Glueckstreffer - Roman
und zwanzig Jahre später ausgerechnet ihr Herz erobert hatte.
»Ich weiß«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. »Aber ich glaube nicht, dass ich das kann.«
Kapitel 31
Jemand sucht deine Nähe. Wenn du klug bist, suchst du das Weite.
ÜBER EINE STUNDE lang wanderte Sophie in dieser Nacht rastlos in ihrem Wohnzimmer auf und ab und starrte auf ihr Handy, das auf dem Couchtisch lag. Sie ahnte, dass sie jetzt vermutlich die gleichen Ängste durchlebte, die Garrett so viele Monate zuvor von ihr ferngehalten hatten. Gelegentlich ist es einfacher, mit einer Lüge zu leben, als der Wahrheit ins Auge zu sehen , dachte sie.
Sophie fuhr sich immer wieder nervös durchs Haar und kaute auf der Unterlippe. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Jetzt oder nie, dachte sie. Mit einer schwungvollen Bewegung nahm sie das Handy vom Tisch, wählte Garretts Nummer, hielt das Gerät dicht ans Ohr gepresst und versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren, während sie dem Freizeichen lauschte.
Es klingelte endlos, ohne dass am anderen Ende jemand antwortete. Schließlich schaltete sich die Ansage von Garretts Mailbox ein.
Frustriert klappte Sophie ihr Handy wieder zu. Er geht sonst immer ran! Endlich habe ich allen Mut zusammengenommen, und jetzt geht er einfach nicht ran!
Sie wählte erneut. Diesmal meldete er sich nach dem vierten Klingelton.
»Sophie?«
»Garrett! Ich habe gerade versucht, dich zu erreichen.«
Er zögerte mit der Antwort. »Ich … Ich habe deinen Anruf nicht erwartet. Kann ich dich zurückrufen, Sophie? Ich bin gerade beschäftigt.«
»Oh … Beschäftigt? Womit? Es ist nämlich wichtig.«
Erneut blieb es am anderen Ende einen Moment lang still. »Es ist jemand auf der anderen Leitung«, antwortete er schließlich.
Diesmal zögerte Sophie mit der Antwort. »Ach? Ist es beruflich?«
»Nein, Sophie. Ich rufe dich in ein paar Minuten zurück, okay? Wir sind gerade mitten im Gespräch. Ich muss noch kurz etwas mit ihr besprechen. Dann habe ich Zeit für dich.«
»Mit ihr?«, wiederholte Sophie verblüfft. »Ist es privat?«
Garrett benötigte erneut einige Sekunden, bis er antwortete. »Ich rufe zurück, Sophie. Warte auf meinen Anruf!«
Und damit beendete er das Gespräch.
Sophie starrte auf das Display ihres Telefons. Es zeigte an, wie lange der Anruf gedauert hatte.
Eine Minute und drei Sekunden? Nach all der langen Warterei hat er sage und schreibe eine Minute und drei Sekunden für mich Zeit?
Allerdings war dies kaum das, was ihr Sorgen machte. Selbst wenn er ihr keine Rechenschaft schuldig war: Der Gedanke, dass er seine Zeit mit einer anderen Frau verbrachte, versetzte ihr einen Stich. Wie konnte er nur? Zwischen ihnen war noch längst nicht alles geklärt. Wusste er denn nicht, dass man eine Sache erst einmal zu Ende brachte, bevor man eine neue anfing? Immerhin war er erst einen Monat zuvor in ihrem Laden aufgetaucht und hatte ihr versichert, dass er sie trotz allem immer noch liebe. Und jetzt gab es plötzlich eine andere?
Sie hasste sich für diese Gedanken. Die Trennung von Garrett hätte sie längst abhaken müssen.
Sophie klappte ihr Handy zu und warf es auf die Couch. Dann ließ sie sich daneben in die Polster fallen.
Exakt zehn Minuten später klingelte ihr Telefon. Sie hob sofort ab.
»Wir müssen reden«, begann sie schroff und ohne Einleitung. Obwohl sie nicht unhöflich sein wollte, gelang es ihr nicht, über ihren Schatten zu springen und ihre Verärgerung zu verbergen.
»Dachte ich’s mir doch«, antwortete er leicht süffisant. »Warum hättest du auch sonst anrufen sollen?«
»Sehr komisch. Ich meine … Wir müssen reden . Das heißt, es ist Zeit für das Gespräch, zu dem du mich die ganze Zeit zwingen wolltest. Ich habe beschlossen, die Sache nicht mehr auf die lange Bank zu schieben. Ich möchte wissen, was du mir zu sagen hast.«
»Du meinst das Gespräch, das ich bei einer Verabredung in aller Ruhe mit dir führen wollte?«, fragte er vorsichtig.
»Ja.«
Diesmal lachte Garrett laut auf. »Wow! Höre ich da so etwas wie Eifersucht heraus? Kaum hörst du, dass ich mit einer anderen Frau spreche, kriege ich postwendend meine Chance?«
»Das hat nichts miteinander zu tun«, tat sie ihn ab. »Ich … Wir müssen reden. Vergiss unsere Abmachung. Die Sache ist gelaufen. War sowieso eine dumme Idee. Treffen wir uns doch irgendwo, wo wir uns in Ruhe aussprechen können. Das heißt, du kannst auch gern hierher … zu mir … kommen. Dazu müssen wir uns ja nicht
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