Glueckstankstellen
Enttäuschungen entstehen, ist eigentlich völlig normal. Mit dem Wissen um die Aktivierung der Kuschelhormone wird es uns hoffentlich leichter gelingen, immer wieder aktiv für gute Bindungen und Beziehungen innerhalb des Familienverbandes zu sorgen.
Mutterschaft im Wandel der Zeit
Die Evolution hat wunderbar vorgesorgt und stellt bei Frauen die Botenstoffe bereit, die für Bindung, Fürsorge und Schutz der Nachkommen benötigt werden. Wenn wir jedoch die Familie als ständig flieÃenden Quell der Liebeshormone nutzen wollen, braucht es nicht nur Gefühl, sondern auch Verstand. Noch immer erfährt das Thema der bedingungslosen Mutterliebe in unserer Gesellschaft eine unglaublich hohe Beachtung. Mutterschaft wird als ein Zustand des ausschlieÃlichen Gebens idealisiert.
Unsere Kinder benötigen heute etwa 20 Jahre lang Unterstützung. Hier einfach auf die ewig währende Mutter- und Elternliebe zu setzen, ohne den Deal von beiden Seiten zu bedienen, kann zu groÃen Enttäuschungen und Kränkungen führen. Das Naturprogramm der Erziehung und Bindung setzt ja gleichzeitig eine Spirale der Loslösung in Gang. Auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit und Selbstbestimmung brauchen Kinder die elterliche Fürsorge. So muss also innerhalb der Familie der groÃe Spagat zwischen Bindung und Loslösung gemeistert werden.
In der Pubertät befindet sich das Gehirn des Jugendlichen sozusagen in einem Ausnahmezustand. Es wird aufgrund der Geschlechtshormone völlig neu verschaltetâ ein Prozess, der mit extremen Stimmungsschwankungen einhergeht. Gleichzeitig nimmt das Bedürfnis nach mehr Unabhängigkeit weiter zu. Auf diesem kontinuierlichen Weg zur Reifung entwickelt der Jugendliche seinem Wesen entsprechende Fähigkeiten, Stärken, Talente, seinen Selbstwert und gleichzeitig seine Beziehungs- und Bindungsfähigkeit. Die Eltern sind dabei die wichtigste Orientierungshilfe.
Das Geheimnis der elterlichen Macht besteht darin, die Bindungsbeziehung zu erhalten. So haben sie gerade auch während der Pubertät die unendlich schwierige Aufgabe, über eine verantwortungsvolle Führungsrolle den Einfluss auf ihre Kinder nicht zu verlieren. Für den Bindungsforscher Gordon Neufeld ist Bindung die stärkste Kraft im Universum. Er ist davon überzeugt, dass Bildung das Ergebnis von Bindung ist. In seinem Buch Unsere Kinder brauchen uns erklärt Neufeld: » Wir werden nicht durch die generelle Bedürftigkeit unserer Kinder dazu ermächtigt, unsere elterliche Verantwortung zu übernehmen, sondern dadurch, dass die Kinder die Erfüllung ihrer Bindungsbedürfnisse auch wirklich bei uns suchen.«
Eltern sollten sich also fragen, wie viele trennende ErziehungsmaÃnahmen sie unbewusst einsetzen, wenn die Kinder » unartig«, bockig oder uneinsichtig sind.
Das heutige Mutterbild ist noch immer ein Produkt der bürgerlichen Gesellschaft des 18 . Jahrhunderts. Das Autoritätsgehabe des Vaters und ein Liebesüberschwang der Mutter führten zu permanenter Bevormundung und verhinderten bei den Kindern Selbstentfaltung und eigene Meinungsfindung. Die Mutter kümmerte sich um Haushalt und Kinder, der Vater, als Ernährer, war ein Leben lang an einen nicht immer geliebten Beruf gekettet. Die Erziehung der gemeinsamen Kinder übernahm die Mutter, die in ihrer Rolle ganz aufging. Ãber eine lange Zeit sind also Kinder in einer vaterlosen und doch patriarchalen Gesellschaft aufgewachsen.
Das vierte Gebot: » Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir wohlergehe und du lange lebest auf Erden« unterstützt diese patriarchale Haltung noch immer.
Unsere Elternliebe sichert uns demnach ein langes, positives Leben. Dr. Paul Schulz, ehemaliger evangelischer Pastor, entwickelte ein eigenes Elterngebot:
» Eltern haben grundsätzlich die vorausgehende Verpflichtung gegenüber ihren Kindern, sie bestmöglich ins Leben freizusetzen, damit es ihren Kindern wohlergehe und sie lange leben auf Erden.« 1 Eltern haben sich dabei so zu verhalten, dass ihre Kinder ihnen vertrauen und sie respektieren können. » Allein das Selbständigwerden des Kindes ist in allem das höchste Ziel. In der Erziehung geht es nicht um Selbstverwirklichung der Eltern, sondern um Lebensbefähigung der Kinder, nicht um Existenzsicherung der Eltern, sondern um Zukunftssicherung der Kinder, nicht um Lebensqualität der Eltern,
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