Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
Vom Netzwerk:
ab!«
    Sophie zog sie über den Kopf und rieb sich die Augen, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
    Dann registrierte sie verblüfft, dass es um sie herum noch immer ziemlich dunkel war. Sie sah sich in dem grauen Zwielicht um. Offenbar befanden sie sich in einer Rotunde mit Kuppeldach. Vor ihnen standen zwei leere Teller und daneben mehrere Kartons eines Take-away-Restaurants.
    »Du kannst anfangen, Vance«, sagte Garrett unvermittelt und wandte den Kopf zu der Tür, durch die sie gerade hereingekommen waren. Und es wurde noch dunkler.
    Sophie betrachtete Garretts Gesicht im schwindenden Licht. Er erwiderte ihren Blick mit einem spitzbübischen Leuchten in den Augen.
    Als es um sie herum stockfinster war, begann in der Kuppel ein Licht nach dem anderen aufzuleuchten. Sophie wandte den Kopf in sämtliche Richtungen und beobachtete erstaunt, wie sich das ganze Rund mit blinkenden Punkten füllte. Dann begriff sie plötzlich, wo sie sich befand.
    »Sterne!«, entfuhr es ihr. »Meine Güte! Seit der fünften Klasse bin ich nicht mehr hier gewesen! Wie hast du das nur organisiert?«
    »Beziehungen«, antwortete Garrett fröhlich. »Vance ist einer meiner Patienten. Er ist Leiter des Pacific Science Center. Ich habe ihn gestern Abend angerufen. Er hat alles arrangiert. Wir haben das Planetarium ganz für uns allein.«
    »Fantastisch«, murmelte Sophie und konnte sich gar nicht sattsehen.
    »Freut mich, dass es dir gefällt.«
    Sophie rutschte auf der Decke hin und her. »Gab es früher hier nicht Stühle?«
    »Ja, richtig. Tut mir leid. Der Raum wird gerade renoviert. Das alte Gestühl wurde ausgebaut. Es soll durch bequemere Sitze ersetzt werden.«
    »Es ist einfach unglaublich hier! Ich kann es einfach nicht fassen!« Ihr Blick schweifte über die Sternbilder in der Kuppel. »Danke! Das ist eine wunderschöne Überraschung!«
    Garrett lächelte in der Dunkelheit.
    Den Rest des Abends taten sie genau das, was Sophie sich gewünscht hatte: Sie betrachteten die Sterne. Garrett hoffte, dass die Umgebung romantisch genug für Sophie war. Er hatte das Gefühl, dass dem so war, konnte aber in der Dunkelheit ihre Miene nicht einwandfrei deuten.
    Während sie zusahen, wie sich um sie herum das Universum entfaltete, unterhielten sie sich angeregt, aßen Phad Thai, pfannengerührte Nudeln und Kokosnussreis im Schein der beiden Taschenlampen, die Garrett mitgebracht hatte. Kerzenlicht wäre natürlich stimmungsvoller gewesen, aber die Brandschutzregeln des Planetariums ließen nur Taschenlampen als Lichtquelle zu.
    Im Laufe der Unterhaltung gestand Sophie Garrett, dass sie sich von jeher für Astronomie interessiert und sogar entsprechende Kurse im College belegt hatte. Daher konnte sie auch problemlos die zwölf Tierkreiszeichen der westlichen Hemisphäre zusammen mit den weniger bekannten Konstellationen der östlichen Hemisphäre erkennen und benennen. Auf Garretts Frage, was sie an den Sternbildern am meisten faszinierte, hatte sie eine für ihn überraschende Antwort parat. Während sie auf dem Rücken liegend auf den künstlichen Sternenhimmel starrten, sagte sie träumerisch: »Beim Betrachten der Sterne wirft man auch einen Blick auf die Erdgeschichte. Einige der Gebilde am Himmel, die wir sehen können, sind Millionen Lichtjahre von uns weg. Der Andromedanebel zum Beispiel ist zweieinhalb Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, was noch verhältnismäßig nahe ist.« Sophie nahm Garretts Hand und deutete auf ein Detail in der Spiralgalaxie des Großen Andromedanebels. »Was wir sehen, ist etliche Millionen Jahre alt. Wir leben in der Gegenwart und blicken tatsächlich in eine weit zurückliegende Vergangenheit.« Sie hielt inne und sah Garrett flüchtig aus den Augenwinkeln an. »Alles im Universum hat eine Vergangenheit. Die Sterne zeigen es uns.«
    Garrett betrachtete Sophies Gesicht. »Andromeda. Das kommt aus dem Griechischen, nicht wahr?«
    »Ja, richtig. Andromeda war in der griechischen Mythologie eine Prinzessin des Königreichs Äthiopien. Sie wird auch die ›Frau in Ketten‹ genannt.«
    »Wirklich? Und woran war sie gekettet?«
    Sophie sah Garrett in die Augen, bevor sie antwortete: »An die Vergangenheit.«
    Sophie senkte hastig den Blick. Garrett jedoch sah sie weiterhin wie gebannt an. Der seltsame Klang ihrer Stimme, als sie von Andromeda gesprochen hatte, machte ihn hellhörig. Sah sich auch Sophie als eine Gefangene? Als Gefangene einer Vergangenheit, von der er nichts ahnte?

Weitere Kostenlose Bücher