Glueckstreffer - Roman
ihm herauszukitzeln, behauptete er, es stünden Abendessen und Kino auf dem Programm. Danach gab er vor, er habe einen kulinarischen Streifzug durch mehrere Restaurants geplant.
»Ach wirklich?«, erkundigte sie sich aufgeregt.
»Nein«, strafte er sich selbst fröhlich Lügen. »Nicht wirklich. Tut mir leid.«
Nachdem Garrett eine Ausfahrt nördlich der Stadtmitte angesteuert hatte, verlangsamte er die Fahrt, nahm ohne anzuhalten eine schwarze Schlafmaske aus dem Handschuhfach und reichte sie Sophie. »Darf ich dich bitten, die hier anzulegen? Oder ist dir das zu unheimlich?«, fragte er. »Es ist nur … Wenn du siehst, wohin wir fahren, verdirbst du mir die Überraschung.«
Sophie sah ihn skeptisch an. »Ich finde das tatsächlich beunruhigend. Ich glaube, ich muss passen.«
Garrett grinste. »Du misstraust mir?«
»Ich bin nicht sonderlich vertrauensselig. Ich kenne dich doch kaum, und außerdem: Ein Blind Date hatten wir doch schon. Das hat gereicht. Danke.«
Garrett griff gut gelaunt in die Innentasche seines Jacketts und holte sein Handy heraus. Er wählte aus dem Telefonbuch eine Nummer aus und drückte auf Anrufen. »Ich habe damit gerechnet, dass du Skrupel haben würdest«, eröffnete er ihr und reichte ihr das Telefon. »Hier.«
Sophie sah ihn verdutzt und ungläubig an. »Was soll das?«
»Meld dich einfach«, flüsterte er.
»Ehm … Hallo?«
»Sophie, bist du das?«
»Ellen?« Sophie warf Garrett einen fragenden Blick zu. »Was soll das?«
»Keine Sorge, Sweets. Garretts Mutter hat ihm meine Nummer gegeben. Wir haben heute am frühen Abend telefoniert. Er macht einen sehr netten Eindruck. Ist er so sympathisch, wie er am Telefon klingt?«
Sweets war Ellens Spitzname für Sophie, die von Kindesbeinen an für jede Süßigkeit zu haben gewesen war. Erst im Teenageralter hatte das Naschen von Süßigkeiten für Sophie an Reiz verloren. Stattdessen hatte sie sich auf das Herstellen von Süßwaren verlegt. Nach ihrem Schulabschluss und vor dem Beginn des Colleges besaß sie bereits eine dicke Akte mit selbst kreierten Rezepten, die später die Geschäftsgrundlage für das Chocolats de Sophie bildeten.
Sophie schwieg, sah Garrett erneut an, hoffte, dass er die Frage nicht gehört hatte, und antwortete schließlich: »Möglich.«
»Gut. Kann es kaum erwarten, ihn kennenzulernen. Jedenfalls hat er mir deinen Anruf angekündigt. Du kannst beruhigt tun, worum er dich bittet. Ich weiß genau, wo die Reise hingeht. Sei unbesorgt. Genieß es einfach.«
»Und die Augenbinde? Hat er dir auch davon erzählt?«
»Ja, natürlich. Leg sie an! Das Unbekannte kann ein herrliches Abenteuer sein.«
Sophie schwieg einen Moment lang, sagte dann nur kurz: »Danke, El«, legte auf und wandte sich Garrett zu. »Dort, wo wir hinfahren … da ist doch nichts Gruseliges, oder?«
»Vertrau mir«, beruhigte er sie.
Sophie seufzte und zog zögernd die Schlafmaske über.
»Kannst du was sehen?«
»Nein. Nichts.«
»Ausgezeichnet.«
Sie waren nur noch wenige Minuten von ihrem Ziel entfernt. Garrett fuhr allerdings noch einige Male im Kreis herum, um Sophie zu verwirren. Als der Wagen schließlich hielt und der Motor abgeschaltet war, fragte Sophie, ob sie die Maske abnehmen könne.
»Noch nicht«, verneinte Garrett. »Nur noch ein kurzer Spaziergang, dann sind wir am Ziel.«
Garrett ging um den Wagen herum zur Beifahrerseite und half ihr beim Aussteigen. Dann nahm er ihren Arm und führte sie zu einem nahe gelegenen Gebäude.
»Wo sind wir?«, fragte sie, als sich eine schwere Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Es hört sich an, als seien wir ganz allein.«
Garrett verweigerte weiterhin jede Auskunft. Schweigend führte er sie eine Treppe hinauf, einen langen Korridor entlang und durch eine zweite, offenbar schwere, gut isolierte Tür.
Schließlich bat er sie, sich zu setzen. Mit seiner Hilfe ließ sie sich auf dem Fußboden nieder, wo er eine Decke ausgebreitet hatte. Sie fühlte mit den Händen die Kante der Decke und registrierte besorgt, dass der Fußboden aus Beton war. Am meisten beunruhigte Sophie jedoch die absolute Stille, die um sie herum herrschte. Sie waren definitiv allein. Allmählich fürchtete sie, sich auf etwas Unheimliches eingelassen zu haben – trotz Ellens beruhigender Worte.
Garrett entging Sophies sorgenvolle Miene nicht. »Bereit, die Maske abzunehmen?«, erkundigte er sich und setzte sich neben sie.
»Nur allzu bereit.«
»Gut. Dann los. Wir sind da. Nimm die Maske
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