Glueckstreffer - Roman
Tisch niedergelassen und sich die üblichen Informationen des Kellners über die Space Needle angehört hatten, zogen Sophie und Garrett jeweils einen Stift aus ihren Taschen, schrieben ihre Namen auf Zuckertütchen und legten sie auf die Fensterbank. Während sie auf ihr Essen warteten, erzählten sie sich, was sie in der vergangenen Woche erlebt hatten, und waren einfach nur froh, wieder zusammen zu sein.
Sophie ahnte, dass Evalynn diese Art der Konversation schrecklich gefunden hätte. Sie jedoch war in Garretts Gegenwart einfach nur glücklich. Wie andere darüber dachten, war bedeutungslos für sie.
Als Sophie und Garrett den Hauptgang beendet hatten, hatte sich das Restaurant einmal um die eigene Achse gedreht und wieder die Stelle erreicht, wo die Zuckerpäckchen auf dem Fensterbrett lagen. Garrett griff nach dem ersten Päckchen, warf einen Blick darauf, sah, dass fünf Personen ihre Namen hinterlassen hatten, und reichte es weiter an Sophie. Wenige Sekunden später nahm er das zweite Tütchen von der Fensterbank.
»Seltsam«, bemerkte er und drehte und wendete das Tütchen zwischen den Fingern. »Keine Unterschrift. Nur meine eigene.«
»Hat wirklich gar niemand etwas draufgeschrieben?«
»Auf der Rückseite steht eine Frage. Aber ohne Unterschrift.«
»Und wie lautet die Frage?«
»Es sind nur zwei Worte: Willst du …« Er sah sie lange an und reichte ihr dann das Tütchen über den Tisch hinweg. »Hier, sieh selbst!«
Sophie nahm das Zuckerpäckchen und wog es verblüfft in der Hand. Es war dicker … und schwerer als das erste. Sie war einen Moment ratlos. »Da muss etwas drin sein«, vermutete sie schließlich.
»Natürlich ist was drin, Soph«, entgegnete Garrett. »Man nennt es Zucker.«
»Was du nicht sagst!«, gab sie gut gelaunt zurück, widmete sich dann aber wieder dem Tütchen. »Aber da ist noch etwas anderes drin.«
»Vielleicht ein Käfer oder so? Gruselige Vorstellung. Wer hat schon gern einen Käfer im Kaffee?«
Sophie betastete das Tütchen vorsichtig. »Nein, es ist ein harter Gegenstand.«
»Dann mach es auf! Jetzt hast du mich neugierig gemacht.«
»Ich weiß nicht recht. Wenn es was Ekeliges ist?«
»Was auch immer … Lebendig ist es bestimmt nicht. Komm, reiß das Tütchen endlich auf!«
Sophie zog eine Grimasse, öffnete das Tütchen vorsichtig an einer Ecke und schüttete seinen Inhalt auf einen unbenutzten Teller. Inmitten des Zuckerhäufchens blitzte ein Ring mit dem schönsten Brillanten, den sie je gesehen hatte. Der Anblick machte sie im ersten Moment sprachlos und ließ sie nach Luft schnappen. »Heiliger Strohsack!«, entfuhr es ihr, als sie den Ring aufnahm und die Zuckerkörner von der Goldfassung wischte.
Sie sah Garrett an, der verlegen grinste. »Lies doch bitte die Frage auf der Rückseite noch mal vor.«
Sophie starrte wieder fassungslos auf den Ring in ihrer Hand. Sie hatte ihm kaum zugehört. »Wie bitte?«
»Die Frage. Lies die Frage vor.«
»Ach so«, antwortete sie und griff nach dem leeren Tütchen. »Willst du …?«
Garrett zögerte einige Sekunden, beobachtete, wie sie verwirrt und fasziniert den Ring betrachtete, und wartete darauf, dass bei ihr der Groschen fiel. »Also, was ist? Willst du …?«
Sie blies ein winziges Zuckerkristall vom Ring, das zwischen Stein und Fassung gesteckt hatte. »Will ich was?«, wiederholte sie automatisch, ohne den Blick von dem Ring zu wenden. Und dann begriff sie plötzlich das Ungeheuerliche, und ihre Augen suchten Garretts Blick. »O mein Gott!«, sagte sie atemlos. »Hast du mir gerade …?«
Sophie fixierte Garretts Mund, um sich angesichts ihrer Gefühlsturbulenzen besser auf seine nächsten Worte konzentrieren zu können.
»Wenn du wissen willst, ob ich dir gerade einen Heiratsantrag gemacht habe, dann lautet die Antwort: Ja. Willst du mich heiraten, Sophia Maria Jones?«
»O mein Gott!«, wiederholte Sophie völlig verwirrt. Dann sprudelte es aus ihr heraus: »Wie bitte? Das ist ja großartig! Aber können wir denn … Ich meine … Wir kennen uns doch erst seit einem halben Jahr. Sechs Monate! Das ist nichts! Kennst du mich gut genug? Kenne ich dich gut genug? Wie können wir überhaupt …«
Garrett grinste. »Dachte mir schon, dass du Bedenken haben würdest. Ich weiß auch, dass es vielleicht etwas zu schnell kommt. Aber ich bin verliebt. Und du bist es auch. Und ich weiß, dass meine Gefühle für dich jeden Tag stärker werden. Warum sollten wir also warten?«
»Weil … Weil sich die
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