hör
mal, du wirst doch wohl schon ein Sportbad genommen haben!«
    Und so weiter.
Kurz vorm Frankfurter Südkreuz gingen uns die Vokabeln aus. Ich nahm einen neuen
Anlauf mit Spund, Weil und Hort, den ich wahnsinnig originell fand. Katinka gähnte
nur. Staus hatten wir keine, es war Samstagvormittag, und der Verkehr floss zügig,
auch durch die Baustellen. Über der Wetterau verdüsterte sich der Himmel.
    »Hoffentlich
ist es in der Heide trocken«, meinte Katinka. »Wenn es dort regnet, hast du nichts
von der Landschaft.«
    Wie auf
Kommando ging ein Regenschauer über uns nieder. Die Gischt der Fahrzeuge vor uns
sprühte gegen die Windschutzscheibe, die Scheibenwischer des Smart liefen auf Hochtouren.
Katinka griff nach ihrem Handy und rief zu Hause an. Ich hörte, wie sie ihrer Tochter
erklärte, warum sie und Moritz schon wieder auf Mama verzichten mussten. Ob Fiona
das kapierte? Mit dreieinhalb?
    »Papa ist
ja da«, sagte Katinka. »Und heute Abend bringt euch Nathalie ins Bett. Aber nein,
mein Schatz, natürlich finden wir Nanuschka wieder. Mach dir keine Sorgen.«
    Nathalie
war die Babysitterin, so viel wusste ich schon. Aber Nanuschka?
    »Unsere
Katze«, seufzte sie und steckte das Handy ein. »Sie kam gestern nicht nach Hause.
Keine Ahnung, wo sie sich rumtreibt.«
    »Vielleicht
trainiert sie im Odenwald«, fuhr es mir durch den Kopf.
    Später ließ
sich Katinka vom Veranstalter des Laufs die Adresse und Anfahrtbeschreibung unseres
Hotels durchgeben. Der Smart hatte nämlich kein Navigationsgerät.
    »Für ein
Navi hätte ich 2:25 laufen müssen«, murmelte sie und kippte ihre Lehne zurück.
    Während
Katinka döste, spulte ich Kilometer für Kilometer ab. Das Wetter besserte sich tatsächlich,
je weiter wir nach Norden kamen. Kurz vorm Hattenbacher Dreieck tankte ich zum ersten
Mal in meinem Leben an einer Autobahnraststätte. Solange die Deutsche Bank zahlte,
waren

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