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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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freundschaftlichen Rippenstoß. »Ich glaube, da hat jemand einen neuen Verehrer gefunden«, frotzelte sie.
    »Ja«, antwortete Sophie stolz. »Damit könntest du recht haben.«
    »Möchtest du uns jetzt nicht sagen, warum du den Polizeibericht sehen willst?«, erkundigte sich Ellen vom Rücksitz aus.
    Sophie lockerte den Sicherheitsgurt, damit sie sich bequemer zu ihrer Pflegemutter umdrehen konnte. »Das Beste an diesem Besuch hat für mich nichts mit dem zu tun, was Alex und Meredith mir erzählt haben. Für mich war wichtig, was ich ihnen gesagt habe. Allein dass ich über meine Rolle bei diesem Unfall sprechen konnte … war wie ein Befreiungsschlag für mich.« Sophies Miene drückte Entschlossenheit aus. »Ich möchte diese Geschichte ein und für alle Mal hinter mir lassen. Sie hat mich schon viel zu lange belastet. Falls in diesem Bericht also noch andere Personen genannt werden, die ich aufsuchen sollte, dann muss ich das jetzt wissen.«
    Ellen nickte. »Er liegt zu Hause in meiner Schreibtischschublade.«
    Eine Viertelstunde später hielten sie vor Ellens Apartmenthaus und gingen gemeinsam in den dritten Stock hinauf. Sophie und Evalynn warteten am Küchentisch, bis Ellen den Polizeibericht aus ihrem Schreibtisch im Schlafzimmer geholt hatte, und sofort vertiefte Sophie sich in den zwanzig Jahre alten Bericht. Sie machte sich mit den Familiennamen der anderen Autoinsassen vertraut. Sie las deren Aussagen und die Angaben der übrigen Augenzeugen, die gesehen hatten, wie es zu der Katastrophe gekommen war. Es war ein schmerzlicher Ausflug in die Vergangenheit. Allerdings stellte sich bei der Lektüre vieles etwas anders dar, als Sophie es als verängstigtes neunjähriges Mädchen gesehen und empfunden hatte. Jetzt las sie die Ereignisse und Berichte von Erwachsenen selbst mit den Augen einer Erwachsenen.
    Keiner der Zeugen hatte damals erkannt, dass ein kleines Kind in einem Volvo etwas mit dem tödlichen Ausgang des Unfalls zu tun gehabt hatte.
    Als sie geendet hatte, klappte Sophie die Akte zu und schob sie über den Tisch zu Ellen hinüber.
    »Sag jetzt nicht, dass du mit jeder Person Kontakt aufnehmen möchtest, die in diesem Bericht namentlich erwähnt ist«, sagte Ellen.
    Sophie schüttelte den Kopf. »Nein …«
    »Aber?«, fragte Evi prompt.
    Sophie lächelte flüchtig. »Nein … Aber eine Familie verdient bestimmt meinen Besuch.«
    Ellen runzelte die Stirn. »Die Familie des anderen Unfallopfers?«
    Sophie nickte. »Tim McDonald. Er war Fahrer bei UPS und ist einige Tage später seinen Verletzungen erlegen. Es ist … Es hat mir gutgetan, den Bericht zu lesen. Ich könnte mir vorstellen, dass seine Familie ebenfalls gern eine Kopie hätte. Falls das in Ordnung ist? Und wenn ich ihr den Bericht überbringe, habe ich Gelegenheit, einige Einzelheiten zu erklären, die darin unerwähnt geblieben sind. Es ist mir wichtig, dass sie diese Dinge erfahren.«
    Ellen seufzte. Sie schob ihren Stuhl zurück. »Ich kann diesen Leuten keine Kopie überlassen, Sweets. Aber wenn sie es für sich behalten, können sie mein Exemplar lesen.« Sie schüttelte den Kopf, als hielte sie nicht sehr viel von dieser Idee. »Ich hänge mich mal ans Telefon. Mal sehen, ob ich die Familie ausfindig machen kann.« Sie nahm den Bericht und verließ die Küche.
    Kurze Zeit später kehrte Ellen mit einem gelben Zettel in der Hand zurück. Sie legte den Polizeibericht auf den Tisch und klebte den Zettel darauf. »Die nächste noch lebende Verwandte ist Tims Mutter, eine Frau namens Lucy McDonald. Sie lebt an der Grenze zu Idaho in einer kleinen Vorstadt von Spokane, in Millwood. Hier steht die Adresse.«
    »Millwood«, wiederholte Sophie. »Wie lange fährt man dorthin?«
    »Hin und zurück ungefähr acht Stunden«, antwortete Ellen.
    Sophie lächelte. »Dann muss ich meine Fahrkünste wohl ein bisschen aufpolieren.«
    »Du kannst den weiten Weg nicht allein fahren, Sophie. Nimm Evi mit! Oder mich! Du bist so lange Strecken am Steuer nicht gewöhnt. Außerdem hast du gar kein Auto.«
    Sophie trommelte unruhig mit den Fingern auf die Tischplatte und überlegte. Ellen hatte sie mit sechzehn gezwungen, den Führerschein zu machen. Aber Sophie fuhr nicht gern Auto. Die Angst, einen Unfall zu verursachen, ihr Kindheitstrauma, hatte sie nie verlassen. Obwohl sie einen Führerschein besaß, hatte sie es stets vorgezogen, mit dem Bus oder bei Freunden mitzufahren. »Du hast recht. Es ist wirklich an der Zeit, dass ich mir ein Auto

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