GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
Sicht!“, höre ich meine innere Stimme schwafeln.
Ich gehe zügig weiter und komme wieder bei den gutgelaunten Pennern vorbei. Zwei von ihnen nehmen mich einfach in den Arm und wollen mich zu einer Gruppensex-Party unter der Brücke einladen. So glaubhaft ich eben nur kann, lehne ich verlegen ab. Mit der Begründung, bereits eine Verabredung zu haben.
„Ein anderes Mal gern“, füge ich noch kleinlaut hinzu.
„Richtig so, man muss eben nehmen was man kriegt!“
„ Ja, oder besser noch, was einem zusteht!“, kontere ich verbittert, ohne darauf eine weitere Antwort zu erhalten.
Zu Hause angekommen lasse ich mir Badewasser in die Wanne, um meine steifen Knochen aufzuweichen. Ich zünde mir ein paar Kerzen an und kuschle mich gemütlich in das Wasser. Die Wärme des Elements verleiht mir Geborgenheit. Ich denke an Markus. Erinnerungsfetzen flackern auf. Ich tauche kurz ab, um sie los zu werden. „Hat es überhaupt Sinn wieder aufzutauchen?“, denke ich unter Wasser.
Nach dem Baden begebe ich mich ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher ein. Eine Talkshow zum Thema: Liebe zu dritt.
Zwei weibliche Gäste plaudern schamlos über das Zusammenleben mit zwei Männern. Ich muss blitzartig an meine Mutter denken. „Oh Gott!“, denke ich wachsam und betrachte die weiblichen TV-Plaudertaschen etwas genauer. Nein, meine Mutter gehört gottlob nicht zu den geladenen Gästen. Trotzdem verfolge ich die eingeblendete Reportage mit großem Interesse. Beide Damen betonen ausdrücklich, dass sie noch nie so glücklich in ihrem Leben waren.
„Das wäre nichts für mich“, brumme ich vor mich hin, während ich mir schon das dritte Glas Rotwein einschenke. Der Wein tut gut, benebelt meine Gedanken und beruhigt mein schlechtes Gewissen, Markus am Telefon so abserviert zu haben. Vielleicht sollte ich ihn anrufen. Die Gelegenheit wäre günstig. Ich bin sternhagelvoll. Vielleicht bringe ich ihn zum Lachen. Ich könnte ihm ja erzählen, dass ich sehr traurig bin, vielleicht würde er sich darüber lustig machen. Ich schlürfe in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen und mir eine Kanne Kaffee zu kochen. Ich stutze. Hört sich an, als hätte jemand an meiner Tür geklingelt. Aber vielleicht habe ich mir das nur eingebildet. Sicherheitshalber schleiche ich trotzdem zur Tür und äuge durch den Spion. Eine Frau im Jogginganzug und zwei kleinen Hunden auf dem Arm steht vor meiner Tür.
„Was willst du denn hier? Und dann so spät, was ist passiert?“
Marlene antwortet nicht, sondern fällt mir schluchzend um den Hals. Ich habe Probleme ihr Gewicht auszupendeln.
„Ich halt das nicht mehr aus!“, jammert sie. „Mark hat mich angerufen …“
„ Das wird eine lange Nacht“, denke ich. Nur gut, dass morgen Sonntag ist. Ich streichle die beiden kleinen Hunde, die knurrend an meinem langen Nachthemd herumziehen.
Marlene schenkt sich wortlos ein Glas Wein ein, trinkt es in einem Zug aus und lässt sich erschöpft in die Polster fallen.
„Du siehst schlecht aus“, stelle ich fest.
„Du auch“, bekomme ich erwidert.
„Er hat dich angerufen hast du gesagt. Was hat er denn gesagt?“, erkundige ich mich ungeduldig.
„Wie es mir geht, und dass er mich vermisst, und dass er mich nicht vergessen kann …“
„Was hast du gesagt?“
„Dass es mir saugut geht, dass ich gerade mit einem anderen Kerl beim Ficken bin und er mich dabei gestört hat, das habe ich gesagt … oh heilige Scheiße, was habe ich getan!“
„Du hast wirklich ‚ficken‘ gesagt?“
„Ja, verdammt, ich war wütend!“
Ich nicke sehr verständnisvoll.
„Ja … hat es denn gestimmt?“, frage ich treudoof.
Marlene weicht beschämt meinem Blick aus.
„Ja“, gibt sie zu. „Ich lag gerade mit Peter im Bett. Danach habe ich ihn rausgeschmissen. Ich konnte ihn plötzlich nicht mehr ertragen.“
Ich schw eige, denke an meinen Teppichverleger.
„Er hat mich auch angerufen, mich genau das Gleiche gefragt“, weihe ich Marlene ein. „Und ich habe auch ziemlich wütend reagiert, ihm einen Korb erteilt.“
„Danke.“
„Für was?“, frage ich.
„Dass du nicht schwach wirst, mir nicht in den Rücken fällst. Dass wir zusammenhalten, uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, obwohl es schwer fällt, dir und mir …“
Ich nicke schwach, Marlene erhebt das Glas.
„Also, dann Prost … darauf, dass er uns nicht bekommt, nur über unsere Leiche!“
„ … nur im Doppelpack!“, rutscht mir raus. „Ich will gerade mein Glas
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