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GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

Titel: GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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zumindest.
    Gastfreundlich l aden mich die Penner zum Saufen ein. Eine gut gemeinte Geste, aber ich habe meine Bedenken, denen die gute Laune zu vermiesen. Ich bedanke mich so freundlich wie ich eben kann und gehe weiter.
    Seltsamer weise gerate ich auf einen Weg, den ich bis jetzt noch nie gegangen bin. „Wo will ich eigentlich hin? Und verdammt noch mal, wo komme ich eigentlich her?“, flüstere ich vor mich hin.
    Diese verfluchte Gegend kenne ich überhaupt nicht. Eine gespensti sche Kulisse macht sich breit. Der Regen plätschert auf das ruinierte Kopfsteinpflaster. Dichte Nebelschwaden versperren mir die Sicht. Gerade noch kann ich der toten Katze ausweichen, die vor meinen Füßen liegt, und zwei Krähen, die krächzend an mir vorbeiziehen, erschrecken mich fast zu Tode. Nicht nur die Nässe, sondern auch die Angst lähmt langsam meine durchgefrorenen Glieder. In mir macht sich das ungute Gefühl von Endzeitstimmung breit.
    Wenn ich einfach hier stehenbleibe, stehe ich genau dem Nordfriedhof gegenüber. Die kunstvoll verzierten schmiedeeisernen Tore sind einladend weit geöffnet. Ein stummer Wegweiser sozusagen. Man muss die Zeichen nur richtig erkennen. Etwas unschlüssig marschiere ich zum Tor hinein und muss zu meiner Verwunderung feststellen, dass die Luft an diesem Ort der Ruhe, viel angenehmer ist. Jetzt kann ich endlich wieder richtig durchatmen. Durch die gleichmäßigen tiefen Atemzüge fühle ich mich gleich viel wohler und nehme auf einer Holzbank direkt neben dem Leich enschauhaus Platz.
    Langsam schweift mein Blick über die geometrisch angeordneten Gräberreihen, deren Symmetrie in mir ein Gefühl von Orientierung, vielleicht sogar Geborgenheit auslösen. Bewundernd, von Respekt und Anerkennung durchflößt, lasse ich die bemerkenswerten Kunstobjekte der Steinmetze auf mich einwirken. Schon lange war ich nicht mehr in solch einer beeindruckenden Vernissage. Aber leider sind diese baulichen Kunstwerke auch völlig unerschwinglich für meinen durchnässten Geldbeutel, schießt es mir durch den Kopf. Eine Urne ist mit Sicherheit kostengünstiger als ein Grab. Geschmückt mit einem Holzkreuz von schlichter Eleganz, wäre wohl für meine Finanzlage eher angepasst, stelle ich einsichtig fest.
    „ Ein Massengrab wäre noch günstiger!“ , schlägt mir meine innere Stimme vor.
    „ Stimmt!“, gestehe ich mir selbst ein und verlasse demütig diesen Ort des Friedens, der mir fast wieder zu meinem inneren Gleichgewicht verholfen hat.
    Noch von tiefer Demut und Nachdenklichkeit befangen, aber total durchgefroren, begebe ich mich eilig auf den Heimweg.
    Schritt für Schritt versuche ich, die Balance zu halten . Bemüht, nicht wieder aus dem Gleichgewicht zu geraten. Obwohl ich auf einmal wieder weiß, wo ich langzugehen habe, wirkt diese düstere Gegend noch spukhafter auf mich ein als vorher. Vor allem, als ich bemerke, dass hinter mir noch jemand balanciert.
    Ich drehe mich mehr neugierig als ängstlich um und erkenne eine dunkle männliche Gestalt, mit einem langen, dunklen Mantel bekleidet, die zügig in meiner Spur läuft.
    Ich halte an. Bleibe provozierend, beinahe trotzig stehen. Ganz so, als hätte ich nichts mehr zu verlieren. Vielleicht möchte mich dieses taumelnde Nachtgespenst zum Kaffee einladen. Immerhin hat mir die Horoskoptante aus dem Radio für heute Abend noch eine Überraschung prophezeit.
    Der Mann wird unsicher, schlägt seinen Mantelkragen hoch und verlangsamt sein Tempo. Er dreht sich mehrmals um, als hätte er Angst , mit mir gesehen zu werden. Ich dagegen entschließe mich, einige Schritte auf ihn zuzugehen, um herauszufinden, ob dieser geheimnisvolle Vampir überhaupt meinem Geschmack entspricht.
    Schlagartig wechselt er die Spur und springt geradezu ängstlich auf die andere Straßenseite. Wahrscheinlich doch kein Herzensaspirant, sondern nur ein feiger Sittlichkeitsverbrecher, der mir irgendwie angesehen haben muss, dass ich heute nicht sonderlich gut drauf bin, oder ein Exhibitionist, dem mein Verhalten zu dominant ersch eint.
    Schade, wenn der seinen Mantel vor mir aufgerissen hätte, hätte er mich wenigstens zum Lachen ermuntern können.
    Aber jetzt ist es zu spät. Ich kann ihm ja schlecht hinterherlaufen, um mich von dieser Eventualität zu überzeugen. Es schickt sich einfach nicht für eine anständige Frau, einem verängstigten Mann hinterherzulaufen, um seine Genitalien in Augenschein zu nehmen.
    „ Stimmt, du hast einen schlechten Tag und Besserung ist nicht in

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