Glueckstreffer - Roman
vermeiden.
In der folgenden halben Stunde verharrte Sophie ausgestreckt auf dem Bett, das Handy in der Hand. Sie hoffte, Garrett würde ihr eine weitere SMS senden. Vergeblich. Schließlich kamen ihr Bedenken. Vielleicht würde sie nie wieder etwas von ihm hören. Das wollte sie nicht riskieren.
Hallo? Garrett? Wo bist Du abgeblieben?
Und Garrett hatte nur darauf gewartet, von ihr zu hören. Ohne Zeit zu verschwenden, antwortete er umgehend: Sitze hier und weiß nicht, was ich falsch gemacht haben könnte!
Tut mir leid! Bin manchmal ziemlich daneben. Möchte dich sehen. Komm BITTE morgen in den Laden. Könntest mir bei den Buttertoffees helfen.
Woher der Sinneswandel?
Komm einfach nach der Praxis in den Laden … Erklär’s dir später.
Perfekt. Gute Nacht!
Garrett hatte eine Weile darüber nachgegrübelt, welche Erklärung Sophie ihm für ihre zunächst ablehnende Haltung geben würde. Als er jedoch im Chocolats de Sophie ankam, wurde ihm rasch klar, dass seine Sorge unbegründet war. Sophie umarmte ihn zur Begrüßung freudig und bat ihn, auf einem der Barhocker am Fenster Platz zu nehmen.
»Begrüßt du alle Kunden so herzlich?«, erkundigte er sich belustigt. »Ich sollte öfter herkommen.«
»Deshalb bin ich so gut im Geschäft«, konterte Sophie schmunzelnd. Sie setzte sich auf den Hocker neben ihn und wurde ernst. »Das gestern Abend«, begann sie, »waren meine Nerven. Ich habe keine sonderlich erhebenden …« Sie entdeckte einen Schokoladenspritzer auf ihrer Schürze und begann, ihn mit dem Fingernagel abzukratzen.
»Du hast keine was?«, nahm Garrett den Faden auf.
Sophie bearbeitete weiter den Schokoladenspritzer. Erst als dieser entfernt war, hob sie wieder den Blick. Ihr fiel auf, dass Garretts Augen die Farbe dunkler Schokoladencreme hatten.
Für ihren halb fertigen Satz hätte es mehrere passende Ergänzungen gegeben. Nur war sie sich nicht sicher, welche davon sie dem Mann zumuten wollte, den sie gerade umarmt hatte.
Erfahrungen mit Männern? Erfahrung damit, mein Herz zu öffnen? Mit Bindungen? Mit Beziehungen im Allgemeinen?
»Es fällt mir schwer, anderen Menschen zu vertrauen«, sagte sie schließlich.
Er sah sie mit einem seltsamen Ausdruck an. »Du vertraust mir nicht?«
Sie seufzte und legte ihm sanft die Hand aufs Knie. »Doch. Mein Gefühl sagt mir, dass ich dir vertrauen kann. Aber ich traue meinem Gefühl nicht. Ich habe die schlechte Angewohnheit, Männer zu vergraulen. Als du mich so bald wiedersehen wolltest, bin ich nervös geworden. Ich habe Angst, alles zu verderben. Das ist der Grund. Verstehst du das?«
»Ich glaube schon.«
»Ironie des Schicksals, wenn man’s genauer betrachtet. Durch meine Angst, Männer zu vergraulen, vertreibe ich sie am Ende tatsächlich.«
Garrett lachte. »Hör auf! Ein Mann, der sich von dir abschrecken lässt, muss verrückt sein.«
Sophie mochte den Klang seiner Stimme. Sie wirkte beruhigend, zuversichtlich und tröstlich auf sie. Außerdem mochte sie sein einnehmendes Lächeln. Die Grübchen.
»Das hat der letzte Typ, der in meinen Laden gekommen ist, auch behauptet. Und weißt du, wo er jetzt ist?« Sie beobachtete Garrett aufmerksam. Als die Antwort ausblieb, fuhr sie fort: »Ich auch nicht!« Sie lachte. »Aber ganz sicher weit weg von hier!«
Garrett ließ sich nicht beirren. Er empfand Sophies Selbstironie als überraschend anziehend. »Kennst du den Standardspruch meiner Mutter, wenn’s um Beziehungsfragen geht?«
»Vermeide sie um jeden Preis, sie bringen nur Verdruss?«
»Fast richtig«, erwiderte er gut gelaunt. »Sie behauptet, jede Beziehung ist zum Scheitern verurteilt, wenn der- oder diejenige nicht der Richtige oder die Richtige ist. Jedes Töpfchen findet sein Deckelchen oder so ähnlich.«
Sophie verschränkte die Arme. Sie lächelte amüsiert. »Und glaubst du deiner Mutter? Ich meine, schließlich hat sie dich auf mich angesetzt. Damit steht ihr Urteil infrage.«
»So bitter das Scheitern einer Beziehung im Lauf der Zeit ist – und ich muss es wissen, denn ich hatte etliche –, habe ich noch immer die Hoffnung, dass irgendwo die Richtige auf mich wartet. Und dann ist alle Bitterkeit vergessen.«
»Schau einer an«, bemerkte Sophie süffisant. »Du bist nicht nur ein Romantiker, du bist sogar ein hoffnungsloser Romantiker.«
»Ein hoffnungs voller Romantiker«, korrigierte Garrett. »Das ist ein Unterschied. Und das ist doch wohl nichts Negatives.«
Sophie erwiderte seinen Blick, versuchte, in seinen
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