Gluecksstern mit Schwips
hat. Und ich hatte einfach keine Zeit – und keine Lust!
Jim geht mit langsamen Schritten durch den Raum und begutachtet alles ganz genau. Es ist mir direkt ein bisschen peinlich, wie es hier aussieht.
„Wunderbar“, sagt er schließlich.
Okay, das hatte ich jetzt nicht erwartet, aber mir soll es recht sein. „Na dann.“ Ich gehe in Richtung Tür. „Ich bringe dir noch kurz Bettzeug vorbei.“
„Danke, Meisterin“, verbeugt sich Jim. Seine glänzenden dunklen Haare fallen ihm ins Gesicht.
„Schon gut“, winke ich ab. „Und hör bitte auf, mich ständig Meisterin zu nennen. Sara genügt.“
„Wie du wünschst, Mei ... Sara.“ Er lächelt verschmitzt.
Dann gehe ich.
Ich liege im Bett und versuche verzweifelt seit Stunden zu schlafen. Meine Gedanken kreisen. Die ganze Situation kommt mir völlig unwirklich vor. Keine zehn Meter entfernt liegt ein fremder Mann in meiner Wohnung. Ein äußerst attraktiver Mann, um ehrlich zu sein. Wenn das kein Grund ist, sich Sorgen zu machen, dann weiß ich auch nicht.
Ich lausche. Totenstille.
Wahrscheinlich – hoffentlich schläft Jim schon längst. Dank meiner Mutter habe ich in meinem Leben schon viele schräge Vögel getroffen, aber dieser Jim ist wirklich der schrägste von allen. Flaschengeist! So ein Quatsch! Aber ich werde schon noch rausbekommen, was oder wer Jim wirklich ist. Ich lege mir in Gedanken einen kleinen Fragenkatalog zurecht, mit dem ich Jim gleich morgen Früh konfrontieren werde. Dann taucht die kleine rote Flasche vor meinem geistigen Auge auf. Was da wohl drin war, bevor ich sie kaputt gemacht habe? Wenn ich mich doch nur erinnern könnte, was in der letzten Nacht alles passiert ist ...
Genau! Kriminelle kehren doch auch immer an den Ort ihres Verbrechens zurück. Das ist es! Gleich morgen nach der Arbeit fahre ich in die Schanze und statte dem Dönerladen von Hassan einen kleinen Besuch ab. Wenn mir jemand helfen kann, dann sind es Hassan und seine Mutter. Schließlich war das Fläschchen nach unserem Besuch bei Hassan plötzlich in meiner Tasche. Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?! Zufrieden kuschele ich mich in meine Bettdecke. Sekunden später bin ich eingeschlafen.
3. Eine erfolglose Suche
Als ich morgens aufwache, fühle ich mich ausgeruht. Noch etwas verschlafen torkele ich aus dem Bett in Richtung Badezimmer. Ein schwacher Duft von Beeren und Zimt hängt in der Luft und lässt mich schließen, dass Jim bereits wach ist. Ich schaue vorsichtig um die Ecke! Tatsächlich – Jim steht im Badezimmer. Genauer gesagt steht er vor der Toilette und starrt auf den Spülkasten. Seine Hand geht zum Spülknopf und drückt. Völlig in sich versunken, beobachtet Jim, wie die Spülung einsetzt.
„Was machst du denn da?“, frage ich.
Ertappt macht Jim einen Schritt zur Seite. „Ich betrachte diesen überaus eigentümlichen Stuhl“, erklärt Jim. „Wozu brauchst du ihn?“
„Äh, du meinst die Toilette?“
Jim nickt. „Was für ein überaus seltsamer Name für einen Stuhl.“
„Du ... du weißt nicht, was eine Toilette ist?“ Ich kann es gar nicht glauben! Die Frage, wo er in den letzten vierundzwanzig Stunden die Getränke gelassen hat, die er zu sich genommen hat, drängt sich mir unwillkürlich auf. Lieber nicht weiter darüber nachdenken! Aus welchem Loch ist Jim denn hervorgekrochen, dass er noch nicht einmal eine Toilette kennt?
Jim schüttelt den Kopf. „Mir ist immer noch nicht klar, wie dieser Stuhl funktioniert?“
„Na ja, weißt du ... ähm“, winde ich mich ein wenig. „Darein kannst du dein Geschäftchen machen.“ Ich komme mir ein bisschen wie ein Entwicklungshelfer vor.
„Geschäftchen?“ Oh nein! „Stilles Örtchen? Klo? Toilette? Stuhlgang?“, rattere ich alle bekannten Begriffe herunter in der Hoffnung, einen Treffer zu landen.
Leider nein. Jim sieht abwechselnd das Klo und dann mich an.
„Wenn du gegessen hast und du musst mal.“ Ich streiche mir mit einer Handbewegung über den Bauch nach unten.
Ein Lächeln huscht über Jims Gesicht. „Ah, das ist der Ort , um sich zu erleichtern.“
„Genau“, nicke ich zufrieden. Ich gehe zum Klo. „Wenn du fertig bist, dann drückst du die Spülung , und schwupp ... wird alles in die Kanalisation gespült.“ Ich deute auf das Toilettenpapier. „Das kannst du zum ...“
„Halt!“, unterbricht mich Jim mit strengem Blick. „Ich kann mir schon denk en, wozu das Papier ist. Bei mir Zuhause nehmen wir dazu
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