Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
Vom Netzwerk:
betrachtete und wie gern sie dem Klang seiner Stimme lauschte. Und jedes Mal wurde sie angesichts dieses Mangels an Selbstbeherrschung wütend auf sich selbst.
    Ihre Unterhaltung drehte sich meist um unverfängliche Themen in Verbindung mit den Zuschriften, die sie sortierten. Gelegentlich allerdings verstieg Garrett sich zu Sätzen mit dem Auftakt: »Erinnerst du dich noch, als …« Dann fühlte sich Sophie automatisch in glücklichere Zeiten zurückversetzt – in Zeiten, als es für sie unverfänglich gewesen war, Garrett heimlich zu beobachten. Doch nach dem dritten »Erinnerst du dich« wurde Sophie klar, dass sie den Verlauf der Unterhaltung an sich reißen musste, wollte sie nicht die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren.
    »Hast du eigentlich die Reportage über mich auf dem Postamt gesehen?«, erkundigte sie sich und öffnete ein rosafarbenes Kuvert aus St. Louis.
    »Ich hab sie sogar aufgezeichnet«, antwortete er mit einem Lachen. »Kaum zu glauben, dass sie dir diese Story abgekauft haben.«
    »Ja. Jim sei Dank! Er hat uns beiden eine Menge unerwünschte Aufmerksamkeit erspart.«
    Garrett lehnte sich gegen die Küchentheke. »Ist er eigentlich wirklich obdachlos?«
    Sophie nickte und erzählte ihm, wie sie Jim ein Jahr zuvor kennengelernt hatte und seitdem eine allwöchentliche Verabredung zur Übergabe eines Unglückskekses mit ihm einhielt.
    »Hast du eine Ahnung, woher er von der ganzen Aufregung um die Suchanzeige wusste?«, erkundigte sich Garrett.
    Sophie warf einen Brief auf den Stapel mit den abgelehnten Zuschriften. »Ja, habe ich. Jim ist gestern bei mir gewesen. Es stimmte ja nicht viel von dem, was er den Reportern erzählt hat, aber dass er die Anzeige gelesen hatte, weil er sich allabendlich mit der Seattle Times zudeckt, war korrekt. Und natürlich ist ihm das angegebene Postamt nur allzu gut bekannt. Als er dann gesehen hat, wie mich die Reportermeute in die Enge trieb, hat er sofort die richtigen Schlüsse gezogen und mich gerettet.«
    »Zum Glück! Er hat sich eine Belohnung verdient, wenn du mich fragst. Ohne ihn hätte das übel ausgehen können.«
    »Natürlich! Deshalb bekommt er von mir ein Leben lang so viel Schokolade, wie er möchte. Das habe ich ihm gestern gesagt. Aber du hättest ihn sehen müssen! Ich habe ihn fast nicht wiedererkannt. Sauber gewaschen und rasiert, neue Kleidung und so weiter. Seit seinem Auftritt überweisen die Leute von überall her Geld an einen Fonds, den Channel 2 für ihn eingerichtet hat. Er hat mittlerweile eine Wohnung und einen Halbtagsjob. Ein Autohändler hat ihm sogar angeboten, ihm ein Auto zur Verfügung zu stellen, wenn er in einer seiner Werbeveranstaltungen auftritt.«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst!«
    Sophie nickte. »O doch.«
    »Unglaublich.« Garrett musterte Sophie mit einem liebevollen Lächeln, und sie erwiderte sein Lächeln ganz automatisch, wurde aber schlagartig ernst, als sie es bemerkte, befürchtete sie doch, er könne daraus ableiten, dass sie gern mit ihm zusammen war. Was sie nicht war. Oder etwa doch?
    Gegen acht Uhr abends öffneten Garrett und Sophie jeder einen letzten Brief, überflogen den Inhalt und warfen beide auf den Stapel mit den inakzeptablen Zuschriften.
    »Mein Brief kam von einem Typen in Pennsylvania, der schreibt, Glück sei eine Rolle Klopapier, wenn man sich im Wald verlaufen hat«, berichtete Garrett sarkastisch. »Und deiner?«
    »Seit sechsunddreißig Jahren jeden Morgen neben demselben Mann aufzuwachen … und noch viele weitere Jahre gemeinsamen Aufwachens vor sich zu haben.«
    Garrett warf ihr einen undefinierbaren Blick zu. »Und das genügt für deine Vorstellung vom Glück nicht?«
    »Nein. Na und?« Sie zuckte die Achseln.
    »Es zählt bei dir wirklich nicht? Ich würde alles dafür geben, jemanden … jemanden zu haben, der jeden Tag für mich da ist, der mir viele Jahre lang vertraut und mich liebt.«
    »Ach wirklich?«, blaffte sie zurück und versuchte, ihre Gefühle zu beherrschen. »Entschuldige, aber vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass du das alles hättest haben können … und es weggeworfen hast.«
    Garrett senkte den Blick. »Ich weiß.«
    Sophie wartete, ob er noch etwas sagen würde. »Ich glaube, du missverstehst, was diese Frau geschrieben hat. Die Quintessenz ist doch eigentlich, dass sie glücklich ist, wenn sie aufwacht . Und ich bin kein Morgenmensch. Also, an mich ist diese Art von Glück definitiv verschwendet.«
    Garrett hob den Blick und grinste. »Du

Weitere Kostenlose Bücher