Glueckstreffer - Roman
wusste, dass die Drogen ihr nicht wirklich helfen konnten. Trotzdem hatte ich sie dazu gebracht. Aber damals war für mich nicht absehbar, dass ich in ihr eine Sucht entfachen würde, die sie eines Tages umbringen würde.
Mittlerweile fragen Sie sich vermutlich, was das alles mit Glück zu tun hat. Aber wie gesagt, ich hatte Einblicke in dieser Richtung – dank meiner Freundin, die mir zeigte, dass Glück gelegentlich das Traurigste im Leben sein kann.
Einige Jahre nach der Highschool wurde meine Freundin schwanger. Sie liebte ihre Tochter abgöttisch. Sie hatte nur ein Problem: Sie kam von ihrer Sucht nicht los – der Sucht, die ich ihr eingebrockt hatte. Sie hat es versucht, glauben Sie mir. Hat sich alle erdenkliche Hilfe gesucht, war zeitweise tatsächlich clean, erlitt jedoch immer wieder Rückfälle. Schließlich landete sie wegen Drogendelikten im Gefängnis. Ihre Tochter kam zu einer Pflegefamilie.
Es zerriss ihr das Herz. Sie wollte das Kind bei sich haben. Vier Monate später wurde sie aus dem Gefängnis entlassen. Um ihre Tochter zurückzubekommen, musste sie nachweislich weitere zwei Monate clean bleiben. Sie war physisch fast am Ende, aber sie schaffte es.
Als sie ihre Tochter das erste Mal wiedersehen sollte, habe ich sie begleitet. Eine Sozialarbeiterin hatte das Mädchen bei der Pflegemutter abgeholt, und wir wollten die beiden im Park treffen. Als wir ankamen, beobachtete meine Freundin ihre Tochter, wie sie mit einem anderen kleinen Mädchen auf dem Spielplatz spielte. Sie war so glücklich und gesund, wie ein Kind es nur sein konnte.
»Ist sie nicht das beste Mädchen auf der Welt?«, hat sie mich damals gefragt. Ich konnte ihr nur voll und ganz zustimmen. Abgesehen von ihrer Tochter hatte meine Freundin nicht viel Glück in ihrem Leben erlebt.
Während sie das kleine Mädchen auf der Schaukel beobachtete, begann sie zu weinen. »Sie hat was Besseres verdient als mich«, sagte sie. »Sie braucht jemanden, der sie beschützt, der ihr eine Zukunft bieten kann.« Dann sah meine Freundin mich an. »Wie sehr, glaubst du, liebe ich meinen kleinen Engel?« So hat sie die Kleine immer genannt. Manchmal auch »Engel Ev«.
»Verdammt viel mehr, als meine Eltern mich je geliebt haben«, habe ich geantwortet.
»Ja, das ist Tatsache«, bemerkte sie still. Dann bat sie die Sozialarbeiterin, die Pflegemutter zu fragen, ob sie bereit sei, das Kind auf Dauer in Pflege zu nehmen.
Als wir den Park ohne ihre kleine Tochter wieder verließen, weinte meine Freundin, wie ich selten jemanden habe weinen sehen. Aber sie weinte vor Glück. Sie war glücklich, ihrer Tochter ein Geschenk geben zu können. Sie schenkte ihr ein Leben in Beständigkeit und Sicherheit. Ein Leben frei von all jenen Dämonen, die sie zeit ihres eigenen Lebens heimsuchten.
Das ist jetzt fast zwanzig Jahre her. Ich hoffe sehr, dass das kleine Mädchen, Engel Evalynn, weiß, wie sehr ihre Mutter sie geliebt hat.
Ich habe viel über Glück nachgedacht, seit ich Ihre Zeitungsanzeige gelesen habe. Aber welches Glück kann größer sein als das, den Mut aufzubringen, alles für diejenigen, die man liebt, zu geben, selbst wenn einem dabei das Herz bricht. So wie es meine Freundin Marion getan hat.
Carly Gibbs
Kapitel 24
Das Leben hält eine unliebsame Überraschung für dich bereit.
AM TAG NACH der gruppentherapeutischen Postsitzung erschien Garrett in der Mittagszeit ungebeten im Chocolats de Sophie , um bei der weiteren Auswertung der Zuschriften zu helfen. Sophie gab sich redlich Mühe, ihre Verärgerung über sein dreistes Eindringen deutlich sichtbar zu demonstrieren. Doch all ihr Stirnrunzeln, die bösen Blicke und gereizten Seufzer prallten an Garrett ab.
Tatsächlich verlor er während der Stunde, die er im Hinterzimmer des Ladens zubrachte, kein einziges Mal seine gute Laune. Im Gegenteil: Er münzte Sophies Sticheleien geschickt in humorvolle und nette Komplimente um. Und als ob das nicht schon ärgerlich genug gewesen wäre, besaß er sogar die Stirn, nach Arbeitsschluss erneut aufzukreuzen.
Randy wurde ausgerechnet an diesem Abend von ein paar Kunden unter Dauerbeschlag genommen, was Sophie in die unangenehme Lage versetzte, länger mit Garrett allein sein zu müssen, als ihr lieb war. Je mehr Zeit sie allerdings mit ihm verbrachte, desto schmerzlicher erinnerte sie sich daran, wie sehr sie seine Gesellschaft einst genossen hatte. Bei mehr als nur einer Gelegenheit ertappte sie sich dabei, wie sie seine Grübchen
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