Gluecksstern mit Schwips
Florian? Immerhin sind wir seit zwei Jahren zusammen.“
„Pah. Der alte Spießer. Um den würde ich mir nicht zu große Sorgen machen, der findet bestimmt schnell eine Neue. Außerdem hat er bisher keine wirklichen Anstalten gemacht, was eure Beziehung anbelangt. Ich habe bei ihm immer das Gefühl, dass ihm der Job wichtiger ist als du.“
„ Mhm. Vielleicht.“
„Sag mal, wo steckt eigentlich Jim?“
„Keine Ahnung. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war er bereits weg. Wahrscheinlich auf den Basar gegangen, wie er sich auszudrücken pflegt.“
„Komisch.“ Anna zieht die Augenbrauen nach oben. „Schon ganz schön spät.“
„Ich geh dann mal?“, zucke ich und stehe auf.
„Wohin?“, fragt Anna.
„Mit Florian reden“, antworte ich.
„Was willst du ihm sagen?“
„Dass es vorbei ist.“
Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich von einem Mann trenne. Normalerweise war es immer umgekehrt.
Meine erste Liebe hieß Thomas. Ein gut gebauter junger Mann mit unreiner Gesichtshaut. Wir hatten uns während des Studiums kennengelernt. Es war sozusagen Liebe auf den zweiten Blick. Als Thomas mich das erste Mal nach einer Psychologie Vorlesung ansprach, fand ich ihn ganz nett, mehr aber nicht. Erst nach einigen Treffen und mittelmäßigem Sex hatte mich Thomas dann so weit, dass ich mit ihm zusammen in eine kleine Studentenbude in Hamm zog.
Ich weiß nicht, ob es an seinem Studiengang lag, aber Thomas war der verständ nisvollste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. Thomas bekochte mich, sah sich mit mir Liebeschnulzen an und brachte mir die Aspirin ans Bett, wenn ich verkatert in der Früh vom Feiern nach Hause kam.
Es war Thomas ‘ Idee, eine Schultafel in unserer Küche aufzuhängen, um uns mit Kreide Botschaften darauf hinterlassen zu können. Thomas schrieb mir Nachrichten wie „Du bist die tollste Frau der Welt“, oder „Ich habe dir eine Kleinigkeit zu essen gekocht. Rotwein steht auf dem Tisch.“ Ich schrieb Dinge wie „Du muss noch für das Wochenende einkaufen“ oder „Könntest du meine Wäsche bitte mitwaschen?“.
Umso überraschter war ich, als ich eines Tages aus der Uni nach Hause kam und folgend Botschaft vorfand: „Ich ziehe noch heute mit Jessica zusammen. Es war schön mit dir. Thomas.“
Ich brauchte Wochen , um über seinen Verlust hinwegzukommen.
Mein nächster Freund war Ingo. Ein knuffiger Typ, der durch seinen intelligenten Witz begeisterte und die Aufmerksamkeit von Frauen auf sich zog. Es störte mich auch nicht, dass er ein kleines Bäuchlein vor sich hertrug. So ein Bauch kann in meinen Augen durchaus etwas Gemütliches haben, wenn man sich abends daran kuschelt und zusammen Fernsehen sieht. Ingo und ich schienen wie füreinander gemacht zu sein. Wir hatten die gleichen Hobbys, einen gemeinsamen Bekanntenkreis und einen ähnlichen Kleidergeschmack. Alles lief harmonisch – bis Ingo mir per SMS mitteilte, dass er sich durch mich eingeengt fühle und die Beziehung lieber beenden wolle.
Danach hatte ich mit Männer vorerst abgeschlossen , bis Florian kam und mich mit seiner ruhigen, sachlichen Art von sich überzeugte.
Ich drücke die Klingel zu Florians Appartement.
„Solka.“
„Flo, ich bin’s, Sara.“
„Sara!“ Florian klingt überrascht. Der Summer ertönt , und die Tür springt auf.
Mit klopfendem Herzen und feuchten Händen gehe ich die Stufen nach oben zu Florians Appartement.
„Hallo“, begrüßt er mich, die Hände in die Hosentaschen gesteckt.
„Darf ich reinkommen?“, frage ich zaghaft.
Florian nickt. „Bitte.“
Wir stehen uns wie zwei Fremde gegenüber.
„Ich muss mit dir reden“, breche ich das Schweigen.
Florians Augen verengen sich zu Schlitzen. Die kleine Ader auf seiner Schläfe pocht. Das ist immer das Zeichen, wenn Florian nervös ist. „Ich hatte mir schon so etwas gedacht. Möchtest du einen Kaffee?“
„Gerne.“ Wir gehen ins Wohnzimmer. Das heißt, ich gehe ins Wohnzimmer, Florian geht in die Küche , um sein Prachtexemplar von einer Jura Kaffeemaschine anzuwerfen. Er liebt diese Maschine, mir hingegen ist es bis heute ein Rätsel, wie man sich eine Kaffeemaschine kaufen kann, für die man eine mehrseitige Bedienungsanleitung braucht. Ich lehne Bedienungsanleitungen prinzipiell ab. Ich finde, ein Gerät muss sich dem Benutzer auch so erschließen. Wobei ich, was elektrische Geräte anbelangt, nicht unbedingt ein glückliches Händchen habe. Maschinen, egal welcher Bauart, verweigern
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