Gluecksstern mit Schwips
in meiner Gegenwart oft ihren Dienst. So kam es auch, dass ich während meines Praktikums die komplette IT-Abteilung der Werbeagentur Storchenglück lahmlegte und ich nicht übernommen wurde.
Florian kommt mit zwei Bechern Latt e macchiato zurück ins Wohnzimmer.
„Über was möchtest du mit mir reden?“
„Über uns.“ Meine Hände zittern, als ich den Becher entgegennehme. Ich trinke einen Schluck. Florian beobachtet jede meiner Bewegungen, was mich noch nervöser macht, als ich ohnehin schon bin.
„Du hast dich verändert“, lautet das abschließende Urteil seiner Beobachtungen.
Er runzelt die Stirn. „Hast du abgenommen?“
„Vielleicht.“
„Ich bin hier, weil wir reden müssen“, fange ich erneut an.
„Halt!“, unterbricht mich Florian. „Bevor du weitermachst ... darf ich zuerst etwas sagen?“
Das ist wieder mal typisch Florian – er muss immer das erste und das letzte Wort haben. Das scheint so eine Art Berufskrankheit unter Anwälten zu sein, denn all seine Freunde sind genauso. Was zur Folge hat, dass es sich bei einem Treffen von Anwälten immer so anhört, als würden sie sich streiten.
„Bitte!“
Florian holt tief Luft. Plötzlich ist er ganz der Anwalt. Ruhig mit konzentriertem Blick. „Sara, wir sind jetzt seit zwei Jahren ein Paar.“ Er macht eine bedeutungsvolle Pause. „Ich finde, wir sind in unserer Beziehung in einer Sackgasse angelangt.“
Waas? Ich traue meinen Ohren nicht! Da will ich das erste Mal in meinem Leben mit einem Kerl Schluss machen und schon fängt der an, mir die Show zu stehlen. Ich fasse es nicht!
Seine Augen wandern durch den Raum wie die eines gehetzten Tieres. „Deshalb denke ich, ist es das Beste, wenn wir einen Schlussstrich unter unsere Beziehung ziehen.“
Tatsache! Florian macht Schluss mit mir. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gehofft, dass es so kommen würde. Denn , wenn ich wirklich ehrlich zu mir bin – bin ich in dieser Hinsicht ein ganz schöner Feigling.
„Das hört sich ganz prima an“, sage ich erleichtert und nehme einen großen Schluck aus meinem Becher. „Der Kaffee ist wirklich ganz ausgezeichnet.“
Florian starrt mich mit offenem Mund an. „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Ich finde einfach, es gibt nicht mehr dazu zu sagen. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Nun ist sie vorbei.“ Ich stelle den Becher wieder auf den Tisch. Das Zittern meiner Hände hat aufgehört. Es ist , als ob ein Zentner schwerer Stein von meinen Schultern gefallen ist. Ich fühle mich mit einem Mal frei. „Und was hast du jetzt vor?“
„Ich habe die Stelle in England angenommen.“
„Das dachte ich mir. Gratuliere!“
„Danke , Sara.“ Er macht eine kurze Pause. „Weißt du, du überraschst mich. Ich hätte gedacht, du würdest so ein emotionales Theater abziehen.“
Jetzt bin ich fast ein bisschen beleidigt. So , wie Florian über mich redet, könnte man mich glatt für eine hysterische Kuh halten.
„Ich geh dann mal!“, sage ich und stehe auf. Er folgt mir schweigend.
„Hier!“, sagt er zum Abschied und reicht mir einen Zettel.
„Was ist das?“, frage ich erstaunt.
„Dein e Zyklustabelle. Die brauche ich ja nun nicht mehr.“
„Was? Du hast dir meinen Zyklus notiert?“
Florian nickt. „ Als Mann kann man nicht vorsichtig genug sein.“
Wenn ich eben noch einen Funken Zweifel in mir getragen habe, dann ist er jetzt verflogen.
„Du bist ein richtiger Arsch!“, fauche ich ihn an.
Florian seufzt. „Wusste ich doch, dass du ein Drama machen würdest.“
Ich hole aus und versetze ihm eine kräftige Backpfeife. „Bevor du fragst ... das ist für das Drama.“ Dann mache ich auf meinem Absatz kehrt und gehe davon.
Als ich vor meiner Wohnung ankomme, bin ich völlig außer Atem. Ich bin den ganzen Weg nach Hause gerannt. Jetzt, wo ich endlich frei bin, kann ich es gar nicht mehr abwarten, Jim zu sagen, dass ich ihn liebe. Ich liebe Jim! Mit jedem Schritt habe ich mehr und mehr Gewissheit. Ich will diesen verrückten, liebenswerten Mann, und es ist mir egal, ob er sich für einen Flaschengeist hält oder nicht. Seit ich Jim kenne, ist mein Leben so anders – so aufregend schön wie noch nie. Und dann noch dieser unglaubliche Sex ...
Ich stürme d ie Treppen zu meiner Wohnung nach oben. Meine Hände zittern, als ich den Schlüssel ins Schloss stecke. Klack. Mit einem Ruck drücke ich die Tür auf und stürme in unsere Wohnung. Keine Helene Fischer! Ein schlechtes Zeichen.
„Jim!“,
Weitere Kostenlose Bücher