Glueckstreffer - Roman
hänseln, weil ich nicht mit Mädchen reden mag.«
Alle lachten befreit, wenn Alex dabei auch etwas rot wurde.
Sie unterhielten sich noch eine Weile angeregt, dann mahnte Ellen zum Aufbruch. Sophie hatte Alex während des Gesprächs immer wieder beobachtet. Sie bewunderte die Fröhlichkeit und den Optimismus, die er sich trotz aller Schicksalsschläge bewahrt hatte. Es passt zu ihm , dachte sie, dass er auf eine Suchanzeige nach dem Glück antwortet. Lebt allein, hat seine Eltern verloren, ist behindert und hat dennoch nie das Lachen verlernt.
Kapitel 28
Reiß dich am Zügel, sonst vergaloppierst du dich.
Evalynn startete den Motor. »Und jetzt? Wohin fahren wir?«, fragte sie, ohne den Gang einzulegen. Sie sah Sophie an, die auf dem Beifahrersitz selbstvergessen mit ihrem Haar spielte.
Sophie schien sie nicht gehört zu haben. Sie starrte noch immer durch die Windschutzscheibe auf das Haus von Jacob und Alex Barnes. Alex stand im Türrahmen und winkte ihnen zu. Sophie erwiderte lächelnd seinen Abschiedsgruß.
Als Sophie Evalynns Frage nicht beantwortete, meldete sich Ellen vom Rücksitz zu Wort: »Weißt du, was ich glaube, Sweets? Dieser Besuch hat dir verdammt gutgetan.«
»Ach ja?« Sophie drehte sich zu ihrer Pflegemutter um. »Was war deiner Ansicht nach so gut daran? Die Tatsache, dass Jacob einen Tag nach dem Tod seiner Frau durch mich vier Finger seiner Hand verloren hat? Oder herauszufinden, dass er mittlerweile ebenfalls tot ist?«
Ellen rollte mit den Augen. »Die Tatsache, dass er dir nie die Schuld an diesem Unfall gegeben hat.«
»Pah! Das ist nur eine Spekulation von Meredith!«
»Sophie«, begann Ellen in mütterlich vorwurfsvollem Ton. »Wann akzeptierst du endlich, dass du nichts dafürkannst? Es war einfach Pech! Unglückliche Umstände haben zu diesem Unfall geführt.«
Sophie zog die Augenbrauen hoch. »Ach, egal! Ehrlich gesagt habe ich mich im Lauf der Jahre mit dem, was passiert ist, abgefunden. Nur an meinen Geburtstagen beschäftigt es mich eben noch. Wir würden jetzt auch gar nicht darüber diskutieren, wäre der Zettel aus dem Glückskeks von damals nicht in meiner Post gelandet.«
Ellen lächelte verständnisvoll. »Du hast ja recht. Inzwischen hast du die Vergangenheit einigermaßen bewältigt. Aber dass dieser Zettel wieder den Weg zu dir gefunden hat! Einfach unglaublich! Man könnte fast meinen, es war …«
»Jetzt geht das wieder los!«, seufzte Sophie.
Evi lachte.
Ellen beachtete die beiden gar nicht. »Vorsehung. Eine andere Erklärung gibt es für mich nicht.«
»Natürlich nicht«, bemerkte Sophie sarkastisch. Sie wandte sich ab und starrte wieder durch die Windschutzscheibe nach draußen. »Das Schicksal hat dafür gesorgt, dass Alex das Video auf YouTube sieht, und ihn dazu veranlasst, auf die Suchanzeige zu antworten. Ich bin sicher, mein Wohl und Wehe steht ganz oben auf der Agenda einer überirdischen Macht!« Sophie lachte kurz auf. Sie machte sich gern über Ellens Überzeugung lustig, derzufolge bei sogenannten Zufällen des Lebens in Wahrheit stets die Vorsehung die Hand im Spiel hatte.
Evi lächelte amüsiert.
»Lacht nur«, seufzte Ellen, »aber ich bleibe dabei, dass alles im Leben vorherbestimmt ist.«
Sophie und Evalynn tauschten einen flüchtigen Seitenblick, rührten dann aber nicht weiter an dieses Thema. Da Alex noch immer winkend in der Haustüre stand, beschloss Evalynn, ihn endlich zu erlösen. Sie legte den Gang ein und lenkte den Wagen auf die Fahrbahn. Da die Straße eine Sackgasse war, musste sie wenden. Als sie kurz darauf erneut am Haus der Familie Barnes vorbeifuhren, stand Alex noch immer draußen und winkte. Alle drei Frauen winkten zurück.
Außer Sichtweite des Barnes’schen Hauses verstellte Evalynn den Rückspiegel so, dass sie Ellen besser sehen konnte. »Möchte mir jetzt vielleicht einmal jemand sagen, wohin ich fahren soll?«
Ellen warf Evalynn im Rückspiegel nur einen Blick zu, der besagte, dass sie keinen blassen Schimmer hatte.
»Sophie?«, fragte Evalynn.
Die Antwort war Schweigen. Doch nur einen Moment lang.
»Ich möchte deine Kopie des Unfallberichts lesen«, bat Sophie Ellen unvermittelt, ohne sich umzudrehen. »Du hast ihn doch noch, oder?«
»Darf ich fragen, weshalb?«
Jetzt wandte sich Sophie zu ihr um. Ihr Gesichtsausdruck war ruhig und entschlossen. »Weil du recht hattest. Dieser Besuch hat mir gutgetan. Ich hätte ihn schon vor langer Zeit unternehmen sollen.«
In diesem Moment klingelte
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