Glueckstankstellen
sondern um Lebensqualifizierung der Kinder.« 2
Für eine gut funktionierende Glückstankstelle stehen Eltern also vor der Aufgabe, die eigenen Wünsche und die der Kinder in Einklang zu bringen.
Unser Leben hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Frauen haben heute eine gute Schul- und Berufsausbildung, sie erwarten Unterstützung und Lösungen in den Bereichen Beruf, Familie, Kinder und Partnerschaft. Vom Staat sind Erziehungszeiten garantiert, Kindergärten und Krippen stehen zur Verfügung. Dennoch ist es nicht leicht, Mutter- und Vaterschaft zu leben, lebendige Bindungen zum Kind aufzubauen und gleichzeitig eigene Bedürfnisse und Wünsche nach beruflicher Weiterentwicklung nicht völlig aufzugeben.
Die mütterliche Stimme wirkt
wie eine Umarmung
Forscher der University of Wisconsin-Madison untersuchten den Einfluss der mütterlichen Stimme im Zusammenhang mit Oxytocin. Bisher nahm man an, dass für die Aktivierung der Kuschelhormone Körperkontakt und Berührung nötig seien. Es wurde ein Speichel- und Urintest mit 61 Mädchen zwischen sieben und zwölf Jahren durchgeführt. Um die Mädchen unter Stress zu setzen, forderte man sie auf, eine spontane Rede zu halten und verschiedene Rechenaufgaben zu lösen. Der Test ergab, dass Oxytocin bereits aktiviert wurde, wenn die Kinder die tröstende Stimme der Mutter wahrnahmen. Sie wirkte genauso beruhigend wie Umarmungen und Berührungen.
Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder nach Schule und Kindergarten die liebenden Eltern oder andere wohlwollende, erwachsene Bezugspersonen als Ansprechpartner haben. Doch wenn Frauen heute verstärkt ihre berufliche Karriere im Blick haben, könnte die Gefahr bestehen, dass sich aus der vaterlosen zusätzlich eine mutterlose Gesellschaft entwickelt.
Die Eltern erkennen die Anlagen, Fähigkeiten, Neigungen und Bedürfnisse ihrer Kinder am besten. Zwar sind Erzieherinnen, Lehrer und Tagesmütter meist sehr gut ausgebildet, dennoch dienen gesellschaftliche Einrichtungen wie Kindergarten und Schule hauptsächlich der Wissensvermittlung, und ihre Mitarbeiter sind häufig überfordert mit der Aufgabe, intensive persönliche Bindungen zu ihren Schützlingen herzustellen. Was also könnte aktiv verbessert werden? Gordon Neufeld setzt darauf, die Bindungsprozesse zu Lehrern, Pädagogen und Erziehern zu aktivieren. Er fordert bindungsfreundlichere Gepflogenheiten an den Schulen. Lehrer und Eltern sollten sich besser kennenlernen und intensiver austauschen. Eltern sollten die Bindungskräfte der Kinder zu ihren Lehrern aktiv unterstützen. Die Schulen und Einrichtungen selbst sollten freundlicher gestaltet werden.
Aber auch die Wertorientierung der Frauen und Männer muss sich ändern. Besteht eine hohe Berufsorientierung bei einem gleichzeitig traditionellen Mutterrollen-Konzept, führt dies zu seelischen Konflikten. So hat eine Studie über kinderlose Ehepaare ergeben, dass zum Zeitpunkt der EheschlieÃung sehr wohl ein gemeinsamer Kinderwunsch bestand, der aber aus der Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und Familie immer wieder verschoben wurde. Der Wandel im Schul- und Berufsbereich führt eben nicht automatisch dazu, dass sich das Empfinden im Familienbereich ändert.
Auch Kinder haben den Wunsch, nützlich zu sein und alles richtig zu machen, denn dadurch fühlen sie sich stark und anerkannt innerhalb der Gemeinschaft. Deshalb ist es sinnvoll, sie in den Alltag mit einzubeziehen, auch wenn das gerade bei kleineren Kindern etwas mehr Zeit erfordert. Bindungshormone entstehen während des gegenseitigen Gebens und Nehmens und nicht, wenn nur einer immer gibt und der andere nimmt. Es ist deshalb überaus wichtig, Kindern klarzumachen, dass sie sich auch einbringen müssen, um Schutz und Fürsorge zu erhalten. Die Botenstoffe für Mutterliebe sind nicht selbstverständlich für immer und ewig in gleicher Menge vorhanden. Ablösungsprozesse sind auf beiden Seiten vorgesehen.
Viele Frauen kümmern sich Tag für Tag fürsorglich um die Kinder, pflegen die Eltern oder Schwiegereltern und arbeiten deshalb meist Teilzeit. Nach einer Scheidung leben sie dann an der Armutsgrenze, ohne Aussichten auf eine gute Rente. Auch Frauen müssen sich deshalb um ihre Altersvorsorge kümmern. Zu lange Unterbrechungszeiten erschweren den Wiedereinstieg in den Arbeitsprozess, viele Berufe erfordern
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