Glueckstreffer - Roman

»Volltreffer, Dr. Black. Wenn du die Füße sämtlicher Patienten geheilt hast, solltest du dich mal als Seelenklempner versuchen.«
    »Dann ist das also der Grund?«
    Sophie zuckte die Schultern. »Ich nehm’s an. Was sollte es sonst sein?« Doch insgeheim wusste sie, dass mehr dahintersteckte – zum Beispiel die Tatsache, dass sie die Hauptschuld an der Tragödie ihrer Familie hatte, und sie wollte nicht riskieren, so etwas je wieder einem geliebten Menschen anzutun. Doch das war mehr, als sie Garrett im Augenblick anvertrauen wollte.
    »Seit ihrem Tod habe ich zwischenmenschliche Beziehungen immer als … vorübergehend angesehen. Ich habe ja nicht nur meine Eltern verloren. Ich bin bei mehreren Pflegeeltern aufgewachsen, und immer war ein Ende absehbar. Ein Pflegevater ist sogar gestorben.«
    »Und was ist mit Ellen? Sie gibt es doch noch. Und Evalynn.«
    »Pah! Ellen ist Polizistin. Ihr Leben ist ständig in Gefahr. Ich habe immer Angst gehabt … und habe heute noch Angst, dass sie in eine Schießerei gerät. Und Ev? Von ihr höre ich manchmal wochenlang nichts, je nachdem, wie es gerade mit Justin geht. Und … wer weiß schon, ob ich sie irgendwann vielleicht nicht doch für immer verliere.«
    Garrett tätschelte kurz Sophies Knie. »Bei mir musst du dir um all diese Dinge keine Sorgen machen, Sophie Jones. Ich bin weder dein Pflegevater noch Polizist oder deine beste Freundin, die Probleme mit ihrem Freund hat. Ich bin nur der Mann, der sich in dich verliebt hat.«
    Diese Bemerkung kam für Sophie überraschend. Garrett hatte nicht nur das erste Mal von Liebe gesprochen. Auch die Art, wie er davon sprach, ließ sie aufhorchen. In der Vergangenheit hatte immer wieder mal ein Mann behauptet, sie zu lieben. Bei Garrett jedoch hatte es aufrichtig geklungen, ohne versteckte Absichten, ohne Hintergedanken. Obendrein hatte sie nicht den Eindruck, dass er als Gegenleistung ein ähnliches Geständnis von ihr erwartete – worüber sie erleichtert war, denn sie war noch nicht bereit, ihm gegenüber zuzugeben, was sie tief in ihrem Herzen für ihn empfand. So löste Sophie statt einer Antwort nur ihren Sicherheitsgurt, beugte sich zu Garrett hinüber und küsste ihn auf die Wange.
    »Vorsicht! Du spielst mit dem Feuer!«, scherzte er. »Ich verliere leicht die Kontrolle über mich, wenn du mir zu nahe kommst. Also, bleib lieber angeschnallt. Ist nur zu deiner Sicherheit!«
    Sophie versetzte ihm einen weiteren liebevollen Rippenstoß und legte ihre Hand auf seine. Die Angst, Garrett könnte ihr den Laufpass geben, wich der überwältigenden Stärke ihrer Gefühle für diesen Mann, der so perfekt zu ihr zu passen schien wie sie zu ihm.
    »Garrett«, begann sie nach einer Weile. »Ich bin froh, dass deine vorwitzige Mutter sich mit meiner durchtriebenen Pflegemutter zusammengetan hat.«
    Er drückte ihre Hand. »Ich auch.«

Kapitel 11

    Wird dir der Traum deines Lebens auf dem Tablett serviert, lass es zurückgehen. Es ist und bleibt ein Traum.
    FÜR SOPHIE WAR DER Ausflug nach Cannon Beach im Januar ein Wendepunkt in ihrer Beziehung zu Garrett. Sein überraschendes Liebesgeständnis ließ sie nun doch daran glauben, dass diese Beziehung vielleicht – aber nur vielleicht – die Wechselfälle des Lebens überstehen würde. Jedenfalls konnte sie sich danach mit der Idee anfreunden, dass sie ihm wirklich so viel bedeutete, wie er behauptete. Und sie ertappte sich gelegentlich dabei, wie sie andeutete, die gleichen Gefühle für ihn zu hegen.
    Im Chocolats de Sophie war der Valentinstag der geschäftigste Tag im Jahr, und so konnte Sophie nicht einfach gehen, als Randy eintraf. Ab dem Spätnachmittag waren beide unablässig im Einsatz, um die Unmengen von Kunden zufriedenzustellen, die noch in letzter Minute ein Geschenk für ihre Lieben suchten. Garrett kam um halb sieben abends vorbei und half in der Küche aus in der Hoffnung, die Dinge zu beschleunigen, um noch Zeit mit Sophie verbringen zu können. Nach Ladenschluss und den üblichen Aufräumungsarbeiten war der Abend dennoch bereits so weit fortgeschritten, dass der erschöpften Sophie fast schon im Stehen die Augen zufielen. Also fuhr Garrett sie nach Hause, gab ihr einen Gutenachtkuss und verabschiedete sich.
    Am darauffolgenden Abend überraschte er Sophie jedoch mit einer verspäteten Einladung zum Valentinstag, die das eher unromantische Ende des Vorabends vergessen machen sollte. Er holte sie um halb sechs Uhr abends ab. Zusammen fuhren sie in