Gluecksstern mit Schwips
gefragt, ob ich wüsste, was mit dir los sei?“ Anna mustert mich mit ihrem Super Nanny-Blick, einem von der Sorte, den man schwer erziehbaren Jugendlichen zuwirft. Würde ich sie nicht kennen, bekäme ich es mit der Angst zu tun.
„Und was hast du geantwortet?“, piepse ich unsicher.
„Dass er diese Frage dir und nicht mir stellen sollte.“
„Und was hat er geantwortet?“
„Dass er das lieber nicht tun will, weil er Angst vor der Antwort hat.“
„Willst du wissen, was los ist?“ Ich schlucke trocken.
Anna nickt.
„Ich habe Florian betrogen.“
„Du hast was?“ Anna sieht mich mit fassungslosen Augen an.
„Ich habe mit Jim geschlafen.“ In meinem Hals hat sich ein Kloß gebildet. Ich versuche , das Mistding herunterzuschlucken – leider ohne Erfolg.
„Du Glückliche. Wie war es?“
„Anna, das steht hier nicht zur Diskussion.“ Manchmal verstehe ich nicht, wie Anna die Dinge so nüchtern sehen kann.
„Für mich schon. Wenn man seinen Freund betrügt, dann soll es sich wenigstens gelohnt haben. Oder nicht? Ich meine, sonst muss man sich den Vorwurf machen, dass man sich den ganzen Ärger hätte sparen können, den man jetzt hat.“
Ich seufze bei so viel Logik. „Ich kann Florian nie mehr in die Augen schauen. Das hat er nicht verdient. Aber was noch viel schlimmer ist, ich kann mir nicht mehr in die Augen schauen.“ Tränen schießen mir in die Augen. Ich blinzele.
„Ach Süße!“ Anna kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
„Ich bi ... in soooo un ... unglücklich“, schluchze ich.
„Weiß er davon?“
„Florian? Von Jim und mir?!“
„Nein, von deiner Affäre mit Brad Pitt – natürlich von dir und Jim“, schnaubt Anna.
Ich wische mir mit dem Handrücken übers Gesicht. „Ne ... nein, Florian denkt noch immer, dass Jim schwul ist.“ Schnief.
„Na, dann ist doch alles klar.“ Über Annas Gesicht huscht ein Lächeln
„Wieso?“ Ich verstehe nur Bahnhof.
„Du hast sozusagen den Idealfall einer Affäre. Der Mann, in diesem Fall Florian, hält deinen Lover für schwul und schöpft somit keinen Verdacht. Besser kann es doch nicht für dich laufen! Du hast also keinen Grund , mir das T-Shirt nass zu weinen.“
„Aber ich will Florian gar nicht mehr.“
„Nicht dein Ernst!“ Sie schnappt sich einen Apfel aus dem Korb und beißt hinein. Das ist eine von Annas Eigenschaften. Wenn Anna etwas nicht versteht oder Kummer hat, fängt sie an zu essen.
„Ich glaube, ich bin in Jim verliebt.“
„Wirklich?“ Anna schluckt den Bissen herunter.
Ich nicke. „Ich bin sogar bis über beide Ohren in ihn verliebt. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Jim ist der tollste Mann, dem ich jemals in meinem Leben begegnet bin.“
„Aber das ist doch gut.“
„Es fühlt sich aber gar nicht gut an. Ich fühle mich schrecklich und überhaupt nicht glücklich.“
„Tja, so kann man sich täuschen. Die gut aussehenden Typen mit den Topfiguren sind oft die größten Flaschen im Bett.“
„Das ist es nicht.“ Ich schlucke. „Ich habe meinen Freund betrogen.“
„Willkommen im Club. Du weißt doch, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt! Ich dachte schon, du würdest dich nie wirklich verlieben, sondern dein Leben mit diesem Langweiler Florian fristen.“
„Wenn das die Liebe ist, kann ich gerne darauf verzichten“, lache ich unter Tränen. „Ich fühle mich beschissen.“
„Süße.“ Anna nimmt mich in den Arm. „Niemand hat behauptet, dass es einfach sein würde. War es denn schön?“
Ich sehe sie mit großen Augen an.
„Ach komm. Jetzt hab dich nicht so. Wie war der Sex?“
„Es ... es war einfach ...“ Ich suche nach Worten, um zu beschreiben, was ich gefühlt habe. „Unglaublich. Fantastisch. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es hat mir das Hirn weggeblasen.“ Ich schließe für einen Moment meine Augen. „Ich hatte noch nie so gigantischen Sex.“
„Weißt du, du hast verdammtes Glück, würde ich sagen. Anstatt hier Trübsal zu blasen, solltest du vor Freude auf- und abspringen. Ich wünschte, ich würde einen Mann treffen, der so aussieht wie Jim, mich so verliebt ansieht wie Jim dich, und dann auch noch gut im Bett ist. Der Typ ist eine Supernova. Ist dir das eigentlich klar?“
Ich nicke.
„Ja, was überlegst du dir da noch?“ Anna beißt in ihren Apfel. Wenn man sie dabei beobachtet, könnte man meinen, wir befänden uns in einem Zahnpastawerbespot. „Schnapp dir den Kerl und halte ihn fest, solange du kannst.“
„Und
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