GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
lieber pragmatisch bei seinen Kernkompetenzen:
„Können Sie mir den auch verlegen?“, komme ich dann auch gleich zur Sache. „Und was würde das Verlegen dieser Flauschunterlage denn kosten?“
Herr Osterbaum winkt ab. Eine Bewegung, die ich eindeutig als belanglos einstufe.
„Ich kann aber nur am Abend oder am Wochenende“, füge ich noch hinzu.
„ Am Samstag 14.00 Uhr?“
„Diesen Samstag schon?“ Ich bin hocherfreut und himmle Herrn Osterbaum dankbar an.
Samstag. Das Aufstehen fällt mir in letzter Zeit sehr schwer.
Wenn ich die Augen öffne, scheint noch alles in Ordnung. Aber dann erwachen die Gedanken und flüstern mir zu: Nichts ist wie immer. Du bist jetzt allein. Eine einsame Frau. Schlimmer noch, eine betrogene Frau. Bleib liegen, es lohnt nicht aufzustehen! Husch, zieh dir die Decke über den Kopf und häng deinen Gedanken nach. Ich kann dir gern ein paar düstere Denkanstöße geben.
Aber heute schüttle ich das lähmende Geflecht von Vorstellungen und Erinnerungen ab. Osterbaum wird meinen Teppich verlegen und ich muss meine Wohnung ausräumen.
Der Handwerker ist pünktlich und räumt mit mir noch meine Schlafcouch und meinen riesigen Fernsehapparat aus der Wohnung. Danach macht er sich umgehend an die Arbeit. Osterbaum arbeitet mit freiem Oberkörper, während ich aufmerksam mit einem Glas Rotwein in der Ecke lungere und seine auffallenden Tätowierungen bestaune. Eigentlich mag ich keine martialische Körperkunst. Eigentlich mag ich auch keine Muskelprotze und keine blonden langhaarigen Männer mit Dreitagebart, die beinahe aussehen wie Brad Pitt. Aber wer bin ich denn noch, dass ich irgendwelche Ansprüche stellen darf. Argusäugig richte ich mein Augenmerk wieder auf den glänzenden Oberkörper des Handwerkers, auf seine angespannten Muskeln. Osterbaum ist ein fleißiger Mann. Er hat sich bereits in mein Schlafzimmer vorgearbeitet. Jetzt stehe ich genau hinter ihm und betrachte ausgiebig seinen knackigen Hintern. Osterbaum scheint noch sehr vertieft in seine Arbeit. Er bekommt nicht mit, dass ich breitbeinig hinter ihm stehe. Nackt. Mit nichts als meinen hochhackigen Schuhen am Leib.
„Sie haben gute Arbeit geleistet, Herr Osterbaum, was bin ich Ihnen schuldig?“
Vergleichsweise übermütig fällt er Osterbaum über mich her.
Nun , was soll ich sagen? Osterbaum versteht sich nun mal besser aufs Verlegen als aufs Verführen. Er ist ein solider Rammler, der sich vermutlich auf den Teppichen dieser Welt zu Hause fühlt. Doch sein Werkzeug kann sich auch nicht im Entferntesten mit „Herrn Knappe“ messen. Dafür ist es viel zu klein, genau genommen auch viel zu dünn, eigentlich habe ich es gar nicht gespürt. Trotzdem fühle ich mich in meiner Funktion als Teppichluder bestätigt. Für mein angekratztes Ego war das ein Racheakt. Obwohl es sich mehr als Verzweiflungsakt anfühlte.
Einige Tage später bekomme ich die Rechnung präsentiert. Fürs Verlegen, versteht sich.
1 .300 Euro abzüglich 50% Rabatt, bei sofortiger Zahlung 3% Skonto. Eigentlich habe ich ja mit 100% Rabatt gerechnet, und eigentlich habe ich sogar geglaubt, dass ich da noch was raus bekomme. Auch wenn der verbleibende Betrag gerade mal noch die Materialkosten umfasst, habe ich jetzt ein Problem: Die rosarote Realitätsverdrängung des Kaufrauschs ist vorbei und ich habe kein Geld. Ich muss zur Bank.
Ich betrete das Kreditinstitut meines Vertrauens und blicke mich misstrauisch um. Ich werde von den adrett gekleideten Mitarbeitern kaum eines Blickes gewürdigt. Vielleicht sehen dir mir an, dass ich eine Bettlerin bin. Ich steuere mutlos auf den Informationsstand zu und erkundige mich nach Herrn Zeck. Ich muss eine halbe Stunde warten, bis ich bei ihm vorsprechen darf.
„Guten Tag, Frau Stern!“
Ich drücke seine knochige Hand mit den spinnenartigen Fingern und blicke kleinmütig in das Mäusegesicht eines Geizkragens. Herr Zeck erscheint mir wie das Klischee auf zwei Beinen. Er ist ein hagerer Mann. Sein Tisch scheint keimfrei, ein Hauch von Sagrotan liegt in der Luft. Die Stifte sind nach Farben sortiert. Die wenigen Unterlagen verlaufen rechtwinklig zur Tischkante. Herr Zeck beginnt in aller Gemütsruhe einen Bleistift zu spitzen, natürlich mit einer Spitzmaschine. Ich schaue ihm dabei zu, versuche dabei sehr achtsam zu erscheinen. Sicher ist das Bleistiftspitzen für diesen Mann eine Art Entspannungsritual und vielleicht ist er ja nach dem Spitzen total zugänglich.
„ Oder gar
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