GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
macht er uns nicht auf?“, wundert sich Marlene, als wir vor der verschlossenen Haustür stehen. Ich betätige den altmodischen Türklopfer.
Die Tür wird langsam geöffnet. Das Gesicht einer jungen Asiatin schiebt sich lächelnd durch den Türspalt. Wie zwei Giraffen blicken wir auf das exotische Wesen herab.
„Harzlich willkoomen“, quakt die kleine Frau.
Sie öffnet die Tür und bittet uns mit einem Handzeichen herein. Wir folgen ihr in den Wohnbereich, unsere Augen argwöhnisch auf die Hotpants der zierlichen Frau geheftet.
„Herr Schuuser“, kichert die kleine Elfe ehrfürchtig, wobei sie mit ihrer zierlichen Hand auf Markus deutet, als handle es sich um den leibhaftigen Buddha.
Markus steht breitbeinig vor uns. Er ist barfuß und trägt ein hellgraues Hemd, das er lässig über einer weißen engen Jeans trägt. Seine Hände hat er lässig in die Hüften gestemmt. Er steht da, wie ein Pirat, der einen lukrativen Beutezug vor Augen hat. Aus einer Mischung von Hochmut und diebischer Vorfreude blinzelt er uns an.
„Ich freue mich sehr, dass ich euch wiedersehe , ich habe euch sehr vermisst“, sagt er ernst. Seine Stimme klingt verlockend warmherzig und vertraut, sogar glaubhaft. Trotzdem stehen ich und Marlene da wie festgefroren. Wie paralysiert folgen wir seiner Gestik und lauschen seiner Stimme.
Markus greift zu der bereitgestellten Flasche Sekt und füllt drei Gläser auf. Gemächlich kommt er auf uns zu. Sein Gang hat etwas unverschämt Anziehendes, wie bei einem Action-Helden, der nach einer neuen Herausforderung sucht. Mir wird klar, dass sich dieser Mann seiner magischen Ausstrahlung bewusst ist. Er setzt sie gezielt ein. Plötzlich komme ich mir vor wie eine Bittstellerin. Unsere ursprüngliche Absicht, diesem Mann unsere Forderungen zu diktieren, gerät ins Wanken. Für einen Bruchteil einer Sekunde erscheint mir unser Angebot albern, geradezu unverschämt.
„Für dich .“ Markus küsst mich kaum wahrnehmbar auf meine Wange. Ich kann sein Aftershave riechen. Ich inhaliere den Duft seiner Haut wie eine abgerichtete Drogenhündin. Mir schießt das Blut in den Kopf und die Angst in die Knochen, dass ich diesen Mann verlieren könnte. Er überreicht mir das Glas. Ich erwidere seinen eindringlichen Blick mit einem verhuschtem Blinzeln und nehme nur am Rande wahr, dass er das gleiche Ritual mit Marlene vollzieht.
„Ihr seh t einfach fantastisch aus“, versucht er unsere Verlegenheit aufzulockern. Er betrachtet unser Outfit. Seine Augen hüpfen abwechselnd zu mir und Marlene. Seine Mimik signalisiert nichts Anzügliches, sein Blick ist gut dosiert. Er behält keine von uns bevorzugt im Auge.
„Wer ist die Frau?“, krächzt Marlene unvermittelt. Sie räuspert sich umgehend, um ihre verschleimte Stimme zu korrigieren.
„Das ist Lilli, meine Hausangestellte. Sie hält meinen Haushalt in Schuss.“
„Deinen Hormonhaushalt auch?“, mucke ich auf. Dabei schaue ich ihn direkt in die Augen. Diesmal versuche ich nicht zu blinzeln. Markus weicht meinem Blick nicht aus.
„Nein, Tosca, das tut sie nicht!“ Seine Stimme klingt fest und zugleich dezent beleidigt. Ich gebe mich gütlich und entschuldige mich mit einem honigsüßen Lächeln, trinke mein Glas in einem Zug leer und halte es ihm auffordernd unter die Nase. Schmunzelnd und ohne ein weiteres Wort auf meine Frage zu verlieren, schenkt er mir nach.
„Lasst uns anstoßen! Auf Euch!“
„Auf uns alle!“, verbessere ich beherzt.
„Nun macht es euch endlich bequem“, fordert er uns auf. Marlene und ich nehmen auf dem Sofa Platz. Markus rückt sich einen Sessel zurecht, um uns genau gegenüber zu sitzen. Während Marlene und ich wie mit dem Lineal ausgerichtet artig auf dem Sofa thronen, hat sich Markus lässig in den Sessel gefläzt. Breitbeinig, den Kopf etwas schräg gelegt, lässt er uns nicht aus den Augen. Meine Augen versenken sich hingegen ungeniert in seinem Schritt. Mein Kopf versorgt mich mit schamlosen Fantasien, mein Kreislauf mit einer guten Durchblutung. Nur Markus’ beherrschter Stimme habe ich zu verdanken, dass ich nicht die Kontrolle verliere, mich wie eine tollwütige Katze auf ihn stürze, sondern mich auf unser eigentliches Anliegen besinne.
„Ihr wolltet mir ein Angebot machen … ich bin sehr neugierig .“
Marlene nippt noch mal an ihrem Glas, bevor sie loslegt:
„Also, wir haben uns Gedanken gemacht. Wir würden dir gern ein Angebot machen … es ist sehr delikat … und wir wissen natürlich nicht, ob
Weitere Kostenlose Bücher