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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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»Wir finden immer was. Alles nur eine
Frage der Zeit.«
    »Ja, aber
wie viel Zeit haben wir?«
    Weil mein
Handy läutete, kam er um eine Antwort herum. Ich sah eine Festnetznummer mit Berliner
Vorwahl auf dem Display und ging ein paar Schritte beiseite, um das Gespräch entgegenzunehmen.
Wer konnte das nun schon wieder sein? Der einzige Berliner, den ich kannte, lebte
nicht mehr.
    »Ja?«
    »Madeleine
Klein«, näselte es mir ins Ohr. »Sie sind der Privatdetektiv aus Heidelberg?«
    »Und Sie?«,
knurrte ich. Mich schien ja alle Welt zu kennen. Aber wer zum Teufel war Madeleine
Klein?
    Die Erklärung
folgte auf dem Fuß. Frau Klein stellte sich als Redakteurin eines Hauptstadtblattes
vor, das ich mit den dicksten Schlagzeilen und grellsten Titelbildern aller Hauptstadtblätter
in Verbindung brachte. Umgekehrt brachte sie mich mit der tiefgefrorenen Leiche
eines Kollegen in Verbindung. Der ich – ihren Informationen zufolge – in Kienbaum
über den Weg gelaufen war. Unter ungewöhnlichen Umständen sozusagen.
    »Der war
kein Kollege«, raunzte ich, obwohl ich Tietje vorhin selbst so bezeichnet hatte.
Außer mir jedoch durfte das niemand! »Und dass wir uns über den Weg gelaufen wären,
ist nun wirklich die falsche Formulierung. Außerdem: Woher wissen Sie das?«
    »Oh«, drang
es verstopft durch die Leitung. Hatte sich die Frau eine Klammer auf die Nase gesteckt?
»Ich wäre eine schlechte Journalistin, könnte ich solche Informationen nicht eruieren.«
    »Guter Draht
zur Polizei, was? Und meine Handynummer?«
    »Steht im
Internet. Herr Koller, ich fürchte, Sie schweben in Gefahr.«
    »In höchster
Gefahr sogar. Die Yellow Press belästigt mich!«
    »Sie hatten
doch Kontakt zu Herrn Tietje, nicht wahr? Haben Sie am selben Fall gearbeitet?«
    »Ach, das
wissen Sie nicht?« Ich lachte. »Klingt nach verdammt schlechter Journalistin, die
solche Informationen nicht … wie sagten Sie? Eruieren kann.«
    »Nun schalten
Sie mal einen Gang herunter«, entgegnete sie unbeeindruckt. »Der Tod Ihres Kollegen
hat mich erschüttert, das dürfen Sie mir glauben. Ich will Ihnen sagen, warum ich
Sie angerufen habe. Herr Tietje hat mich vor einigen Wochen kontaktiert, weil er
mir eine Story verkaufen wollte. Eine Enthüllungsstory. Und nun ist er tot.«
    »So?« Es
entstand eine kurze Gesprächspause, in der ich meine Ohren spitzte, spitzer ging
es nicht.
    »Das war
Ihnen unbekannt?«, stellte Frau Klein im Frageton fest.
    »War es.«
    »Vielleicht
können Sie uns Tietjes Story liefern?«
    »Nein, kann
ich nicht. Worum ging es denn?«
    »Tja, wenn
man das wüsste«, seufzte sie. »Hören Sie, Herr Koller, lassen Sie uns die Karten
auf den Tisch legen. Ich verstehe ja, dass Sie erst einmal den Unwissenden spielen,
aber vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal. Wir waren bereit, Herrn Tietje
ein beträchtliches Honorar für seine Informationen zu zahlen, und das wären wir
auch in Ihrem Fall. Selbst wenn Sie nur in Umrissen in die Sache eingeweiht sind,
könnte es sich für Sie lohnen. Bevor die Situation eskaliert, sollten Sie Ihr Wissen
mit den Medien teilen.«
    »Bevor man
mich in der Kältekammer deponiert, meinen Sie? Na, Sie reden ja nicht lange um den
heißen Brei herum.«
    »Das kann
ich mir auch nicht leisten. Schließlich habe ich noch mehr Arbeit auf dem Schreibtisch
herumliegen. Also, wie sieht es aus: Treffen wir uns, um ein paar Nettigkeiten auszutauschen?«
    Ich überlegte.
Fischer zwo war in eine Unterhaltung mit einem Feuerwehrmann vertieft und beachtete
mich nicht. Wenn Tietje im Laufe seiner Ermittlungen Kontakt zur Presse aufgenommen
hatte, bot sich hier eine Chance, an Informationen heranzukommen. Sie zu eruieren,
genau. Natürlich wusste diese Madeleine Klein etwas. Sie würde die Katze – Tietjes
Enthüllungskatze – ja nicht im Sack gekauft haben. Eventuell erfuhr ich durch sie,
wer oder was hinter dieser Olympia-Geschichte steckte. Ich musste ihr nur etwas
bieten. Die Begegnung mit de Weert zum Beispiel: Das war so eine Story, die ich
für den Kuhhandel nutzen konnte. Mit etwas Glück ließen sich der Journalistin dafür
ein paar neue Fakten entlocken.
    »Warum gehen
Sie nicht zur Polizei und erzählen der, was Sie wissen?«, fragte ich. »Im Prinzip
muss ich das Telefon nur weiterreichen.«
    Wieder seufzte
sie. »Ach, Herr Koller … Ich weiß doch nichts. Herr Tietje hat mir leider nicht
verraten, hinter welcher Sache er her war. Deshalb brauche ich ja Sie. Ihre Bankverbindung
haben Sie hoffentlich

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