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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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den Parkplätzen ist es um diese Zeit in der Innenstadt schwierig.«
    »Mein Rad
steht direkt vor dem Haus.«
    »Ihr Rad?«
Na, da rissen sie aber die Augen auf, die beiden Herren. Eichelscheid formte passenderweise
auch seinen Mund zu einem großen O, während Harboth ein beeindruckend reinweißes
Gebiss entblößte. So unterschiedlich wie ihre Reaktionen waren sie auch vom Typ
her: Eichelscheid ein gemütlicher Älterer mit Brille und nussbraunem Haarkranz,
Harboth straff und energisch, ein Mann, der zur Not durch die Wand ging, wenn diese
die schlechteren Argumente hatte.
    »Ihr Rad?«,
wiederholte Dr. Eichelscheid. »Aber Herr Koller, Sie hätten doch ein Taxi nehmen
können! Wenn Sie auch noch so vergrippt sind.«
    »Ich habe
frische Luft gebraucht«, brummte ich, und das stimmte ja auch. Nur durch viel, viel
Bewegung ließen sich die Folgen des gestrigen Gelages lindern. »Kommen wir nun zur
Sache?«
    »Sehr richtig.«
Harboth zeigte mit einem Finger auf mich. »Ganz Ihrer Meinung.«
    »Aber natürlich«,
nickte der andere.
    Seufzend
rieb ich mir die Augen. Harboths Finger hatte mitten auf meine Stirn gezielt, und
sofort wurden die Schmerzen stärker. Zwei Aspirin waren das Mindeste, um mich meinen
Zustand ertragen zu lassen. Draußen schneite es. Die kurze Fahrt vom Mannheimer
Hauptbahnhof in die Innenstadt hatte mir gutgetan, aber hier, im überheizten Büro
der Metropolregion, mit seinem Geruch nach Teppichbodenkleber und künstlicher Frische,
war der Effekt schon wieder verflogen.
    »Also«,
begann Dr. Eichelscheid, »dass es sich um einen Auftrag aus dem Bereich Personenschutz
handelt, wissen Sie bereits. Wobei ich betonen möchte: Personenschutz im weitesten
Sinne, im allerweitesten sogar. Die betreffende Person wird weder bedroht noch verfolgt,
noch gibt es Anlass zu der Sorge, jemand wolle ihr etwas zuleide tun. Überhaupt
keinen Anlass.« Er legte die Fingerspitzen zusammen und sah mich über seine Brille
hinweg an. Die bekümmerte Miene, die er dazu aufsetzte, sprach seinen Worten allerdings
Hohn. Vielleicht konnte der nette Dr. Eichelscheid nicht anders, als sich Sorgen
zu machen.
    »Und um
wen geht es nun?«
    Er drehte
sich um und zeigte auf die Wand hinter sich. »Um Katinka Glück. Sie werden ihren
Namen aus der Presse kennen.«
    An der Wand
des Büros hing ein breites Hochglanzposter, das eine Reihe von Hochglanzpersönlichkeiten
zeigte. Sie hatten Gardemaß, waren schlank und muskulös und durchtrainiert. Jedenfalls
die meisten. Ein Beinamputierter war auch dabei, und in der Mitte präsentierte ein
gebürtiger Österreicher, seines Zeichens stärkster Mann der Welt, stolz seine gewaltige
Körpermasse.
    »Verstehe«,
grinste ich. Für meine Erheiterung war nicht der Koloss mit dem Bundesadler auf
der Brust verantwortlich, sondern Harboths Sekretärin, die im selben Moment das
Büro betrat. Durch eine Tür, die sich direkt neben dem Plakat befand. Über den Athleten
prangte in großen Buchstaben: »Weltklasse aus der Region«, aber dass die Tee bringende
Vorzimmerdame bestenfalls für Mittelklasse stand, sah man auf den ersten Blick.
Nein, das war kein Chauvinismus, das war das Resultat meiner kühlen, unbestechlichen
Beobachtungsgabe. Wer die Teetasse überschwappen lässt, dass beiderseits die Aspirin
C-Hüllen durchnässen, wird von der Ratingagentur Koller gnadenlos herabgestuft.
Auf das berühmte Ramschniveau.
    »Hach, das
tut jetzt gut!« Mit einem Stoßseufzer nahm ich das Getränk entgegen. »Diese Grippe
bringt mich noch um.«
    »Wohl bekomm’s!«
Ein zähnebleckendes Lächeln, von dem ich nur hoffen konnte, dass es nicht ironisch
gemeint war, untermalte Harboths Aussage.
    Auch Dr.
Eichelscheid nickte mir aufmunternd zu. »Sie wissen, um wen es sich bei Frau Glück
handelt?« Seine Frage war natürlich keine Frage, sondern die Feststellung einer
Selbstverständlichkeit, auf die es nur eine Antwort gab.
    »Logisch«,
sagte ich und pustete in die Teetasse. »Eine Sportlerin. Eine Weltklassesportlerin.
Eine Weltklassesportlerin aus unserer Region, stimmt’s?«
    »Allerdings«,
freute er sich. In dem Blick, den er Harboth zuwarf, schwang Stolz mit. »Man darf
es mit Fug und Recht einen Glücksfall nennen, wenn eine international renommierte
Leichtathletin wie Katinka Glück Werbung für unsere hiesigen Niederlassungen macht.
Weltklasse aus der Region: Das gilt für sie ebenso wie für die Deutsche Bank.«
    Aha, deshalb
also der Stolz in seinem Blick. Und wie gut, dass er das mit der Bank

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