Gluecksstern mit Schwips
Pergamentblätter.“
Okay, wenigstens das bleibt mir erspart.
„Bist du fertig?“, frage ich. „Ich würde nämlich gerne duschen.“
„Ich gehe dann schon mal in die Küche und bereite uns das Frühstück zu.“
„Prima. Du findest Marmelade und Aufschnitt im Kühlschrank. In dem Vorratsschrank steht Müsli.“
„Danke. Ich komme schon zurecht.“ Jim geht.
Ich kann nur hoffen, dass er nicht die Küche in Brand steckt, bei seinem Wissensstand über das moderne Zeitalter.
Vorsichtshalber schließe ich die Badezimmertür ab . Nicht, dass ich Jim misstraue, aber man weiß ja nie. Schnell springe ich unter die Dusche und mache mich fertig. Ich gebe mir mit meinem Make-up besonders viel Mühe, denn montags ist immer ein kurzes Brainstorming in der Gruppe angesagt. Ich kann nur hoffen, dass Susannes Wochenende besser war als meines, denn sonst wird der Morgen die Hölle. Als ich in die Küche gehe, riecht es nach frisch gebrühtem Kaffee. Sollte Jim vielleicht ...?
Zu meiner Überraschung und nach der Erfahrung von heute Morgen finde ich den Tisch gedeckt vor. Auf dem kleinen Küchentisch stehen ein Becher frischer Kaffee und eine reichhaltige Auswahl an Brötchen, sogar ein Croissant, dazu Marmelade und Honig. Mit Kaffeemaschinen scheint er sich also auszukennen. Eigenartig!
„Wow!“, sage ich. „Ist das alles für mich?“
Jim nickt. „Damit du gestärkt an die Arbeit gehen kannst.“
„Aha!“ Das hört sich an, als würde ich in einem Bergwerk arbeiten. Ich setze mich. Jim bleibt stehen.
„Woher hast du die Brötchen und die Croissants?“
„Ach das, war nur ein Schnipsen.“
Ein Schnipsen. So so. Der Mann spricht wie immer in Rätseln. Scheint so eine Art Spiel zu sein.
Jim schenkt sich Kaffee in seinen Becher und setzt sich mit an den Tisch.
Mein ganzer Körper fängt in seiner Gegenwart an zu kribbeln. Wahrscheinlich die Folgen einer spontanen Hormonausschüttung. „Und was hast du so vor?“
„Ich werde mich ein wenig in meiner neuen Umgebung umsehen und vielleicht auf den Basar gehen, um ein paar Kleinigkeiten zu erstehen.“
„Ba sar?“ An seine Art zu reden, muss ich mich erst noch gewöhnen.
Jim nickt.
„Du meinst auf den Markt?“
„Ganz , wie es dir beliebt, Herrin.“
„Sara“, verbessere ich ihn und beiße in das Croissant. „Mhm.“ Genießerisch schließe ich für einen Moment die Augen. Das Croissant schmeckt einfach genial. „Du sag mal ...“, beginne ich meine kleine Fragestunde. „Wieso bist du eigentlich nach Deutschland gekommen?“
„Mein Meister hat mich verkauft.“ Seine Augen wandern unruhig hin und her.
„Verkauft?! “ Ich bin empört. „Aber Menschenhandel ist verboten in Deutschland.“
„Kismet“, sagt Jim gleichgültig und nimmt einen Schluck aus seinem Becher.
Ich bin immer noch fassungslos. Alle Fragen, die ich mir so schön zurechtgelegt habe, sind mit einem Mal wie weggewischt. „Kismet?“
„Schicksal.“ Jim beugt sich nach vorne, dabei berührt er meine Hand. Sofort stellen sich die kleinen Härchen entlang meiner Arme auf. Mein Puls schaltet eine Frequenz höher. Was ist das nur mit diesem Mann? „Es ist das Schicksal eines Dschinns, dass er seinem Meister gehört. Es gibt nur wenige freie Dschinns auf dieser Welt.“
„Aha! Und du bist nicht frei?“
„Nein. Ich bin nur ein gewöhnlicher Dschinn. Wir bleiben normalerweise ein Leben lang bei unserem Meister.“ Seine Augen verengen sich. „Aber , wenn ein Meister nicht zufrieden ist, steht es ihm frei, sich von seinem Dschinn zu trennen.“
„Und … äh, was macht ein Dschinn so?“, gehe ich auf seine merkwürdige Geschichte ein.
„Die Wünsche seines Meisters erfüllen.“ Klingt nach einem normalen Lehrberuf.
Er mustert mich nachdenklich. „Aber du isst ja gar nicht. Hast du keinen Hunger? Wünschst du dir etwas anderes zu essen?“
„Nein“, sage ich hastig. „Das Frühstück ist wirklich toll.“
Seine Mundwinkel zucken bei dem Versuch zu lächeln. „Sara, du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.“ Er nimmt meine Hand. Ich lasse es geschehen. Sofort geraten meine Hormone in Aufregung, und mein ganzer Körper ist in Wallung, was einen spontanen Schweißausbruch zur Folge hat. Mir wird heiß und kalt unter seiner Berührung. Jim hat schöne Hände. Schlank, feingliedrig und gepflegt. Ein Hauch von Beeren und Zimt umweht meine Nase. Unverkennbar Jims Geruch. Eigenartig. „Mir geht es gut. Ich bin äußerst zufrieden.“
„Äh ... gut.“
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