GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
muss ich die Kamera irgendwo verloren haben. Sehr bedauerlich.
„Hast du eigentlich ein Foto von ihm irgendwo?“, frage ich Marlene.
„Nein, obwohl ich mal welche mit meinem Handy gemacht habe, komischerweise waren die dann nicht mehr drauf, vermutlich habe ich sie versehentlich gelöscht, bin ja nicht so der Technikfreak. “
„Die hättest du mir dann bestimmt gezeigt? Oder?“
„Ja klar!“ Marlene stutzt.
„Du meinst …?“
„Ich bin mir ziemlich sicher!“, entgeg ne ich verstimmt.
„ Mistkerl!“
„Hast du ihn eigentlich wirklich geliebt?“, will ich wissen.
„Ja, verdammt, ich liebe … ich war in ihn verliebt! Der Typ hat mit total die Birne verdreht“, schimpft Marlene.
„Und du?“
„Ich liebe ihn immer noch“, g ebe ich zu. „Warum hat er das nur getan?“
„Warum sind wir drauf reingefallen?“, ergänzt Marlene spöttisch.
„ Warum hätte nicht einfach alles so weitergehen können, wie es war“, denke ich verbittert.
„Warum hat er die Bombe so früh platzen lassen. Er hätte seine Maskerade weiterführen können. Warum hat er die Maske so früh fallen lassen?“, spekuliere ich laut.
„Weil wir es ihm wert waren!“ Marlene zieht ich rechte Augenbraue hoch und lächelt mich lakonisch an. „Der Mann hat Charakter!“
Ich schweige bedrückt und weiche Marlenes Blick aus.
„Was ist?“, hakt sie nach. „Spekulierst du etwa damit, dich auf seine Spielchen einzulassen?“
Ich gebe keine Antwort und starre konzentriert meine Fußspitzen an.
„Ihm ein halbes Jahr Zeit lassen, bis er sich für eine von uns entschieden hat! Was bildet der sich eigentlich ein? Wo hat der diese Idee nur aufgeschnappt. Der Idiot!“, wettert Marlene abfällig, um hinterherzuschieben: „Also was ist jetzt? Hast du Lust, heute Abend mit mir und Peter auszugehen oder nicht?“
„Nein, danke. Mir ist nicht danach. Ich muss in Ruhe meine Gedanken ordnen. Ich kann das nicht einfach so wegstecken wie du. Ich muss mich darauf einlassen, meine Enttäuschung ausleben, mich zu Ende ärgern, verstehst du?“
Sie schüttelt genervt den Kopf. „Dann pass bloß auf, dass du nicht in deinem Frust ersäufst! Mich überrascht das ja schon, dass dich das alles so mitnimmt. Schließlich warst es ja du, die ihm in die Eier getreten hat. Das hätte ich dir nicht zugetraut. Ich hätte das nicht fertig gebracht. Hut ab!“
Marlene n immt mich plötzlich in den Arm und ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf.
„Verdammt Marlene, für mich war dieser Mann nicht einfach ein Abenteuer. Für mich war es die große Liebe. Klingt furchtbar kitschig, ich weiß!“
„Jetzt fang bloß nicht an zu heulen“, warnt sie mich.
„Doch ich muss! Und zwar jetzt! Bitte! Ich will nicht alleine heulen!“
„Besser?“, fragt Marlene nach ein paar Minuten.
„Viel besser“, stamm le ich und schnäuze in mein Taschentuch.
„Übrigens habe ich mir überlegt, Puschel eine Freundin zu besorgen, da ist er nicht mehr so allein.“
„Eine Puscheline? Wie schön“, schniefe ich abgelenkt.
Mir ist völlig klar, dass das für Marlene eine Art Ersatzhandlung ist. Ich warte einen Moment, bis sich der spontane Gedanke, Caruso auch eine Gespielin zu beschaffen, verflüchtigt. Stattdessen lasse ich mich von der Idee packen, mir lieber ein elektrisches Gerät zu kaufen, sobald das Konto das auch nur irgendwie wieder hergibt.
Seit einiger Zeit liebäugele ich mit einem edlen Staubsauger. Nicht nur die Farbe, sondern auch das schnittige Design sind Grund genug, die Kehrmaschine bald in meine Arme zu schließen. Also marschiere ich umgehend zum Elektrohändler meines Vertrauens. Wie das so ist: In Zeiten, in denen der Liebeskummer mit Kaufrausch bekämpft sein will, sind finanzielle Nöte gleich mit vergessen. Beim Händler bestelle ich auch gleich die dazu erforderliche Teppichauslegeware. Meine Wohnung ist nur mit Fliesen ausgelegt. Der junge Herr Osterbaum, typischer Fall von „2. Generation Handwerkerbetrieb“, verkauft mir den Staubsauger, lobt meine Kaufentscheidung und legt mir ein paar Teppichmuster zur Auswahl vor. Ich entscheide mich für die Farbe schwarz. Ganz meiner Gemütsverfassung angemessen. Herr Osterbaum wiegt zweifelnd den Kopf hin und her. „Da sieht man aber wirklich jeden hellen Fleck“, werde ich eindringlich gewarnt.
„Wie soll denn da ein heller Fleck drauf kommen?“
Herr Osterbaum feixt mich schamlos an.
„Handwerk hat goldene Hoden“, denke ich mir bei seiner Anspielung, bleibe aber
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