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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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ausrichten können. Die Hitzeentwicklung
war zu heftig. Selbst die Nachbarhütten haben etwas abbekommen.«
    »Vorgestern?
Also in der Nacht von Samstag auf Sonntag?«
    »Gegen zehn
Uhr. Gestern Abend erst fanden wir heraus, wer der Pächter der Parzelle war. Tietje
hatte sich nämlich unter falschem Namen hier eingenistet. Wie ihm das gelungen ist,
müssen wir erst noch ermitteln. Normalerweise geht das nur mit Personalausweis,
Meldebescheinigung und dem ganzen Pipapo.« Er rieb sich die Hände. »Könnte sein,
dass er was mit den Vereinsvorsitzenden gedreht hat. Aber das kriegen wir raus.
Spätestens morgen, wenn wir die Leute in die Mangel nehmen.«
    Ich nickte.
Die Verwüstung, die Feuer und Löschwasser angerichtet hatten, war enorm. Die Rückwand
der Hütte stand noch, dazu die Hälfte einer Seitenwand. Der Rest war zerstört: verkohlt,
geborsten, in sich zusammengesunken, geschmolzen. Immer wieder wirbelte weiße Asche
auf, zwischen rissigen Bohlen kroch eine undefinierbare breiige Masse.
    »Waren Sie
schon in Tietjes Wohnung in der Landsberger Allee?«, fragte ich den Kommissar.
    »Selbstverständlich.
Noch in der Nacht auf Sonntag, nachdem uns die Kollegen aus Brandenburg informiert
hatten.«
    »Und? War
dort auch jemand zugange?«
    »Sieht nicht
so aus. Wenn, dann ist der Jemand anders vorgegangen. Keine Verwüstung, nicht einmal
eine aufgerissene Schublade.«
    Ich nickte.
»Das heißt, wichtig war allein die Hütte. Offenbar hat Tietje in ihr seine Unterlagen
gehortet, vielleicht sogar von hier aus gearbeitet.«
    »Das hat
er ganz sicher. Die Suche ist ja noch in vollem Gange, aber dass er eine ganze Reihe
von technischen Geräten besaß, steht bereits fest.«
    »Was für
Geräte?«
    »Mehr als
ein Diktaphon jedenfalls. Geben Sie uns etwas Zeit, Herr Koller. In der Hütte befand
sich eine größere, multifunktionale Anlage, dazu mindestens zwei Computer. Er hatte
sich da hübsch eingerichtet, der Herr Tietje.«
    Auch das
glaubte ich sofort. Dass Tietje Beruf und Privatleben strikt getrennt hatte, war
mir ja schon in seiner Friedrichshainer Wohnung aufgefallen. Allerdings lag der
Grund für diese Trennung nicht in Beamtenethos und Ordnungsliebe, sondern war eine
reine Vorsichtsmaßnahme. Niemand sollte von seinem Büro hier in Marienfelde erfahren,
von seinen Aktenordnern, Computern und technischem Krimskrams. Es war ein Versteck,
eine Absicherung für das ganz große Ding.
    »Die Sache
ist zu heiß für dich, Kleiner«, hatte Tietje im Leuchtturm behauptet. Nun war sie
zu heiß für ihn geworden, in jeder Hinsicht.
    Zu kalt
übrigens auch.
    Ein Typ
von der Kriminaltechnik kam mit einer Handvoll Fotos auf uns zu und reichte uns
eines. Es zeigte einen undefinierbaren schwarzgrauen Klumpen inmitten des Trümmerhaufens.
    »Ein Tonbandgerät«,
sagte er. »Gehörte auch zu Tietjes Ausrüstung.«
    »Das ist
ein Tonbandgerät?«, gab der Kommissar zurück. »Wenn du mir erzählst, dass es eine
Playstation ist, glaube ich dir das auch.«
    »Keine Playstation«,
seufzte der andere. »Was kann ich dafür, dass heutzutage so verdammt viel Plastik
verwendet wird? Das Zeug schmilzt schon bei geringen Temperaturen, und dann läuft
alles ineinander. Eine einzige Kunststoffpampe. Trotzdem, hier handelt es sich um
ein Tonbandgerät, da sind wir uns sicher.«
    »Okay, danke.«
    Der Kriminaltechniker
tippte sich grüßend an die Stirn und ging zurück zu seiner Arbeit. Mir fiel ein
anderer Satz ein, der im Leuchtturm gefallen war. »Du weißt nichts«, hatte Tietje
mir gesagt, »gar nichts!« Das stimmte allerdings nach wie vor.
    »Fahren
wir zurück?«, fragte Fischer. »Oder wollen Sie noch etwas sehen? Näher darf ich
Sie allerdings nicht heranlassen.«
    »Danke,
aber ich fürchte, ich erkenne noch weniger als Sie. Was meinen Sie, wofür ich dieses
angebliche Tonbandgerät gehalten habe?«
    »Für eine
Waschmaschine?«
    »So ungefähr.
Lassen Sie mich lieber laut denken. Die Schrebergartensiedlung war ja offensichtlich
Tietjes Basisstation. Wer die Hütte abgefackelt hat, wollte nicht, dass Einzelheiten
über seine aktuellen Ermittlungen an die Öffentlichkeit kommen. Tietje scheint in
der Tat an einem explosiven Thema dran gewesen zu sein. Erst wird er selbst zum
Schweigen gebracht, ein paar Stunden später brennt sein Büro. Wenn er nicht irgendwo
noch wichtige Unterlagen deponiert hat, bei Bekannten zum Beispiel oder in einem
Schließfach, stehen wir dumm da.«
    »So würde
ich das nicht sagen«, grinste Fischer zwo.

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