Glueckstankstellen
werden, aktiviert dies die entsprechenden somatischen Marker und damit wieder die Produktion der Wohlfühlhormone. Diese deaktivieren unser Angstzentrum für eine gewisse Zeit, und wir fühlen uns sanfter, heiterer, zuversichtlicher und ausgeglichener. Weil Gefühle der Verbundenheit und Liebe uns immer wieder körperlich und emotional ausgleichen, sind wir aufgefordert, unbedingt bei uns und unseren Mitmenschen für diesen Zustand zu sorgen. Zwei Beispiele sollen veranschaulichen, wie unser Gedächtnisspeicher wahrscheinlich funktioniert.
Meine Geschichte vom Regen
Als kleines Mädchen habe ich die Ferien immer mit meinen Geschwistern im Bayerischen Wald verbracht. Im Sommer war es eine der schönsten Beschäftigungen, durch den Wald zu streifen und Pilze zu sammeln, die ja bekanntlich besonders gut wachsen, wenn es feucht und warm ist. So sind wir Kinder gerade bei leichtem Sommerregen losgezogen und haben voller Stolz und völlig durchnässt Körbe mit Pfifferlingen, Steinpilzen, Rotkappen und Birkenpilzen gesammelt. Ich erinnere mich noch so gut daran, wie wir uns anschlieÃend müde und erschöpft in dicke Federbetten kuschelten, um ein Mittagsschläfchen zu halten, während drauÃen leise der Regen fiel. Dieses Geräusch, dieser Regen-Sommerduft, diese kuschelige Wärme in den Federbetten, dieses tiefe Glücks- und Geborgenheitsgefühl ist in mir so stark verankert, dass ich noch heute bei einem warmen Sommerregen sofort ein übergroÃes Verlangen verspüre, mich unabhängig von der Tageszeit und allen sonstigen Pflichten gemütlich in mein Bett zu kuscheln.
Die Geschichte von den Lachsen
Im Fernsehen sah ich eine Dokumentation über junge Lachse, die im Rhein ausgesetzt wurden. Wenn die Fische erwachsen sind, kehren sie wieder genau an diesen Ort zum Laichen zurück. Wie machen sie das, wie finden sie diesen Ort? Während ihrer Reise erstellen sie sozusagen eine Landkarte der Wassergerüche. Die entsprechenden feuernden Nervenzellen werden als somatische Marker im Gehirn gespeichert. Wenn die Lachse dann fortpflanzungsreif sind, treten sie ihre Rückreise an und brauchen nur darauf zu achten, bis diese Nervenzellen wieder reagieren. So wissen sie sich auf dem richtigen Heimweg.
Ganz sicher finden auch die Schildkröten, neben weiteren Faktoren, auf die gleiche Art zurück in ihre Heimatbucht. Es ist, als würde die Evolution sagen: Wir speichern den Erfolgsort, an dem du geschlüpft bist und überlebt hast, und bringen dich wieder heil zurück, damit die nächste Generation ebenfalls erfolgreich schlüpfen und überleben kann, ganz nach dem Motto: Alles, was sich bewährt, ist gut und wird beibehalten. So ist bei diesen Tieren der Geruchssinn gleichzeitig der Garant ihrer Arterhaltung.
Als Erwachsene, abgelöst von den Eltern, sehnen wir uns wieder zutiefst nach Verbindungen, die uns Geborgenheit und Liebe schenken. Deshalb lassen wir uns auch auf Begegnungen, Freundschaften und Liebesbeziehungen ein. Wir suchen den richtigen Partner, denn nur mit ihm könnten wir uns auch weitere Glückstankstellen wie Kinder und Familie vorstellen.
Allerdings können Paare sich lieben, ohne sich zu begehren. Andere lieben und begehren sich, möchten aber kein Kind zeugen. Es ist daher wichtig, den Wert der liebenden Vereinigung für Mann und Frau im Hinblick auf die Bindungshormone ganz neu zu betrachten. Eine völlig andere Sichtweise wird beweisen, dass gerade eine erfüllte Sexualität die Menschen empathischer und glücklicher macht, was wiederum enorm positive Auswirkungen auf das gesamte Umfeld hat.
Aufwendige Umfragen ergaben, dass Paare in der Regel nur ein- bis dreimal im Monat miteinander schlafen. Sie lieben sich, begehren sich aber nicht mehr. Stress, zu hohe Erwartungen, zu viel Arbeit, Burnout-Syndrom, Unlustgefühle, Erschöpfung, Impotenz und vieles andere mehr behindern die Glückstankstelle Sexualitätâ und das, obwohl genau sie eine Art Therapie für all diese Symptome wäre. Ein Teufelskreis! Nur dann, wenn Fortpflanzung als wichtigstes Ziel der Sexualität verstanden wird, wie es von der katholischen Kirche gefordert wird, dreht sich natürlich alles um die Erektionsfähigkeit und den Orgasmus des Mannes und auch um seine damit verbundenen Fantasien. Seit über 2000 Jahren wird somit ein patriarchales Seelenmuster in uns installiert. Die weibliche Fähigkeit zum
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