Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
Vom Netzwerk:
sagen.«
    »Trainiert
er dich deshalb? Ich meine, hat es was mit dem familiären Zwist zu tun, dass Grothe
der Trainer von Romys Konkurrentin ist?«
    Statt einer
Antwort blickte Katinka an mir vorbei, ins Unterholz.
    »Was ist
los?«, fragte ich.
    Sie schüttelte
den Kopf. »Nichts. Irgendwie … Ich weiß auch nicht, heute leide ich unter Verfolgungswahn.
Okay, wie war deine Frage noch mal?«
    »Ob du etwas
mit dem Streit zwischen Grothe und seiner Cousine zu tun hast.«
    »Nein, überhaupt
nichts. Ich weiß nicht, worum es da geht, und ich will es auch nicht wissen. Romy
ist ein schwieriger Mensch, Jürgen ebenfalls, dann kommt noch die Geschichte mit
ihrem Vater dazu … Viel zu kompliziert für Leute wie mich.«
    »Bist du
mit Romy befreundet?«
    »Nö. Muss
ich das? Wir sind Teamkolleginnen, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Aber wenn
ihre Verletzungen nicht so gravierend sind wie behauptet – was könnte dann der wahre
Grund für Romys Verzicht sein?«
    »Das frage
ich mich auch«, erwiderte sie.
    Anschließend
herrschte längere Zeit Schweigen. Katinka hing ihren Gedanken nach, ich meinen.
Es dürften ganz ähnliche gewesen sein. War Romy Feierabends Rückzug freiwillig erfolgt?
Oder hatte sie jemand gedrängt? Jemand mit raspelkurzem Blondhaar vielleicht und
einem Satz Flugtickets in der Hand?
    Und ich
fragte mich zusätzlich, ob Katinka mit Romy auf so vertrautem Fuß stand, dass sie
ihr genau diese Fragen stellen könnte.
    Es mochten
zehn Minuten vergangen sein, als wir wieder auf freies Feld kamen. Wie vorhin brachte
der Wind unser Gespräch zum Erliegen. Ich kämpfte mit den Böen und der wechselnden
Beschaffenheit des Bodens. Warum durfte ich sie nicht beim Bahntraining begleiten?
In der Karlsruher Europahalle mit ihren überhöhten Kurven? Zum Glück hielt sich
auch Katinkas sportlicher Ehrgeiz an diesem Morgen im Rahmen. Nach einem Blick zur
Uhr gab sie das Kommando zum Umkehren.
    »Ich gebe
einen aus, wenn wir wieder im Wald sind«, stöhnte ich.
    »Um halb
zehn geht es weiter«, entgegnete sie unbeeindruckt. »Dann holt uns einer der Laufveranstalter
ab. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten, hieß es.«
    »Und du
machst mit? Oder schreibst du Autogramme?«
    »Eine kleine
Tempospritze über zehn Kilometer kann nicht schaden«, grinste sie.
    Ja, grins
du nur. Zehn Kilometer und kleine Spritze – für 99 Prozent der Bevölkerung war das
ein klassisches Oxymoron. Eines dieser Dinger, die nicht zueinanderpassen: schwarzer
Schimmel, trockenes Wasser und so. Logik des Leistungssports!
    Kaum im
Wald beschleunigte Katinka. Was war denn jetzt schon wieder los? Stand das im Trainingsplan?
    »Kleine
Tempospritze, wie?«, rief ich, um Anschluss bemüht.
    Keine Reaktion.
Ihre Beine griffen mächtig aus, und als ich wieder auf gleicher Höhe mit ihr war,
sah ich, dass sie starr geradeaus blickte.
    Dann knackte
es im Unterholz rechts von uns, und ihr Kopf fuhr herum. Meiner übrigens auch.
    »Was war
das?«, zischte sie, ohne das Tempo zu drosseln.
    »Ein Reh
wahrscheinlich. Oder zwei.«
    Wieder ein
Knacken. Das Rascheln von Blättern, das Brechen trockener Zweige.
    »Da ist
jemand, Max!«
    »Noch ein
Frühaufsteher?«
    Ihr stand
nicht der Sinn nach Scherzen. Immer wieder sah sie nach rechts, an mir vorbei, auf
der Suche nach dem Ursprung der Geräusche. Die uns seltsamerweise zu folgen schienen.
Sollte jemand hinter uns her sein? Bei diesem Tempo?
    Und dann
hörten wir etwas anderes. Einen kurzen, aber heftigen Schlag, wie eine unterdrückte
Detonation. Sofort hielten wir an. Beide. Katinka fasste mich am Arm. Sie atmete
heftig.
    Ich war
nicht weniger irritiert als sie. Ein Tier konnte dieses Geräusch nicht verursacht
haben. Wer sonst? Ein Mensch, eine Maschine? Für einen normalen Schuss war es nicht
laut genug gewesen. Für einen Schuss mit Schalldämpfer nicht leise genug. Und doch
… Ich bin ja kein Experte auf diesem Gebiet, aber wenn ich mich an den Schnellkurs
bei Hotte Küppers, dem Expolizisten und Sicherheitstrainer aus Mettmann, damals
in meinem ersten Jahr als Privatdetektiv erinnere …
    »Da ist
was, Max«, hörte ich Katinka flüstern.
    Von Hotte
Küppers habe ich so gut wie alles gelernt, was ich über Waffen und Selbstverteidigung
weiß, wie man die Dinger hält, wie man sie pflegt, wie man sie einsetzt, was man
beachten muss; einmal hatte er uns die Wirkungsweise verschiedener Schalldämpfer
vorgeführt, unter denen auch ein fehlerhafter war, und wenn ich mich recht erinnere,
klang der genau

Weitere Kostenlose Bücher