Glueckstreffer - Roman
37
Zwischen Sonne und Regen liegt der Regenbogen. An seinem Ende findest du den Schatz.
ALS SOPHIE AM NÄCHSTEN Tag zur Bushaltestelle ging, regnete es, aber sie achtete nicht darauf. Anders als an früheren Regentagen war ihr das nasse Wetter willkommen. Es spülte die Vergangenheit hinweg und stand als reinigendes Element für einen Neuanfang. Während sie ohne Schirm die Straße entlanglief und der Regen über ihr Gesicht rann, fühlte sie sich mit einem Mal sehr lebendig. Das Lächeln auf ihren Lippen strahlte Zuversicht aus.
Die Busfahrerin war wie vom Donner gerührt, als Sophie triefend vor Nässe und mit einem strahlenden Lächeln in den Bus stieg. »Ich fass es nicht«, grummelte die Frau und musterte Sophie von Kopf bis Fuß. »Ist denn die Hölle zugefroren? Was hab ich verpasst? Was ist denn mit Ihnen passiert? Draußen schüttet es wie aus Kübeln, und Sie sind ohne Schirm ausgegangen?«
Sophie lächelte noch breiter, während sie ihre Fahrkarte löste. »Ohne dieses Wetter wüssten wir die Sonne am Himmel doch gar nicht richtig zu schätzen.« Damit ging sie in den rückwärtigen Teil des Busses und setzte sich.
Im Chocolats de Sophie ging es besonders hektisch zu – Thanksgiving stand bevor. Neben einer kurzfristig eingetroffenen Bestellung von Kürbistrüffeln für eine Firmenfeier beeilte sich Sophie, auch noch eine spezielle Kreation für Garrett herstellen, der später am Abend in den Laden kommen würde. Zu allem Übel verkürzte sich die nachmittägliche Vorbereitungszeit noch um eine weitere Stunde, in der sie ihren Laden kurz schließen und zur Autowerkstatt fahren musste, in die ihr Ford abgeschleppt worden war.
Nachdem der Hochbetrieb kurz vor Ladenschluss abgeebbt war, konzentrierte sich Sophie jede freie Sekunde auf ihre neueste Kreation, die bei Garretts Eintreffen fertig sein sollte. Sie produzierte etliche unbrauchbare Partien, bis die Kekse ihrer Vorstellung entsprachen. Als sie den Laden um acht Uhr abends für den Kundenverkehr schloss, war sie mit dem Ergebnis ihrer Mühen sehr zufrieden.
In der folgenden halben Stunde machte Sophie hektisch sauber. Sie begann mit der Auslage und den Tischen im Ladengeschäft und machte sich anschließend an die Küche, bevor sie sich kurz vor halb neun Uhr die letzten Schokoladenspritzer vom Gesicht wusch und ihr Haar ordnete.
Kurz darauf, nur wenige Sekunden nach halb neun, drang bereits lautes Klopfen durch den Laden ins Hinterzimmer. Sophie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, eilte um die Trennwand zwischen Küche und Ladengeschäft und winkte dem Gesicht zu, das ihr durch die Schaufensterscheibe entgegensah.
»Hallo, Sophie«, begrüßte Garrett sie, als sie die Tür öffnete. Ein kalter Wind blies von der Straße herein, als er eintrat. Er hatte eine kleine Schachtel unter den Arm geklemmt.
»Hallo.«
»Hast du ohne Randy alles geschafft? War bestimmt ein langer Tag.«
»Es ging«, sagte sie.
Garrett sah sie an, als wolle er etwas sagen, dann änderte sich seine Miene. »Was ist? Fangen wir mit der Post an? Ich möchte nicht zu lange bleiben. Sonst denkt sich Jane noch wer weiß was.«
»Verstehe«, erwiderte Sophie innerlich zähneknirschend, ließ sich jedoch nichts anmerken. »Aber hast du erst noch eine Minute Zeit für mich? Ich habe eine neue Kreation. Und ich möchte, dass du sie probierst. Eine objektive Beurteilung ist immer hilfreich. Ich meine, bevor die Produkte in den Verkauf kommen.«
»Sicher«, bemerkte er mit einem charmanten Lächeln. »Das tue ich sogar sehr gern.«
Sophie ging an zwei großen Kupferwannen vorbei in die Küche voran und dort zu einer schmalen Theke an der Rückwand. Gegenüber waren die Kisten mit Post gestapelt. Auf der Arbeitsfläche stand ein Teller mit zwei Keksen in Schokoladenhülle, die verdächtig wie Sophies Unglückskekse aussahen – allerdings mit dem Unterschied, dass der dunkle Schokoladenüberzug mit dicken weißen Streifen im Zebramuster verziert war.
Garrett warf einen Blick darauf und runzelte die Stirn. »Unglückskekse? Nein, danke! Damit hast du mich nur einmal reingelegt. Ein zweites Mal falle ich nicht darauf rein. Den Nachgeschmack von dem Teufelszeug, das du mir im September angedreht hast, habe ich noch immer auf der Zunge.«
Sophie neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte amüsiert. »O du Kleingläubiger! Vertrau mir! Ich verspreche, die sind besser als die anderen.«
»Schlimmer können sie auch kaum sein. Es sind doch Unglückskekse,
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