Glueckstankstellen
Vater und Kind. So gesehen gestalten Männer und Frauen als Eltern eine deutlich emanzipatorischere Gesellschaft, in der im Idealfall Gleichberechtigung, gemeinsame Verantwortung, Aufgabenteilung und ein verständnisvoller, fordernder und fördernder Umgang miteinander gepflegt werden.
Während Hausarbeit über Jahrtausende als reine Frauenarbeit galt, teilen sich heute viele Paare diese Arbeit oder finden Kompromisse.
Eltern dürfen sich auch ihre Erziehungsmacht nicht aus der Hand nehmen lassen. Die Familie bietet ein groÃes Ãbungsfeld, auf dem übrigens Fehler gemacht und Emotionen gezeigt werden dürfen. Hier werden Vertrauen, Toleranz und Kompromissfähigkeit eingeübt, der eigentliche Kitt einer humanen Gesellschaft. Aber trotz aller Probleme können hier immer wieder die Botenstoffe flieÃen, die uns befähigen, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Gerade auch, weil die Eltern vor den Kindern sterben, muss es gelingen, dass die Kinder in der Familie das Handwerkszeug mitbekommen, um viele » ergiebige« Glückstankstellen aufzubauen. Somit ist die Familie eine wichtige, sehr sensible Glückstankstelle, aber eben auch nur eine von vielen.
Die Patchworkfamilie
Früher nannten die Kinder den neuen Partner der Eltern Stiefmutter oder Stiefvater, und wie wir aus den Märchen wissen, waren diese oft böse und gemein. Heute bezeichnet man diese bunt zusammengewürfelten Familien als Patchworkfamilien, und sie befinden sich auf dem Vormarsch: 2006 zählte man bereits 2 , 3 Millionen dieser an einen bunten Flickenteppich erinnernden Familien, und es werden immer mehr. Inzwischen lebt jede siebte Familie in solch einer Beziehungsform zusammen, in der entweder nur ein Elternteil seine Kinder mit in die neue Beziehung bringt oder beide Eltern mit ihren jeweiligen Kindern nun zusammen eine Familie bilden. Dann kommt es auch noch vor, dass die Kinder der Ex-Partner am Wochenende zu Besuch sind oder dass noch eigene gemeinsame Kinder die neue Familie bereichern. Bei den eigenen Kindern sind wir ja bestens gerüstet und ausgestattet mit den Botenstoffen der Liebe. Doch damit das Zusammenleben zwischen den einzelnen Familienmitgliedern gelingt, bedarf es nun weiterer guter bindender Strategien.
Natürlich kann es niemals Patentrezepte für ein glückliches und zufriedenes Familienleben geben, doch es gibt gewisse Regeln, die das langsame Zusammenwachsen der Familie fördern. Die Aktivierung der Bindungshormone innerhalb der neuen Familienmitglieder benötigt vor allem Zeit. Deshalb sind Ungeduld, das Streben nach perfekter Harmonie und zu groÃe Erwartungshaltungen an die einzelnen Familienmitglieder geradezu Gift für das Gelingen der Glückstankstelle Familie. Behutsamkeit ist angesagt. Mit dem Wissen um die Aktivierung der Bindungshormone können Eltern relativ gelassen bleiben und aktiv durch Gespräche, gemeinsame Unternehmungen, Geduld, Verständnis, Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen und Empathie für gute Beziehungen untereinander sorgen. Kinder sind Bindungsgeschöpfe und brauchen ihre Eltern. Deshalb sind Respekt, Verständnis, Geduld, Zeit und Fantasie der beste Garant dafür, dass sich die Familienmitglieder nach und nach immer mehr miteinander verbunden fühlen.
Mit dem heutigen Wissen und entsprechenden neuen Strategien haben Angst und Unsicherheit keine Chance mehr, denn Kinder wollen Bindung und brauchen auch die Ersatzeltern. Sie sind kooperativ und lernfähig. Natürlich machen die Ablöseprozesse die Sache nicht gerade einfach.
Nach den anfänglichen Schwierigkeiten stellt sich das Unternehmen Patchworkfamilie jedoch meist als groÃe Bereicherung für alle heraus. Hier können verbindende Regeln, Toleranz und Mitgefühl eingeübt werden, die das spätere Leben der Kinder positiv bereichern.
Das Leben im SOS-Kinderdorf
Hermann Gmeiner hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die Idee, verwaisten und verlassenen Kindern ein neues Zuhause zu geben. Seine Spendenaufrufe waren so erfolgreich, dass 1949 das erste Haus in Imst in Tirol eröffnet werden konnte. Das Symbol » SOS -Kinderdorf« steht für einen geschützten Raum und für eine soziale Gemeinschaft. Innerhalb der Kinderdorf-Gemeinschaft wächst jedes Kind in einem Haus mit einer Mutter und Geschwistern auf. Die entscheidende Idee ist es, den Kindern aufgrund ihrer natürlichen Prägung ein stabiles Familienleben zu
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