Glueckstreffer - Roman
zulege.«
»Kann ich mitkommen?«, wollte Evalynn wissen, wobei der Ton ihrer Stimme verriet, dass sie so oder so fest entschlossen war mitzufahren – gleichgültig, was Sophie antworten würde.
»Das musst du entscheiden. Aber wenn du mitkommst, musst du mir helfen, die restliche Post zu erledigen. In der Zwischenzeit sind sicher noch mehr Zuschriften eingetroffen. Während die eine fährt, liest die andere die Briefe vor.«
Evi lächelte. »Großartig … Verspricht, eine aufregende Fahrt zu werden. Ich lese vor, du verweigerst die Annahme, und ich werfe die Briefe aus dem Fenster.«
Sophie lachte laut. »Gute Idee! Mir ist alles recht, was mir ein Treffen mit dem unsäglichen Du-weißt-schon-wen-ich-meine erspart.«
Kapitel 29
Deine Laune ist schlecht?
Wie passend: deine Aussichten auch.
IN DER FOLGENDEN Woche rief Garrett fast täglich an, um den Stand der Dinge in Sachen Zeitungsannonce zu erfragen. Obwohl Sophie sich eine kleine Auszeit von der Bearbeitung der Zuschriften gegönnt hatte, die sich schon wieder an der Rückwand der Küche stapelten, versprach sie ihm, diese während ihres sonntäglichen Ausflugs zu lesen.
»Ausflug?«, fragte er erstaunt. »Wo willst du denn hin?«
»Das geht dich nichts an.«
»Und mit wem fährst du?«, drängte er weiter.
»Mit jemandem, den ich kenne«, erwiderte Sophie abweisend.
»Aber doch nicht mit einem Mann, oder?«
Sophie musste unwillkürlich schmunzeln, ließ sich jedoch nichts anmerken. »Ist das wichtig?«
»Also … nein«, stotterte er. »Es ist nur … Darf ich fragen, was der Anlass für diese Fahrt ist?«
Sophie begann es, Spaß zu machen, Garrett zu verunsichern. »Tja, wie soll ich es ausdrücken? Sagen wir, ich möchte die Eltern von jemandem kennenlernen.«
Garrett schwieg. »Verstehe«, murmelte er schließlich. »Dann wünsche ich dir viel Spaß.« Damit legte er auf.
Am Freitag verließ Sophie das Chocolats de Sophie unmittelbar, nachdem Randy eingetroffen war. Sie war selbst über die Entschlossenheit überrascht, mit der sie in den Bus stieg, zu einem Pfandleihhaus in Tacoma fuhr und die Idee, die sie bereits seit einiger Zeit mit sich herumtrug, in die Tat umsetzte: Sie versetzte den Brillantring, den Garrett ihr zur Verlobung geschenkt hatte. Mit einem Bündel Geldscheinen in der Tasche suchte sie den erstbesten Gebrauchtwagenhändler auf und erstand einen sieben Jahre alten Ford Explorer. Es war zwar nicht eben das eleganteste Auto, hatte für sein Alter jedoch wenig Kilometer auf dem Tacho, einen fairen Preis und vor allem eine gute Straßenlage.
Sophie fuhr den Ford langsam vom Parkplatz des Autohändlers und blieb auch während der Fahrt nach Hause stets unter der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit. Safety first , sagte sie sich, wenn andere, schnellere Autos sie hupend überholten.
Nach Geschäftsschluss am Samstag fuhr sie mehrere Stunden lang durch Seattle und Umgebung, bis sie sich hinter dem Steuer sicher fühlte. Je länger sie den Wagen fuhr, umso vertrauter wurde er ihr. Doch was die Geschwindigkeit anging, blieb sie auch weiterhin unter dem vorgeschriebenen Limit.
»Du fährst wie eine alte Frau«, bemerkte Evalynn am darauffolgenden Morgen, nachdem Sophie sie für die Fahrt nach Millwood abgeholt hatte.
»Seit wann bist du sexistisch?«, konterte Sophie.
»Ich bin sogar diskriminierend. Ist mir egal – es ist die Wahrheit. Wenn du nicht ein bisschen mehr aufs Gas drückst, brauchen wir für die Hinfahrt eine Woche.«
Sophie hielt das Lenkrad fest umklammert, während sie etwas mehr Gas gab – allerdings zu wenig, um den normalen Verkehrsfluss nicht nach wie vor zu behindern.
Nach einer Stunde Fahrt verlangte Evalynn von Sophie, die nächste Ausfahrt zu nehmen und die Plätze zu tauschen. Sophie gehorchte bereitwillig und übernahm erleichtert den sicheren Beifahrersitz und das Vorlesen der Post.
Ungefähr auf halber Strecke klingelte Sophies Handy. Auf dem Display erschien Garretts Nummer. »Soll ich abheben?«, fragte sie Evalynn.
»Das musst du wissen.«
»Dann lieber nicht.«
»In Ordnung.«
»Aber wie ich ihn kenne, ruft er so lange an, bis ich mich endlich melde.«
Evalynn lachte. »Dann tu, was du nicht lassen kannst. Du willst es offenbar nicht anders.«
Sophie warf ihr einen düsteren Blick zu und hob ab. »Hallo?«, meldete sie sich.
Garrett saß zu Hause in seinem Wohnzimmer. »Hallo, Sophie!«, begann er. »Garrett hier.«
»Ich weiß. Was willst du?«, erkundigte sie sich in
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